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Albernheit

Die Welt auf der gespielt wird, ist grundsätzlich, und auch notwendigerweise, eine ernste und auch harte Welt. Epik bzw.. Heroismus kann sich nicht in einem Umfeld entfalten, indem keine Widrigkeiten bestehen und alles Glücksseligkeit und Spaß, kurzum das sprichwörtliche "Friede, Freude, Eierkuchen" ist.

Während auch letztere Momente im Leben eines Charakters durchaus ihren Platz haben, sollten sie trotz allem eher selten sein, der Situation angepasst, und auf keinen Fall den Hauptteil des Spiels ausmachen. Ein Phänomen macht in diesem Punkt die größten Probleme:

Allgemein

Gesetzte Ritter, würdige Magier, bodenständige Handwerker, kämpferische Amazonen oder mächtige Krieger, die häufig des Abends kichernd am Lagerfeuer oder Kamin sitzen und sich an meist weniger intelligenten Wort- oder praktischen Witzen delektieren, werden bestenfalls befremdlich wirken und beim Betrachter mitunter Zweifel wecken, inwieweit ein solcher Charakter seinen ernsten Pflichten gewachsen sein kann.

Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen - selbstverständlich haben auch lustige Momente Platz im Leben der meisten Charaktere. Allerdings sind die meisten (mit Ausnahme von z.B. Hofnarren) dennoch nicht dafür geeignet, dem exzessiv nachzugehen, zudem kommt es immer auch auf die Art der Witze an.

Je alberner bzw.. dümmlicher ein Scherz ist, umso weniger passt er meist zu einem Charakter und zur Welt. Und je tragischer, mystischer oder heroischer ein Charakter ist, umso weniger passen Scherze zu ihm. Man muss sich nur einmal einschlägige Charaktere aus der Literatur in solchen Situationen vorstellen - welchen Eindruck macht ein Siegfried, der mit Fafnir herumalbert (die dem Kampfkodex mancher Kulturen angehörenden rituellen Verhöhnungen ausgenommen, diese sind aber auch nicht zur Belustigung gedacht), macht ein Merlin oder Raistlin, der seine Kunst nicht ernst nimmt und für billige Witze gebraucht (dies wäre wohl eher ein Schausteller), oder selbige darüber macht (sollte so etwas einem Mitglied des Konzils zu Ohren kommen und entsprechend wenig Respekt für die Magie erkennen lassen, könnte das Konzil sogar auf die Idee kommen, ihn einmal herbeizuzitieren), oder eine alberne Amazone - wo gerade diese Charaktere meist für ihre unnachgiebige Grimmigkeit - das Resultat des harten Lebens einer Frau, die sich in einer von Männern beherrschten Welt behauptet - bekannt sind?

Überhaupt passt Albernheit nicht zu einer epischen Welt, da sie zudem allgemein die Stimmung zerstört - es sei denn alle Teilnehmer widmen sich diesen Scherzen, aber auch das macht sie nicht vom Grundsatz her passender. Während es in einer geschlossenen Gesellschaft wenigstens insofern "ungefährlich" ist, dass andere davon nicht beeinträchtigt werden, sind derartige Aktionen in (unfreiwilliger) Gesellschaft völlig destruktiv.

So im folgenden Beispiel:

Draußen: Krieger1, trifft auf seinen Todfeind Krieger2.

Drinnen: Handwerkerin (Freundin von ->), Magier, Kämpfer, Amazone, Priester, sitzen in einer nahen Taverne und haben Spaß mit den Speisen, der Text ist aber draußen - zumindest noch über das Journal zu lesen:

Krieger1: So habe ich Euch endlich gestellt.. dies ist der letzte Tag, da Ayanyehs Licht auf Euch fallen wird!
Krieger1: *hat die Hand auf den lederumwundenen Schwertknauf gelegt, seine Finger spielen nervös mit dem losen Ende eines der Bänder*
Handwerkerin: *kichert fröhlich* Das musst du noch einmal machen, Magier!
Krieger2: Ha! Eure Worte höre ich wohl, doch die Furcht in Eurem Blick spricht ihnen Hohn. Flieht, so lange Ihr noch könnt!
Krieger2: *in seinen Augen blitzt es gefährlich auf, doch scheint er auch eine grimmige Belustigung nicht verhehlen zu wollen*
Kämpfer: *grinst so breit, dass ihm die obere Seite des Kopfes abzufallen zu drohen scheint*
Magier: *in übertrieben belehrendem Tone* Nun, die Applicatio Bet Uus Ylem hat eben viele Nutzen, wie ich schon sagte. Auch wenn dieser hier etwas... uneffektiv erscheinen mag..
Krieger1: *gespannt steht er da, ein dünner Strich ist sein Mund geworden, und seine Augen sprechen vom Tod*
Magier: *die Erbse fällt mit einem leisen *Platsch* auf den Teller zurück und hinterlässt dort einen kleinen, etwas feuchten grünen Fleck*
Krieger1: *jahrelanger Hass steht auf seinem Antlitz geschrieben* Zu Yaháne sollst Du fahren...
Krieger2: *langsam tritt die Belustigung aus seiner Miene und die Züge erstarren zu Eis. Das linke Auge zuckt einmal*
Kämpfer: *lacht laut* Ich werde euch zu mir laden, Magier, wenn mein kleiner Sohn wieder einmal nicht essen will!
Krieger2: Ein Tor ward Ihr, seid Ihr, und ein Tor werdet Ihr sterben. Nungut..
Amazone: *ein helles Lachen entfährt ihr* oh ja, welch gute Idee, Kämpfer. Und auch so mancher alte Magier, der seine Hand nicht mehr ohne Zittern an die Lippen zu führen vermag, würde so etwas mehr zwischen die Zähne bekommen..
Krieger2: *mit einem hellen, singenden Klang gleitet die scharfe, einen Schritt lange Klinge ans Tageslicht* was Ihr wünscht, sollt Ihr bekommen!
Priester: *grinst belustigt* Aber es wäre anstrengend, äße er am liebsten Reis...Caihume sei meine Zeugin!
Krieger2: *er tritt einen Schritt auf den anderen zu, wachsam, angriffsbereit... das Sonnenlicht bricht sich auf dem Stahl..*
Handwerkerin1: *kichert wieder und stubst Magier an* ich hoffe, das ist nicht alles was man bei den alten Zauberern lernt?
Magier: *drückt sie*
Magier: Aber nein, wir lernen noch vielfach nützlichere Sprüche. *hebt theatralisch die Hände* Wie...
Krieger1: *leise und tonlos* Ich werde es mir holen...
Handwekerin: *knuddelt ihn unauffällig zurück*
Magier: *macht eine dramatische Pause*
Kämpfer: hehe
Krieger1: *einen Moment scheint er zu zögern, der genaue Betrachter könnte den Ansatz, unwillkürlich zurückzuweichen erkennen, ehe auch er mit verkniffener Miene die Klinge entblößt und einen Schritt näher tritt...*
Krieger1: *der gesamte Körper gespannt, die schildlose Linke zur Seite ausgestreckt, in Erwartung des Kampfes*
Krieger2: *speit zu Boden* Ich gebe nicht *die Augen verengen sich* _so_ viel auf Eure Worte!
Magier: ...diese hier! Bet Rel Ylem Quas Xen!
Magier: *das Bratenfleisch auf dem Teller beginnt, sich zu bewegen, scheint ineinander zu verlaufen, verschmelzen...*
Krieger1: Und das ist mehr, als ich auf Euer Leben gebe. KÄMPFT!
Magier: *und nimmt schließlich Form an - die einer kleinen, schwarzgefleckten Kuh*
Magier: *die den Betrachter anzuschauen scheint, und mit den Augen klimpert*
Krieger1: *macht einen Sprung nach vorne, auf den anderen zu, die Klinge halb abwehrend, halb angreifend auf Brusthöhe erhoben, die Zähne zusammengebissen, Feuer in den Augen*
Handwerkerin: Oh wie _süß_!
Krieger2: *mit einem lauten, höhnischen Lachen tritt er einen Schritt zurück und lässt dem anderen einen leeren Platz zurück, wo vorher das Ziel stand*
Amazone: Ja, richtig niedlich! *streichelt der kleinen Kuh mit dem Ringfinger über den Rücken* Gibt sie auch Milch?
Magier: *das Rind muht sehr leise, es klingt als spräche ein kleiner Mann mit tiefer Stimme durch einen hohlen Baum*
Krieger2: Nicht so hastig... Ihr könntet Euch verletzen..*leise, doch voller Verachtung und Schärfe ertönen die Worte*
Kämpfer: hahahahaha!!!!!
Kämpfer: wenn ihr einen genügend kleinen Bauern findet, sicher! Hahahahahahaha!! *lacht brüllend*
Priester: *lächelnd* Nein, welch ein Wunder. Sagt, könnt ihr auch den Bauern erstehen lassen? Einen passenden Hof dazu? Und gar einen kleinen Schrein der Herrin der Fruchtbarkeit?
Krieger1: *fängt sich im letzten Augenblick, nachdem er durch den angesetzten Schlag ins nun Leere beinahe den Tritt verloren hätte*
Krieger1: *Sein Gesicht ist von Wut verzerrt, und das anfängliche Knurren verwandelt sich geradezu in Wutgeheul*
Magier: Nun, ich benötige dafür das jeweilige Fleisch. Den Rest solltet Ihr schließen können... *beginnt, zu grinsen*
Krieger1: VERFLUCHT...
Priester: *lacht erneut* nun, so ziehe ich den Wunsch zurück.
Amazone: *trommelt leicht mit den Fingern auf den Tisch*
Krieger2: *auf einmal stößt er nach vorne, die Klinge in einem tückischen Hieb seitwärts gen Hals des anderen zischen lassend, und der beidhändige Griff verleiht ihr eine tödliche Kraft, wie auch das Gift, dessen grünschillernder haarfeiner tMantel den Stahl umhüllt*
Krieger2: *zischt* stirb nun, Narr...
Amazone: *diesmal ist sie es, die kichert* Dies Schöpfungswerk sei doch besser den Göttern überlassen..
Krieger1: *prallt vor dem heransausenden Schatten zurück, doch nicht weit genug. Mit der Spitze ritzt die Klinge seine Haut, und Blut dringt hervor, am Hals herabrinnend*
Krieger2: *in seinen Augen funkelt es düster auf, und ein eiskaltes Lächeln gleitet träge auf seine Züge*
Magier: .. oder besseren Magiern *grinst wieder*
Krieger1: *greift mit der freien Hand hastig an die Wunde und zieht die nun blutigen Finger zurück*
Krieger2: *die hochgewachsene Gestalt steht völlig gerade und blickt auf den kaum Kleineren mit einem Ausdruck herab, dem man geradezu ansehen kann, wie weit der andere wohl unter ihm steht*
Handwerkerin: *hat inzwischen aufgehört, das Rind zu streicheln aber sieht immer wieder fasziniert zu der kleinen Gestalt auf dem Teller hin*
Krieger2: Genießt es... die paar Augenblicke, die Euch noch bleiben, ehe ich mit der Klinge das Werk vollende, welches das Gift begann... und - ich hatte euch gewarnt. *beendet den Satz mit einem harten, höhnischen Auflachen*
Krieger1: *seine Züge verzerren sich auf einmal unter offensichtlichen Schmerzen*
Kämpfer: Ich brauche noch ein Ale... All dies Magiergeschwätz... Mit genügend Bier sehe ich auch so kleine Menschen und Tiere, sogar in allen Farben...

[allgemeine, größere Heiterkeit. usw..]

Man sollte also darauf achten, dass, wenn schon einmal eine Situation sich dahingehend entwickelt (was eben bereits selten vorkommen sollte), die Aktionen im Rahmen des Logischen bleiben, und auch andere davon nicht betroffen sind (s. auch "Unpassendes Verhalten").

Charlogik als weiteres Kriterium

Ein nach Unmengen an Bier betrunkener nichtadeliger Krieger, der seinem gleichfalls alkoholisierten Gefährten als Reaktion auf Wortgeplänkel, die sich auf die (Un-)Fähigkeit in den Kampfkünsten beziehen, einige Tritte versetzt, wird der Charlogik z.B. viel mehr gerecht als einer, der sich, nach einem anderen Wortwechsel oder auch ganz aus eigenem Antrieb "einfach so" (im Extremfall vielleicht sogar, weil der Spieler das für witzig hält), bei einer Schneiderin ein rosa Kleid anfertigen lässt, und damit kichernd durch die Straßen rennt, o.ä.

Gerade auch die Magie verliert ihre auf OW durch Massennutzung ohnehin eher spärlich vorhandene Mystik, wenn sie Mittel oder Ziel derartiger Albernheiten ist. Insbesondere, wenn diese noch von Magiern selbst vorgebracht werden. Wie soll eine Kunst auch nur noch Respekt einflößen, wenn nicht mal deren "Künstler" diesen besitzen? Wohlgemerkt: ein passender Scherz, auch darüber, ist bei entsprechend veranlagten Chars durchaus in Ordnung und logisch. Aber kaum etwas demontiert im RP ehrfurchtgebietende Dinge schneller als Albernheiten.

So etwas wird auch insbesondere dann zum langfristigen (und charspezifischen) Problem, wenn es noch mit "Extrem-Sonnenschein-RP" gekoppelt ist, wo, entgegen dem anfangs Gesagten, der hauptsächliche oder gar nahezu gesamte Anteil des Spiels daraus besteht, auch vom ingame Standpunkt her "schöne Stunden" zu verleben, und zwar in einer Leichtlebigkeit und unbeeindruckt von aktuellen Gefahren, und den alltäglichen Nöten, Sorgen und Ängsten, die durch nichts gerechtfertigt wird und bei dem das Fantasy-Element quasi komplett unter den Tisch fällt.. Selbst in den oberen Schichten ist das Leben durchaus kein Zuckerschlecken, und wenn man sich dort auch teilweise in dekadenten Vergnügungen ergeht, ist das dennoch etwas ganz anderes, als - dies wäre der absolute Extremfall - sich täglich oder wöchentlich in einer etwaigen örtlichen Kicher- und Kuschelgruppe zu treffen - die nebenbei auch die Glaubwürdigkeit der teilnehmenden Chars beschädigt, insbesondere mit der zunehmenden Häufigkeit solcher Aktivitäten.

Worauf man daher ebenfalls sehr achten sollte ist, dass das Rollenspiel in Gänze nicht zur Seifenoper in mittelalterlicher Umgebung verkommt. Es gilt hier, eine Balance zwischen Banalität und Heroismus zu finden, die der Welt und ihren Grundlagen und Eigenheiten gerecht wird.

Rollenspielerische Ernsthaftigkeit, was auch Respekt des Spielers gegenüber seinen Chars und der Welt bedeutet, in dem Maße, ihren Eigenheiten und Beschränkungen auch dann zu "gehorchen", wenn einem der Sinn nach etwas anderem steht (wie in diesem Fall eben albernen Momenten o.ä.), ist unerlässlich für einen glaubwürdigen Charakter sowie eine glaubwürdige Welt.

Und zuletzt - dass auch keine OOC-basierten (Insider-)Witzchen, wie mehr oder weniger verbrämte Anspielungen auf Filme, Bücher, aktuelle Diskussionen auf den OOC-OW-Foren, Musik, etc. (das alles vielleicht nicht einmal mit fantasybezogenem Inhalt, wie z.B. Star-Trek-Zitate und dergleichen) oder andere RL-Quellen, ihren Weg auf das RP-Forum oder gar ins Spiel finden dürfen, versteht sich hoffentlich von selbst, und nicht nur, weil dies Folgen hat.

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