Willkommen! Anmelden Registrierung bei TheOldworld

Die Aufnahmeprüfung – Erzählung

Aterius und Dolara
05. November 2019 07:29
Das Feuer am Lager des Mondes loderte hell auf als die getrockneten Buchenholzstämme in die Glut gelegt wurden. Ritter Aterius Gabriev war der Einladung gefolgt und genoss noch die wärmende Kürbissuppe an diesem rauen Herbsttag, während sich Dolara ihrer ersten Aufgabe stellte. Sie wollte ihre kämpferischen Fähigkeiten unter Beweis stellen, um als Streiterin dem ritterlichen Orden beitreten zu können.

Der Ritter wollte von ihr die Besonderheiten ihrer bevorzugten Waffen hören. Als Bogenschützin führte sie stets einen Kompositbogen sowie einen Langbogen mit sich. Ihren Kompositbogen hatte sie einst von der Nachtelfe Vilay geschenkt bekommen. Er enthielt einen Bambuskern, um Masse zu sparen, viele elfische Intarsien aus Horn und eine Bogensehne aus feinsten Nesselfasern. Die Bogenenden waren über runde Hölzer in Form gebogen worden, nachdem das Holz mit Wasserdampf biegsam gemacht wurde. Die Bogenenden blieben dadurch auch in entspannten Zustand nach vorne gebogen. An diesen Rundungen lag die Bogensehne an und hob sich erst beim Ziehen des Bogens allmählich von den krummen Bogenenden ab. Dadurch speicherte der Bogen am Anfang des Auszuges mehr Energie, weil er sich durch die anliegende Bogensehne so verhielt, als ob er kürzer wäre. Während des weiteren Ziehens hob sich die Bogensehne immer mehr von den Enden ab, verlängert sich dadurch und ließ sich weicher ziehen. Während des Schusses geschah das Umgekehrte: Der Pfeil bekam zum Abschied noch den Energievorrat, den die Bogenenden am Anfang des Auszuges gespeichert hatten. Pfeilgeschwindigkeit und Reichweite stiegen dadurch merklich an. Die Treffgenauigkeit jedoch nicht. Wurde der Pfeil unsauber gelöst, konnten die Enden während des Schusses in Schwingung geraten und die Treffsicherheit sank. Dieser elfische Kompositbogen erforderte einen sehr sauberen Ablass des Pfeiles.

Ihr Langbogen bedurfte dagegen weniger Geschicklichkeit, allerdings deutlich mehr Kraft. Der extrem zugstarke Bogen aus Drewarildrachenholz besaß neben der enormen Reichweite eine hohe Durchschlagskraft gegenüber Metallrüstungen, aber auch bis zu drei fingerdicke Holzplatten konnten von Langbogenpfeilen durchschlagen werden. Durch den enormen Kraftaufwand war es nicht möglich diesen Bogen aus dem Sattel heraus abzufeuern. Auch in schmalen Höhlen und engen Gängen gereichte der Kompositbogen eher dem Vorteil. Auf offenem Gelände jedoch gab es keine vergleichbare Alternative.

Aterius lauschte den Ausführung aufmerksam und hinterfragte an der ein oder anderen Stelle interessiert. Doch dies allein war noch nicht genug. Auch eine praktische Aufgabe sollte gelöst werden. So verließen sie das Lager des Mondes und machten sich auf zum benachbarten Grenzwald. Verborgen im Gestrüpp lag ein unheiliger Ort, der untotes Leben erweckte. Aterius machte einen übelriechenden Zombie auf sich aufmerksam, der sich sofort auf ihn stürzen wollte. Dolara stand neben dem Ritter und sollte dafür sorgen, dass der Zombie seinen Angriff nicht vollenden konnte. Etwa zehn Schritte trennten die beiden noch. Ohne zu überlegen zog der Mondstrahl einen ihrer Eichenpfeile aus dem an der Hüfte hängenden Köcher und zog die Sehne des Kompositbogens zurück. Nur einen Lidschlag später bohrte sich der Pfeil durch die linke Schulter des herannahenden Gegners. Schwer getroffen wurde der Oberkörper zurückgeschleudert und der Zombie begann zu taumeln, konnte aber gerade noch rechtzeitig sein Gleichgewicht wiederfinden.

Dies genügte der Schützin bereits, um den nächsten Eichenpfeil aufzulegen. Eigentlich hatte sie die Kreatur mit einem einzigen Schuss das untote Leben austreiben wollen, um dem Ritter ihre Fähigkeiten zu präsentieren. Allerdings schien sie ein wenig zu ungestüm an die Sache herangegangen zu sein. Die klamme Herbstluft hatte das weiche Holz des Bogens noch einen Hauch weicher werden lassen, sodass ein kritischer Treffer noch mehr Konzentration bedurfte.

Tief sog sie die Luft ein, spannte den gesamten Körper an und zielte auf den Hals des torkelnden Geschöpfes. Das wütende Grollen wurde jeher unterbrochen, als die Pfeilspitze die Kehle durchschlug und in der Wirbelsäule stecken blieb. Gurgelnd schlug der regungslose Körper rücklings keine sechs Schritt vor Aterius auf dem matschigen Waldboden auf.

Anerkennend nickte er und gratulierte Dolara zur bestandenen Aufnahmeprüfung. Zurück im Lager des Mondes angekommen wartet Kaia bereits mit einigen Flaschen des trüben Ales auf die beiden. Am Lagerfeuer wärmten sie sich auf, während über diverse Kampftaktiken philosophiert und Erfahrungen ausgetauscht wurden, bis sich Aterius verabschiedete und sich auf den Weg zum Orden machte.


ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Ordensmeister Toven Helm erhält ein Schreiben

Dolara [SdM], Mondstrahl21728. Oktober 2019 13:05

Ein Antwortschreiben erreicht Dolara

Ordensmeister Toven Helm14830. Oktober 2019 23:15

Die Aufnahmeprüfung – Erzählung

Aterius und Dolara16705. November 2019 07:29



Aktive Teilnehmer


19 : 0 19 Gäste