Täglich wird Filirin von Miranda versorgt. Das Fieber will nicht so wirklich brechen. Zumindest nicht dauerhaft. Zum Glück steigt es im Moment aber auch nicht ins unermessliche. Weidenrindentee, Lindenblütentee und Wadenwickel tun ihre Arbeit.
Genügend Flüssigkeit in Filirin hinein zu bekommen war nach wie vor eine Herausforderung. Was dem Fieber auch nicht unbedingt zuträglich war. Feste Nahrung war gerade komplett zu vergessen. Wenn Filirin kurz die Augen aufschlägt ist Miranda sofort mit Suppen, fast flüssigem Kartoffelpüree und Grießbrei oder ganz feinem Haferschleim zur Stelle, damit Filirin wenigstens kleine Mengen Nahrung und mit dieser Nahrung auch gleich Flüssigkeit mit aufnimmt. Wenn Filirin zu schwach zum Essen ist hat sie mittlerweile eine Bandage weiter zerschnitten und kurze Stücke über feine Stäbchen gewickelt. Meist saugte er Flüssigkeit, die Miranda ihm damit gab zumindest aus der Bandage auf.
Wenn Filirin gerade einen Moment hatte, in dem er ruhig zu Schlafen schien – und die waren nicht oft – oder Anat sich um ihn kümmerte fand man Miranda öfter auf einem Spaziergang durch Cove und dessen Umland. Wohin ihre Beine sie eben trugen. Oder sie war im Tempelraum, wenn sie nicht schlief.
Oft dieser Tage suchte sie Rat bei Caihume. Filirin war von Mordulanhängern gefangen genommen und gefoltert worden, und es wurde nicht einmal großartig bemerkt. Er war wie es schien in den Grundfesten seines Glaubens erschüttert worden. Das Misstrauen und Filirins Verhalten als sie ihn das erste Mal versorgte sprachen Bände.
Elisabeth wurde entführt. Es weiß immer noch keiner so richtig warum. Versuche sie zu finden und zu befreien waren Erfolglos geblieben. Auch sie hatte ihr Vertrauen verloren. Und versuchte ihre Erfahrungen selbst zu verdauen. Zu viel Angst hatte sie scheinbar vor ihren Peinigern, auch wenn sie körperlich nicht gefoltert wurde.
Cove war wieder einmal von Zywarius und Argon besucht worden und es ging nicht ohne Zwischenfälle von statten. Abgesehen von Filirin, der ihnen dabei vor die Füße geworfen worden war kam es auch zum Kampf vor Cove.
Bei Filirin tat Miranda, was sie konnte.
Was Cove betraf überlegte sie ständig, wie sie Cove für die Bürger sicherer machen konnte, doch außer Zuflucht zu bieten und für die Bürger mit ihren Sorgen und Ängsten da zu sein konnte sie nicht viel machen. Sie war keine Kriegerin – und würde es auch nie sein. Sie schaffte es ja nicht einmal selbst, sich gegen Harto oder Argon verteidigen. Sie kannte das Gefühl, das mitschwang, wenn sie vor einem von ihnen stand. Sie war es in der Zwischenzeit allerdings irgendwie gewohnt geworden, hatte sich nach und nach gewappnet und konnte damit umgehen. Sie verstand jeden, der zu ihr kam und sich darum Sorgte.
Immer wieder schweiften ihre Gedanken auch zu Elisabeth. Sie fragte sich immer wieder, wo sie wohl sein mochte, und wie es ihr erging. Sie hatte sich doch zumindest, wenn man ihre Aussagen bedachte gut in Cove eingelebt. Miranda hatte auch das Gefühl gehabt, dass sie sich dort soweit sicher gefühlt hatte. Einfach so abzuhauen war eigentlich nicht ihre Art. Das beteuerte auch Aelfric, als sie sie suchten. Diesmal war allerdings auch er weg. Das einzige Indiz, dass ihnen zumindest bei ihrem Weggang nichts geschehen ist war das leere Haus. Sie hatten also zumindest die Zeit das Haus zu räumen.
Wirklich schlafen konnte Miranda im Moment nur, wenn sie fast grenzenlos erschöpft in ihrem Bett fast zusammenbrach. War das nicht der Fall hatten sie ihre Sorgen und Gedanken vollends im Griff und hielten sie wach.