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Ritter sein mag mit Kraft und dem Schwert beginnen, aber es wird in Geist und Herzen vollendet

Gijs Thijs
10. April 2021 15:48
Nun, Zeit ist ein wundersames…sie vergeht rasend, wenn sie bleiben soll und bleibt, wenn sie vergehen soll. In meinem Fall verging sie einfach nur und da ich meistens gut beschäftigt war, hatte ich eh nur sehr wenig Zeit mir darüber Gedanken zu machen. Spezialfähigkeiten hatte ich nun alle erlernt und meine Fähigkeiten waren schon sehr vorangeschritten. Was ich allerdings nach wie vor lernen musste, waren eher Dinge der Gesellschaft. Anreden hochgestellter Personen, verhalten in Gruppen und Vokabular für eine gewählte Ausdrucksweise. Je mehr ich den Menschen hier bekannt wurde, desto mehr erfuhr ich auch über Zwistigkeiten. Mehr als Zwist sind allerdings nach wie vor die Angelegenheiten mit den Kultisten. Ihre Anbetung der Finsternis und ihr Selbstverständnis sind für mich nicht zu begreifen. Wissen sie denn nicht, dass jede Existenz endet, wenn die Finsternis siegt, auch die ihre? Wie sehr muss man sich selbst hassen, um andere so sehr zu hassen, dass man alles und jeden mit in den Strudel des Verderbens und Todes ziehen möchte? Damit das Muttern hier wen nicht oft genug aufm Arm gehalten hat oder genug gefüttert hat als Kind kann ich mir das einfach nicht erklären.
Trost und Frieden spendet mir in der Hinsicht nur, dass es wohl so sein muss. Denn nichts kann existieren ohne das die Götter es gewähren lassen. Und wenn sie keinen Krieg gegeneinander führen, warum sollen wir Menschen es tun? Sollen diese Menschen anbeten wen sie wollen…
Aber was mich wütend macht, ist, wenn sie so tun als wenn sie nicht schlimm wären oder so tun als wären alle jene, die ans lichte Pantheon glauben, die verdorbenen. Was geht in deren Köpfen denn bitte verquer? Menschen entführen und Foltern, Menschen töten oder opfern…das soll alles nicht schlimm sein? Und diese ständigen Anfeindungen – leben und leben lassen, ist mir ein gutes Credo geworden. Mit diesen Menschen ganz schwer aufrecht zu erhalten.
Und klar ist es nicht leicht, den Göttern nachzueifern. Da darf man auch schon mal im eigenen Verhalten danebenliegen. Wir kommen nicht perfekt zur Welt, aber vielleicht verlassen wir sie als bessere Menschen oder sogar perfekt? Naja, ich fange lieber mal mit besser an. Und solange ich nach einem Fehltritt noch lebe, kann‘s nicht so schlimm gewesen sein, sonst hätten mich die Götter von erden getilgt.
Und dann sind da ja noch die Anhänger des Paktes. Anfangs war ich überrascht ob ihrer Umgänglichkeit und habe durchaus schöne Momente mit ihnen erleben können. Doch mehr und mehr stellt sich bei mir die Vermutung ein, dass sie ihre Seite gewählt haben, aber sich noch zieren es preiszugeben. Ich dachte stets, dass sie an das glauben, was am meisten Geld bringt. Besonders einem unter ihnen, den ich irgendwie mochte, kann ich das nicht mehr glauben…

Eine Begebenheit aus jüngster Zeit hat mich darin sehr bestärkt. Es war am Freijastag in der letzten Woche des dritten Monats, da brachten uns Argon und Zywarius (den Namen erfuhr ich erst später) den geschundenen Körper Filirin’s zurück. Sie hatten ihn entführt und offenbar schrecklich gefoltert. Anat, Miranda, eine geweihte Agharam’s, Tijrik und Chanany waren mit mir kurz vor den Toren Coves, als sie anstolziert kamen. Grinsend blickte mir Argon ins Gesicht und ich wusste, er würde sticheln und provozieren wo er nur konnte. Mir war meine Rolle klar, ich würde Cove und seine Einwohner, Anat und die anderen so gut es geht beschützen. Nach einem kurzen verbalen Geplänkel bat ich die beiden so höflich wie möglich zu gehen.
Natürlich ließ sich Argon das nicht bieten und nutze dies aus um mich persönlich zu reizen. Während mir dieser Knochenkopp respektlose und unfreundliche Spitzfindigkeiten entgegenwarf, versuchte ich ganz ruhig zu bleiben. Ich beobachtete aus den Augenwinkeln Anat, Tijrik und die anderen genau – ich wollte sie, komme was wolle, beschützen, durfte aber auch Argon nicht aus den Augen lassen. Meine Anspannung wuchs, auch wenn bisher noch keine Waffen gezogen waren, so konnte es jeden Augenblick geschehen. Und es geschah, er zog sein Schwert und forderte mich zu einem Duell. Ich war vollkommen perplex…ein Duell jetzt? Ich willigte nicht ein. Ich war als Verteidiger meines Heims und meiner Mitmenschen hier, nicht um meine Person unter Beweis zu stellen oder mein Ego aufzupolieren. Natürlich habe ich zugesehen auch mein Schwert in die Hand zu bekommen, Einwilligung oder nicht, Kultisten messe ich nicht genug Ehre bei um sich daran zu halten.
Argon redete sich in Rage und seine Beleidigungen wurde immer persönlicher, nicht nur gegen mich, sondern auch gegen Anat und die Anderen. Dieser Mann kannte wirklich kein Benimm. Meine Kiefer schmerzten denn auch bald. Nur die Götter wissen, wo ich der Situation die Gelassenheit hernahm um ruhig zu bleiben. Er wollte mich dazu bewegen, Anat zu bewegen sich nicht in ein Duell einzumischen, wenn wir uns duellierten. Er hatte also noch nicht begriffen, dass ich mich heute nicht duellieren würde, sondern nur verteidigen. Und das Hochwürden Eichwald sich nicht sagen lassen würde, was sie zu tun und zu lassen hat, überstieg seinen Horizont wohl auch.
Ich suchte in meinen Augenwinkeln nach Miranda und Filirin. Sie hatte sich seiner sofort angenommen, aber nun sah ich beide nicht mehr. Also waren sie hoffentlich in Sicherheit. Ich freute mich still, da geschah es. Nachdem Argon einen ganzen Schwall Beleidigungen ausgesprochen hatte, platzte ihm der Kragen und er Griff mich an. Die Situation war unübersichtlich und ich konnte es mir nicht erlauben den Blick von meinem Gegner zu nehmen. Er war stark. Einer Attacke konnte ich nicht ausweichen. Ich spürte sofort wie kälte sich aus der Wunde auf den Weg durch meinen Körper machte. Gift…natürlich. Doch mir blieb nichts Andres übrig als weiter zu kämpfen. Das Gift schwächte mich und ich hatte Mühe meine Attacken durchzubringen, da spürte ich, wie sich eine wohlige Aura um mich legte, die Kälte meinen Körper verließ und ich wieder Herr meines Körpers wurde. Ab da ging es richtig zur Sache, aber ging es auch noch um die Sache?

Jetzt kämpften auch Anat, Zywarius und Chanany. Lediglich die Agharamitin blickte der Szenerie zu. Argon verlor an Boden und als ihn auch noch ein Pfeil Chanany’s traf begann er zu rasen. In seinem ungezügelten Hass griff er nun Chanany an. Chanany versuchte Deckung zu suchen, doch er folgte ihr. Also folgte auch ich ihm, denn er sollte keinem meiner Mitstreiter um Frieden, Freiheit und Gerechtigkeit ein Leid antun. Ich schlug auf ihn ein und hoffte er würde so von ihr ablassen, doch sein blinder Hass ließ ihn nicht erkennen, dass ich Treffer um Treffer landete. Schon bald schwanden seine Kräfte und so ergriff er die Flucht. Ich folgte ihm, denn ich hoffte ihn zu verjagen. Trank um Trank schüttete er in sich hinein, floh wieder ein Stück und besoff sich weiter an dem was im Finsteren zusammengebraut wurde. Wir waren schon ein gutes Stück vom Tor Cove’s entfernt, da ging er, wieder erstarkt, erneut auf mich los. Und wieder brachte ich ihm Treffer um Treffer bei. Erst als seine vergiftete Klinge mich wieder traf, wurde es wieder ausgeglichener. Doch ich bewahrte Ruhe und Konzentration und schwächte ihn erneut so sehr, dass er floh. Ich besann mich auf meinen Auftrag und rannte zurück zu den Anderen. Meine Gedanken rasten und ich hoffte inbrünstig, dass es nicht zu spät war.
Als ich das Tor von Cove erreichte, staunte ich nicht schlecht. Was wollte Keath hier? Und wer war dieses krumme Alte? Sie war auch eine von ihnen, dass erkannte ich schnell. Aber Keath…nun lichtete sich mir der Schleier. Hatte er also seine Seite gewählt? Anat und Zywarius lagen beide bewusstlos am Boden, Tijrik und Chanany hielten Keath und diese Alte zurück. Ich versuchte mit Keath zu sprechen, warum er hier sei, ob er nun mein Feind sei. Seine Antworten waren, für seine Verhältnisse, ziemlich klar und mit letztem Bedauern darüber warnte ich ihn, dass der Weg zurück sehr steinig werden würde. Aber es war ihm egal. Er hatte seine Wahl getroffen. Wirklich? Und während wir versuchten friedlich zu bleiben, kam Argon erneut um sich einzumischen. Außer sich vor Zorn und Hass ging er auf mich los und wartete mit noch mehr Beleidigungen auf. Es ist mir nach wie vor ein Rätsel, wie ich sie mit stoischer Gelassenheit ertragen konnte. Was mich ab jetzt umtrieb war, dass ich es jetzt mit Keath und Argon zu tun hatte.
Mein Fokus wechselte im Bruchteil von Sekunden zwischen beiden hin und her, und meine Muskeln waren zu zerreißen gespannt. Argon wetterte, ja zeterte bald schon und ich musste mir mehr als einmal seinen Geifer aus dem Gesicht wischen. Die Szenerie wurde immer abstruser als Zywarius ihm mehr als einmal sagte, dass sie nun endlich verschwinden würden. Doch er beleidigte und zeterte weiter, angegriffen hat er mich jedoch nicht mehr. Auch die anderen keiften sich an. Als es den meinen zu Bunt wurde und die ersten begannen zu gehen, wunderte ich mich nicht schlecht. Sollte ich nun hier allein die Stellung halten? Ich schlug Argon vor auf seinen Priesterfreund zu hören und zu gehen. Für heute war es genug. Doch immer noch geblendet von seinem Hass konnte er nicht aufhören zu wettern und zu zetern. So ging ich zurück in die Stadt, denn auch mir wurde es jetzt zu bunt. Kämpfen konnte ich nur noch auf verlorenem Posten und es in dem Wissen zu tun, erschien mir nicht klug. Auch wenn ich es dem Knochenkopp eines Tages noch zeigen würde, heute war der Tag jedoch nicht. Meine Zähne haben jetzt, vor lauter Knirschen, wohl auch noch ihr letztes Profil verloren.

Als ich am Abend noch weiter über diese Begegnung nachdachte, musste ich oft schmunzeln. Vor nicht allzu langer Zeit, wäre ich auf die Provokationen eingegangen und wäre selber ganz rasend geworden. Doch besonders in den letzten Wochen, in denen ich weniger trainiert habe als vielmehr zu lesen, habe ich einiges weises scheinbar verinnerlicht. Als Ritter kämpfst du zuerst für die Schwachen und die Unbewaffneten, die Gerechtigkeit…erst dann kämpfst du für dich. Deine Ehre verteidige im gerechten Kampf, im Duell. Aber zuerst geht es immer um das Größere, um die Interessen der Vielen. Ich war stolz auf mich. Und wieder erklungen Aurelia’s Worte in meinen Ohren: „Ritter sein mag mit Kraft und dem Schwert beginnen, aber es wird in Geist und Herzen vollendet.“ Ich war dem Rittersein schon sehr nahe, das spürte ich nun deutlich.

Doch die Kränkungen Argon’s würde er büßen müssen. Und vielleicht ließe sich bei der Gelegenheit auch gleich sein Wortschatz zurechtstutzen.

Eine Frage blieb jedoch offen: Was war mit Keath? Hat er seine Wahl wirklich getroffen?
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