Nach ihrem allmorgendlichen Abhusten, schlurfte Leira gähnend zu ihrem Gartentor um zu überprüfen, ob es den Anforderungen diesen Tages Stand halten könne. Just in dem Moment als sie wieder zum Haus zurück schlurfen wollte, erblickte sie ein Pergament.

„Wozu hab ich einen elenden Briefkasten? Wohl für die dummen Hühner oder was ?!“, keifte sie und vollbrachte ihren ersten Satz diesen Tages.
Sie griff zum Pergament und verzog das faltige Gesicht. Dieses Pergament fühlte sich seltsam an, anders als gewohnt und es roch so…..vertraut. Natürlich! Pilze! Genauso und nicht anders rochen ihre alten Wintersocken.
Im Haus angekommen, nahm sie behäbig auf ihrem klapprigen Stuhl Platz und rückte die dicke Brille zurecht. Ob dies ein weiterer Bettelbrief sei? Womöglich ein Heiratsantrag oder die Ernennung zur Königin?

Leira begann zu lesen und bei jedem dargebotenen Satz, klappte ihre Kinnlade immer tiefer runter. Zeitgleich nahm die Gesichtsfarbe zunächst ein helles Orange an das sich langsam zu einem Rubinrot färbte. Man hätte meinen können, die Gute hätte sich zur Erfrischung einen ganzen Kübel heißes Wasser ins Gesicht geschüttet.
Sie japste, sie presste ihre schiefen Zähne aufeinander und ballte eine Faust.

„Na warte!“, platzte es aus ihr heraus.
Schnell griff sie zu ihren allseits bekannten und ausgemusterten Schnittmustern , schnappte sich eine Schreibfeder nebst Tintenfässchen und verfasste eine Antwort:


Grüße Eure Süßigkeit, Fürst Tandrim aus dem Hause Humbug!


Mit Freude und Tränen in den Augen, kaum zur Atmung kommend und gleichermaßen in tiefster Ergriffenheit fiel ich auf meine Knie, zerschmetterte mir dabei beide Kniescheiben und aalte mich anschließend ausgiebig in Kuhmilch als ich las, dass ICH AUSGEWÄHLT wurde! So viel Glück an einem Tag der mir zu Teil wurde, ist unbeschreiblich!

Doch nun verlasse ich die Welt der Sossigkeit und komme zum ernsten Teil der Lage.

Seid Ihr eigentlich noch bei Trost mir so etwas Ungeheuerliches zu schreiben? Was bei allen verdammten, verblödeten Götter und deren Schergen hat Euch da geritten? Nein!!!!!! Ich will es lieber nicht wissen sonst muß ich einen Kübel nehmen und mich den ganzen Tag übergeben!

Außerdem schlafe ich in der nächsten Mondnacht und die nächste Mondnacht sieht bestimmt nicht anders aus. Wo komme ich dahin, wenn ich mitten in der Nacht an alten Mauern lecke und Sachen in irgend welche Schlitze schiebe?

( Hier macht Leira eine Schreibpause, gießt sich einen starken Grog in ein Schnapsglas hinein und trinkt direkt aus der Grogflasche)

Nun komme ich zum geschäftlichen Teil sonst ( an dieser Stelle wurde eine längere Textpassage dick durchgestrichen und somit unleserlich gemacht)
Die bestellten Dinge kann ich Euch liefern aber ich brauche etwas Zeit denn manche Materalen Materialen habe ich nicht griffbereit. Sobald alles fertig ist, lasse ich es Euch wissen.


Leira Näthenplatzer
die Auserwählte, in Mondnächten Schlafende



Stocksauer und auf Krawall gebürstet, rollte sie das Pergament zusammen, band eine Kordel darum und ging zu ihrem Gartentor. Als ein Bursche zufällig vorbei eilte, rief sie ihn und drückte ihm das Pergament mit folgenden Worten in die Hände:

“ Wenn du nicht das machst was ich dir sage, drehe ich dir deine kleine Hühnergurgel um. Hör genau zu! Geh wenn der Mond scheint zur Rast an die westliche Mauer und steck das da rein. Irgendwo muß da Mörtel rausgefallen sein oder was weiß ich. Danach mach was du willst!“.

Während des Umdrehens gen Hühnerstall, griff Leira zu ihrer Mistgabel und kräuselte die Lippen. Dieser Tag fing "gut" an.



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 17.06.20 20:34.