Marlina stand im Osten des Kreises aus Hexerei, Salz und Kerzen. Die ersten Schneeglöckchen des Jahres erhoben müde den Kopf als die kleine, leicht pummelige Hexe ihre Arm wie ein Adler erhebt, die Finger bewegen sich, suchend, fühlend, ein Luftzug, ein Lufthauch, Spannung. Tief atmet sie ein und bringt die Energie der Luft somit in jede Ecke ihres Körpers. Langsam dreht sie sich im Kreise, der Mittelpunkt ist ihre eigenene Achse, ihr eigenenes Spiel, ihre eigene Neugier, ein Spiel mit dem Wind. Mutig erhebt sie auch ein Bein und dreht sich, blickt auf ihre kleine, zierliche Hand, immer schneller, ihr halblanges Haar bewegt sich aus ihrer Bewegungsenergie lustig auf und ab. Erstaunlicherweise truddelt sie nicht herum, ganz geschickt absolviert sie Drehung und Drehung, dabei entsteht ein luftiger, waghalsiger Tanz, wie eine Zirkusseiltänzerin. Filigrane Gesten unterstreichen den Tanz, um den Wind zu beschören, dann verneigt sie sich und gibt Shaina das Zeichen für ihren Feuertanz. Auch dieser ist ein leidenschaftliches Feuerwerk. Munira im Westen verkörpert sogleich einen stillen See, dann Wassertropfen, den Regen, einen Fluss, die Wellen im Meer, einen brausenden Wasserfall. Begeistert sehen ihr die anderen Hexen zu....
Auf einer mit Palleten und weißen Schwanenfedern geschmückten Decke in der Mitte des Ritualortes nehmen die Frauen gemeinsam dann Platz... jede fährt sich runter und entspannt.
Marlinas sanfte, ruhige Stimme halt einschmeichelnd und monoton über den Platz, führt sie in tiefe Trance:
Ganz entspannt werdet ihr, und das Mondlicht wird auf euer Haut zu einem sanften, weißen
Federkleid.
Jede Feder schimmert unenendlich sanft-verzaubert vom Mondenlicht, eure Arme werden zu Flügeln...
Nun ist es Zeit auf euren stolzen, starken Flügeln, die euch die Göttin schenkt, in den Himmel zu steigen. Erhebt euch in die Nacht der wahren Träume, verbindet euch mit der Kraft der Luft, mit eurer Fantasie!
Fühlt wie der Wind euer Gefieder streichelt, euch lockt und trägt.
Wie eure Fantasie euch in unangeahnte Höhen hinauf trägt.
Spürt nun die Kraft eurer Träume, die Kraft der Luft und spürt das Gewicht der Athame in eurer Hand.
Sie ist verbunden mit Dea.
Die Kraft der Luft, unserer Träume fließt nun in das Athame.
Nun fliegen wir zusammen der wärmenden Sonne entgegen, fühlt die Kraft der Wahrheit, des Wandels, des Wachstums, des Feuers. Lasst euer weißes, traumhaftes Gefieder aufwärmen.
Ihr seid erfüllt von Licht. Schwanenmaiden. Stolz und frei!
Nun fliegen wir zusammen zu einen mystischen See, er ist tiefblau und reflektiert die Weite
des Himmels.
Mystische Nebel steigen von ihm auf und hüllen uns ein in „Alles- was da sein kann“.
Wir spüren unsere Traumbotschaften nach, die dem Nebel gleich aufsteigen in unserem Bewusstsein. Sie sind geboren aus Luft und Wasser, aus Fantasie und Gefühl und verheißen Wachstum und Erfüllung.
Kraft des Lichts, Kraft der Liebe, Kraft des Wandels.
Spürt jedoch auch immer wieder euren geweihten Dolch in der Hand, wie er die Kraft von „Feuer-Sonnenstrahlen-Licht“ und von „Wasser-Nebel- Tiefe- Traum“ aufnimmt. Dabei wird er wärmer und kaum merklich schwerer. Bedeutsamer. Gewichtiger.
Durch eure Federn, die euch mit der Welt der Träume verbinden, nehmt ihr jene Kraft auf.
Eure Seele fliegt in den mystischen Nebeln umher und zur Mitte des Sees, der nun das Licht
der Monde zu uns zurückspiegelt.
Da ist eine einsame Insel. Ein Reich nur für uns. Fliegt darauf zu.
Dort seht ihr wieder euer Nest aus Licht, sanft voller Mondlicht silbriggolden schimmernd, und da wartet die Kraft der Heilung, der Erde auf euch. „Heimat- Schutz-Erde“.
Spürt in euch! Für was es wert ist zu arbeiten? Zu kämpfen? Spürt die tiefe, innige Liebe, die
uns verbindet mit Dea
Spürt die Macht und den Willen das zu sein, was uns ausmacht, unser Dolch nimmt all die Kraft
auf und zieht einen Schwanenfederlichtkreis um unser Herz.
Herz und Athame, Liebe und Willen sind mitenander verbunden. Atmet nun wieder bewusst und tief ein. Nehm euch als Hexe wieder wahr. Spürt die Schwere eures Körpers, spürt euren Ritualdolch. Und spürt den ganzen nach.
Wenn ihr bereit seid wieder in diese Welt zurückzukehren öffnet eure Augen.“
Dann verhallten Marlinas leise Worte wie ein Windhauch und sie stärkten sich an Milch, Honig und Keksen, die sie in Deas Namen segneten, damit sie die gerufenen Kräfte erdeten. Nach der Verabschiedung klang der Hexensabbat in wundervoller Bettschwere aus.
