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Die Herrscherfamilie von Britain

Aristhohn von Schwalbenhain

Der letzte Herrscher der Provinz ist Herzog Aristhohn von Schwalbenhain. Er führte die Provinz mit harter Hand, jedoch hat er auch einen nicht unbeträchtlichen Teil zu ihrer jetztigen Blüte beigetragen. Vom Volk wird der Edelmann, der aus einem alteingesessenen Adelsgeschlecht stammt, mit einem Gemisch aus Furcht und Ehrfurcht betrachtet, ist er doch der Grund für den jetzigen Wohlstand ebenso wie die Gefahr, bei einer unbedachten Äußerung auf Wochen hinaus in den herzöglichen Kerkern zu verschwinden.

Sohn des Grafen Marcius von Schwalbenhain, hatte er schon von Kindeszeit an die bestmögliche Ausbildung genossen, und dabei sowohl durch außergewöhnliche diplomatische und kämpferische Fähigkeiten, wie auch durch seine ausgeprägte Herablassung und sein Standesbewusstsein auf sich aufmerksam gemacht.

Dem jungen Aristhohn, so wird erzählt, sollen eines Tages drei Wegelagerer aufgelauert haben, von der prachtvollen Kleidung und dem nicht minder wertvollen Streitross angelockt, und sein Leben bedroht haben, gebe er nicht Pferd und alles Gold was er besäße heraus, fernerhin die alterwürdige Klinge, die sich seit Generationen im Besitz des Geschlechts befand (und deren Wert ebenfalls nicht zu unterschätzen war).

Die Klinge erhielt der Anführer der Schurken schneller als ihm lieb war, mitten durch sein Haupt, und gleich darauf zermalmten die Hufe des feurigen Renners den Schädel des zweiten. Den letzten tötete Aristhohn durch einen gezielten Streich vom Pferderücken herab, nur um die Klinge am zerlumpten Gewand des Toten zu säubern und sich, ohne einen weiteren Blick, abzuwenden und seines Weges zu ziehen. Er habe, so heißt es, sich weniger wegen der Bedrohung als vielmehr aus Zorn über die unstandesgemäße Anrede und Behandlung der Wegelagerer zu seinem Handeln getrieben gesehen...

Seinem Adelsgeschlecht gegenüber stand der Herzog mit unverbrüchlicher Treue und Loyalität. Ja, die mutigsten unter den Bürgern munkelten, mit größerer Treue selbst als dem Reich, doch kann keiner dafür auch nur einen Beweis nennen. Filandra von Schwalbenhain

Seine Frau, Filandra von Schwalbenhain, hingegen wird vom Volk geliebt wie kaum ein anderer der hohen Damen und Herren. Selbst wenn sie nur seltenst in Erscheinung trat, ist doch wohlbekannt, dass es ihr zu verdanken war, dass so manch schlimme Entscheidung des Herzogs fallengelassen wurde, und manch strenger Beschluss gemildert. Auch die gelegentlichen Wohltaten, die der Herrscher dem Volk zukommen ließ - waren es doch nur wenig - sollen ihren Ursprung samt und sonders in der Güte der edlen Frau haben, deren Äußeres nicht ganz zu ihrer schönen Seele passt. War der Herzog ein hochgewachsener, fast dürrer Mann, dessen strichdünner schwarzer Schnur- und Kinnbart, in dem sich bereits, wie in seinem schwindenden Haupthaar einige graue Fäden befinden, zusammen mit den eingefallenen Wangen, durchdringenden grauen Augen und seiner blässlichen Haut ihn wie den Inbegriff des Eifers und Strebens erscheinen lassen, so ist seine Frau mit weniger körperlichen als charakterlichen Vorzügen gesegnet.

Filandra ist eine stämmige Gestalt, deren dickes aschblondes Haar zusammen mit der hellen Haut und den wässrig blauen Augen sie ohne die prächtige Kleidung in der sie schwelgt - eine der wenigen Leidenschaften der Herzogin - eher wie eine Bauers- oder Marktfrau aussehen lassen würden.. Doch ein wacher Geist und die Liebe zu ihrem Volk wiegen dies mehr als auf, und auch wenn sie nicht immer ihren Mann von Entschlüssen abhalten kann, so hat sie dies doch schon viele Male getan und damit schwere Lasten von den Bürgern ferngehalten. Auch sie stammt aus einer ehrwürdigen Familie, doch ist sie auch stolz auf ihre Abkunft, wie es zu Recht ein jeder Adeliger sein kann, dessen Ahnen einst den Titel für ruhmreiche Verdienste um den Herrn erhielten, so ist der Stolz von derselben Warmherzigkeit erfüllt wie all ihr Tun, und die kalte Herablassung die ihr Mann so häufig gegenüber Niedriggestellteren zeigt, ist ihr fremd. Lirana

Filandra hat dem Herzog auch zwei Kinder geboren, die ältere Tochter Lirana und den jüngeren Sohn Erend, die sie von ganzem Herzen liebt. Lirana, eine großgewachsene dunkeläugige Schönheit, die mit dem Witz und Verstand ihrer Mutter und ihres Vaters Liebe zur Familie gesegnet ist, hält sich nicht am Hofe auf, sondern ward schon vor einigen Monden in das kleine Kloster "Des Kauzen Rat" nahe Trinsic gesandt worden. Bereits vorher des Lesens und Schreibens mächtig - mag der Herzog auch ein harter Mann sein, so schätzt er Bildung in seiner Familie bei Mann und Frau gleichermaßen - hatte sie selber diesen Wunsch geäußert um mehr vom Wissen dieser Welt zu erfahren. Ein Ansuchen, welches die Priester Lohaires in der Abtei ebenso wie die Herzogstochter selbst erfreut aufnahmen. Ganz und gar weltlich ist sie und teilt wenig die Suche nach der Lösung aller Rätsel, die diesen Geistlichen der Herzenswunsch ist. An deren Statt sucht sie, mehr über Diplomatie, Handel, die mannigfaltigen Völker, und vielerlei weltliche Künste zu erfahren.

Auch die Pflichten und Tugenden eines Herrschers sind ihr von Interesse und es wird wohl noch viele Wochen dauern, ehe die kluge Tochter des Herzogs auch nur daran denkt, freiwillig diesem Quell des Wissens den Rücken zu kehren... Das Volk liebt sie, die bald ihren einundzwanzigsten Sommer sehen wird, beinahe ebensosehr wie ihre Mutter, denn auch sie vereinigt Weisheit mit Herzensgüte, vor allem aber einem klaren, wachen Verstand, der selbst ihre Lehrmeister immer wieder in Erstaunen versetzt. Und deren schwarzhaarige Schönheit das Herz so manches Jünglings rettungslos entflammt...

"Lirana ist der wahre Thronfolger des Herzogs, nicht dieser sonderbare, wirre Sprössling des alten Fuchses... Caihume allein weiß, wie er solch einen Knaben gezeugt haben kann !"

Dieser Ausruf soll von einem früheren Haushofmeister des Herzogs gemacht worden sein - kurz vor dessen Tod durch das Beil, denn der Herzog war in jenem Augenblick näher zugegen als der Unglückliche vermutet hatte. Und doch ist es wahr. Erend, ein schwächlicher, immer kränklich wirkender Knabe, war von Beginn an die Sorge seiner Eltern gewesen. Bei der Geburt habe er nicht geatmet, heißt es, und erst der beste Heiler am Hofe habe den Säugling gerettet, Schaden habe er dadurch nicht davon getragen, so versicherte der Medicus. Doch es sind nicht wenige, die dies bezweifeln...

Schwächlich begann sein Leben und so ging es auch voran. Immer kränklich, des öfteren am fiebrigen Husten darniederliegend, ging ihm auch das Lernen nicht leicht von der Hand, die Mühelosigkeit mit der seine Schwester jegliche Aufgabe bewältigte, war ihm nicht zu eigen. So manch ein Lehrer verzweifelte an dem Knaben, der, selbst nach stundenlangem Brüten über den Büchern, nur mit den einfachsten Antworten aufwarten konnte, und kaum einmal mit der Weitsicht und dem Verständnis, überwelches seine Schwester so natürlich zu gebieten schien. Die Einsicht in Politik, Handel und Diplomatie schien ihm nur wenig gegeben, auch im Waffengang scheiterte er - eine leichte Lähme seines linken Beines, die sich vor allem bei Anstrengung in sichtbarem Hinken äußert, erschwert ihm das Kämpfen weiterhin -, und trotzdem er Bücher liebte und nicht dumm war, war er nur selten in der Lage, einen wirklichen Nutzen aus seiner Lektüre zu ziehen...fast scheint es als sträube sich etwas in ihm wider diese Art von Wissen. Von Mutter und Schwester wird er geliebt, und liebt sie gleichermaßen.

Sein Vater kümmert sich nur wenig um den Sohn, scheint er doch selbst von der Schwäche und dem Versagen dessen fast abgestoßen zu werden, der bewundernd und auch furchtsam zu ihm aufblickt. Es ist kein Geheimnis, dass er sich wünscht, seine Erstgeborene wäre als Sohn zur Welt gekommen, und seinen Thronfolger als die schlechtere Wahl betrachtet. Und es ist ein offenes Geheimnis, dass der Herzog für sein Geschlecht denselben Ehrgeiz an den Tag legt, wie für sich selbst, weshalb er nicht gewillt ist, seine Tochter in eine höhere Position zu verheiraten, wenn sein Sohn eine ebenso hohe erreichen könnte, um den Anspruch auf die Herrschaft nicht zu verlieren... Und so trinkt er weiter den bitteren Wein und lässt nichts unversucht um seinen Sohn zu seinem fähigen Nachfolger auszubilden, ein Ansinnen, was mit nur sehr zögerndem Erfolg gekrönt ist.

Der Sohn des Herzogs, der seinen siebzehnten Sommer noch nicht erreicht hat, mag weder in Politik noch auf dem Fechtboden seinem Rang Genüge tun, doch er ist kein schlechter Mensch. Guten Willens, beinahe arglos - ein gefährlicher Zug für einen künftigen Herrscher - scheint er nur wenig Interesse oder gar Liebe für den Thron aufzubringen, widmet sich den von ihm verlangten Studien jedoch klaglos und nach bestem Vermögen. Der mittelgroße, eher schmächtige Jüngling wirkt selbst bei bester Gesundheit mit seiner ewig blassen Haut, den hellbraunen Haaren und dem leicht gebeugten Gang kränklich. Auch scheint er oft von Geistesabwesenheit befallen zu werden, antwortet nur beiläufig auf Fragen und oft ist zu bemerken, dass er diese nicht einmal wirklich aufgenommen hat oder es nicht vermochte. Züge eines Magiers könnte man meinen, doch konnte Rhistridos, der Hofmagier, bei dem Herzogssohn selbst nach eingehendsten Prüfungen keinerlei magische Befähigung feststellen. Prüfungen, die, wenn auch teilweise schmerzvoll, der Knabe klaglos ertrug, denn trotz der Mühe, die er beim Verstehen selbst der einfachsten Prinzipien alltäglichster Künste eines Herrschers besitzt, ist sein Interesse an der arkanen Kraft groß, und es heißt, sein Versagen unter den Augen des Hofmagiers sei für Erend um ein Vielfaches schmerzhafter gewesen, als jedes, was seine bisherige Ausbildung berührt habe...

Auch das Wissen um Götter und Ursprung der Welt scheint ihn zu verlocken, und die Bediensteten am Hofe wissen einige Geschichten zu erzählen, wie der junge Thronfolger sich - trotz allen Pflichtbewusstseins - fortgeschlichen hatte, um in einer der Büchereien seinen Wissensdurst zu stillen, während seine Lehrer oder gar der Herzog selbst den Knaben suchten, in Sorge, ob ihm etwas zugestoßen sei. Als Träumer habe der Herrscher seinen Sohn bereits des Öfteren beschimpft, als einen, der seine Augen vor den Nöten und Zwängen der Welt verschließe und Wissen suche, welches unnütz für das Leben sei, zu dem er geschaffen, - und in dem er nur selten den Anforderungen gerecht werde. Und der Junge habe sich nur alles still angehört und genickt.

Die besten Lehrmeister versuchen, aus dem Sohn des Herzogs einen fähigen Herrscher zu machen, doch scheinen ihre Bemühungen nur geringe Früchte zu tragen. Erend scheint auch im besten Falle nicht zum Herzog geboren, ein zurückgezogenes Leben ihm, der sich von Wissenderen (oder die, die er dafür hält) ohne verletzten Stolz leiten lässt - ein zweischneidiges Schwert für einen Herrscher -, um ein Vielfaches mehr zu liegen, und nicht zuletzt seine schwache Gesundheit lassen nicht nur seinen Vater sich fragen, ob sein Sohn wahrlich den richtigen Weg beschreitet - widerwillig, doch gehorsam. Doch gibt es wenig Wahl für den Jüngling, als einziger Sohn des Herrschers ist sein Pfad bereits vorgezeichnet, - und auch wenn selbst der Ärmste unter den Gemeinen darum weiß, dass Aristhohn und Filandra zu den Göttern flehen, ihnen einen weiteren Knaben zu schenken- Aristhohn aus Sorge um das Geschlecht der von Schwalbenhains und Filandra aus Sorge um ihren Sohn, so hat Caihume diese Gabe bisher nicht gewährt... Derweil bemüht sich dieser weiterhin, den Wünschen seiner Eltern gerecht zu werden, und hat in den letzten Monden selbst seine Studien um Magie und Götter deswegen vernachlässigt.. was so manchem aus dem Hofstaat ein Aufatmen entlockt hat, hat die Magie doch viele Gesichter und nicht alle davon sind freundlich, oder hell. Und keiner weiß, wie weit sich die Schwäche des Herzogssohnes erstreckt.

Lirana steht ihrem Bruder wann immer sie kann zur Seite, doch ist sie fort, lernt, was er lernen sollte, und könnte - hier stimmen Gemeine und Adel vollkommen überein - jederzeit Amt und Würden des Herzogs übernehmen (so mancher Bürger meint hinter vorgehaltener Hand, dies sogar besser als der Alte selbst). Trotz ihres langen Aufenthalts im Kloster betrachtet sie die Götter mit nicht mehr als dem ihnen gebührenden Respekt, verbringt die Tage mit Studien, doch auch Ausflügen in die Umgebung, Jagden gar, und dies mit Freude und immer wieder überraschendem Talent - einem Treiber soll einmal der Ausruf entfleucht sein, welch eine Verschwendung es doch sei, dass diese Eleganz mit dem Bogen "nur einem Edelfräulein" gehöre (was ihren Vater wohl zum sofortigen Niederstrecken des Hetzers veranlasst hätte, entlockte Lirana nur ein helles Lachen) - und knüpft und festigt so das Band zwischen Land und Herrscher - selbst wenn es der Herrscher einer fremden Provinz ist. Terac von Eichenstein schätzt Lirana und ihren Vater hoch, was auf Gegenseitigkeit beruht. Und auch das Volk liebt die fremde Herzogstochter beinahe mehr als den eigenen Herrscher, hat sie doch immer ein freundliches Wort oder einen klugen Rat.

Nachdem der Herzog im Kampf gegen Orks gefallen ist, kehrte Liranna unverzüglich an den Hof zurück und übernahm die Geschäfte ihres Vaters. Sie war es die das Herzogskonvent einnberufen hatte und sich für die Wahl Josephines zur Königin einsetzte. Heute ist Liranna die Verweserin des Herzogtumes Britain.

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