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Die Belagerung von Serpents Hold

Das Bollwerk

Hektik herrscht innerhalb des schwer befestigten Bollwerkes seit der Ankunft der Stolzenforster Truppen. Für manche der Soldaten war dies zeitgleich eine Schande, wenn auch ein zweifelhafter Segen, endlich Verstärkung zu erhalten. Einige Veteranen fühlten sich gar in ihrer Ehre gekränkt, galt Serpents Hold doch schon einst als ein Ort, dessen Mannen alleine jeder Gefahr furchtlos ins Auge blicken konnten. Und nun mussten sie um Hilfe flehen? Die Situation erforderte dies wohl. Trotz Allem war Serpents Hold alles andere als unvorbereitet. Innerhalb der letzten Jahre hatte sich die Insel verändert. Graf Juanito Felipe de Cassadorez unternahm schon in früher Zeit große Anstrengungen um die Wehrhaftigkeit der Feste zu steigern. Diverse Wehranlagen wurden gänzlich umstrukturiert, Kriegsmaschinerie an taktisch wichtigen Schlüsselpunkten der Feste stationiert. Im Großen und Ganzen war die Festung mehr als Bereit dem Orksturm zu trotzen, doch, würde dies ausreichen? Dieser Tage war der Graf von Serpents Hold dennoch kein sorgloser Mann. Die Zustände auf der Insel verschlechterten sich und Juanitos Hoffnung lag auf hoher See …

Im Trümmerfeld

Immer mehr Stämme zog es nun in das „gehailightäh Landh“, wie es manche der ihren nun nannten. Die Blockade unter der die Festung dadurch zu leiden hatte verdichtete sich immer weiter. Theudbald Riggs, der Kapitän der Al-Shahar nutzte seine vielleicht letzte Chance um Material und Rüstzeug von seinen Matrosen auf die Insel durch das dichte Trümmermeer zu schaffen. In den kommenden Stunden sollte ein Großteil der gelagerten Güter nahe der Schlangenfeste abkommen.

Der wahnsinnige Erfinder

Auf einer etwas abgelegenen Insel war die „Unterstörbare“ schließlich gelandet und Thoradim Fargrimson machte sich daran ein Lager zu errichten. An dieses tropische Klima konnte er sich durchaus gewöhnen, nur war der Ausblick mehr als grässlich. Ihm umringten die Untiefen! Aber sie würden ihn und die „Unzerstörbare“ niemals bekommen. Thoradim hatte ihnen mit seinen Begleitern nun schon einmal die Stirn geboten und er würde es wieder tun. Seine Gedanken waren bei seinen Brüdern ebenso wie dem Schwur den er geleistet hatte. Er würde ihn auf gar keinen Fall brechen, dies stand für ihn absolut fest. Thoradim, der selbsternannte, größte Erfinder seiner Zeit würde weiter hier ausharren und stets ein wachsames Auge in Richtung Westen haben, um auf ein Zeichen seiner Brüder zu warten.

In den dampfenden Dschungeln von Serpents Hold

Gerüchte machen sich unter den Stämmen breit, von zwei bleichen Dämonen mit rotem wie auch schwarzem Haar, die innerhalb des Dschungels auf Beute lauern. Es waren einige Opfer zu beklagen die auf unerklärliche Weise ihr Leben ließen, allerdings erregte das Ableben von Khargnash Halbaughäh das größte Aufsehen. Angeblich soll dieser von den Dämonen zerfleischt worden sein, als er gerade sein Geschäft verrichtete. Badrugh, einer der bekannteren Freibäuta unter der Horde, konterte hierbei jedoch mit einem weiteren Gerücht, dass er just in diesem Moment in die Welt setzte. Angeblich habe Khargnash den Anführer der Azakhtai verärgert und so kam es zu einem ehrenvollen Duell, wo er selbstverständlich anwesend war. Badrugh bezeugte, dass es hierbei um den Besitz einer Wehranlage ging, welche sich nahe der Front befand. Khargnash unterlag und soll dann zur Feier des Tages von den Siegern verspeist worden sein. Jeder der Badrugh allerdings besser kennt weiß, dass er dem besagten Konkurrenten alles andere als gut gesonnen war und sehr gerne zu allerlei „Lügengeschichten“ neigt. Trotz Allem hatte diese Mundpropaganda ihre Wirkung gezeigt. Die westliche Wehranlage direkt vor der Front wurde den Azakhtai und ihrem Anführer bedingungslos überlassen.

Eichensteins Zorn

Terac von Eichenstein und seine Generäle blieben nicht untätig. Ihre Wahl fiel auf Fernando Pedro de la Castellion der die unzweifelhafte Ehre haben sollte, jene primitiven Kreaturen, die es wagten Eichenstein anzugreifen, in die Schranken zu weisen. Unter ihm sammelten sich mehrere Flottenverbände des Herzogtums, die sich im späteren Verlauf mit einer Gesandtschaft aus Britain neu formieren sollten. Das Flagschiff dieser Flotte, die „Desquite de Ayanyeh“, war der gesamte Stolz der Heeresführung von Eichenstein. Sie war ein beeindruckendes Schiff, welches besonders schnell, wenig und vor Allem ausdauernd war. Wenn die „Desquite de Ayanyeh“ allerdings ihr gesamtes Waffenarsenal zum Einsatz brachte wurde sie erst ihrem Namen gerecht. Unter dem Bombardement dieses Schiffes hatten schon einige Festungsanlagen zu leiden gehabt und waren binnen weniger Tage letztlich gefallen. Die Dringlichkeit unter der diese Unternehmung stand, war durch ihren Einsatz nur noch weiter untermalt worden. Hier ging es um mehr als nur einen Krieg zu gewinnen, sondern auch darum ein Exempel zu statuieren. Terac von Eichenstein würde es nicht zulassen, das diese Wilden ihn bloßstellen und so setzte sich Eichensteins beste Kriegsmaschinerie in Bewegung.

Britains Vorbereitungen

Als die Kunde des Angriffs bis in die alte Königsstadt gelangte, sah Herzog Aristohl von Schwalbenhain jener mit gemischten Gefühlen entgegen. Einerseits war dies nun endlich seine Chance die Seedominanz der Eichensteiner dahinschwinden zu sehen, um diese schließlich selbst für sich beanspruchen zu können. Andererseits könnte die einfallende Horde auch nicht im ausreichenden Maß geschwächt werden und schließlich für Britain eine Bedrohung darstellen. Schweren Herzens entsandte er deswegen einige seiner besten Schiffe um den Eichensteinern in dieser Stunde größer Not beizustehen und sicherte Terac seine Unterstützung zu. Unter vorgehaltener Hand macht sich jedoch das hartnäckige Gerücht am Hofe des Königsschlosses breit, dass der Herzog bereits Pläne mit seinen engsten Vertrauten schmiedet, wie er jene Situation bestmöglich ausnutzen könnte. Vor kurzem ist innerhalb der Königsstadt auch zu beobachten, dass Vorbereitungen getroffen werden die eigenen Befestigungsanlagen zu verstärken.

Im Herzogtum Stolzenforst

Die Wächter der Elfen hatten jene Soldaten innerhalb des Schlosses oder der Grenze teilweise für die Zeit des Feldzuges ersetzt, womit sich auch kein Defizit in der Heeresstärke des Herzogtums bemerkbar machen sollte. Generell verlief der Alltag ereignislos und wenige der Bürger nahmen überhaupt Notiz vom hereingebrochenen Krieg auf hoher See. Einzig und alleine Gerüchte oder Geschichten der Händler drangen zu ihnen durch, aber all dies wirkte für viele wie eine entfernte Illusion, von der man vorerst zum Glück verschont bleiben würde. Diese zweifelhafte Ruhe beruhigte Josephine von Stolzenforst nur wenig. Die Herzogin quälten zahlreiche Fragen ob des Zustandes von Arkin von Lohfels. Jene Haltung konnte sie gegenüber ihrem Gatten auch schwerlich verbergen und auch der Kanzler, der sie in all den Jahren nun wohl besser kannte als jeder andere, beobachtete diesen Zustand mit Sorge, ebenso wie großem Grimm.

Der Verwundete

Der Graf Arkin von Lohfels lag seit einigen Tagen im Koma. Die besten Heiler der Feste hatten sich ihm angenommen um seinen Zustand zu stabilisieren. Er brauchte vor Allem eines – Ruhe. Den Soldaten von Serpents Hold war verborgen geblieben wie es um seinen Zustand bestellt sei, allerdings wussten die Wächter der inneren Feste durchaus hierüber bescheid. Zwei hiervon hielten aus jenem Grunde stets vor seinen Gemächern wache. Auf Geheiß von Graf Juanito Felipe de Cassadorez hin werden sie zudem nur der Heerführung von Stolzenforst aus Gründen der Sicherheit einlass gewähren.

Der Vorstoß des Fernando Pedro de la Castellion

Es war ein blutiger Pfad den die „Desquite de Ayanyeh“ durch ihre Gegner gepflügt hatte. Splitterflotte um Splitterflotte der Orks fiel den kombinierten Flottenverband aus eichensteiner und britainer Schiffen zum Opfer. An vorderster Front der Gefechte auf hoher See, befand sich das Flagschiff von Fernando Pedro de la Castellion, der seiner mit absoluter Hingabe nachging. Es wurden keine Gefangenen gemacht, keine Gnade gewährt. Dem Admiral genügte es zumeist nicht manche der gegnerischen Schiffe von seiner Flotte nur zum Wrack schießen zu lassen oder einfach zu versenken – Er wollte das Lebenslicht jeder Kreaturen die sich noch an Board befinden könnte erlöschen lassen. Dies veranlasste ihn dazu, die Überreste der manchmal noch an der Oberfläche treibenden Geröllansammlungen stets in Brand setzen. Ob es nun das reinigende Feuer war an dem sie zu Grunde gingen, oder die umbarmherzige See war ihm einerlei. Das beinahe gewissenlose, wenn nicht gar radikale Vorgehen des Admirals zeigte Erfolg. Schon bald hatte sich das goldene Schiff unter Urdaghs Horde einen Namen gemacht.

Der erste, wahre Gegner der Grimlug

Die Kernflotte der Orken war in den letzen Tagen auf keine weiteren Schiffe anderer Stämme gestoßen, die sich ihr hätte anschließen können. Fernando Pedro de la Castellion leistete ganze Arbeit darin die bis dahin anwachsende Macht der Orks zu mindern. Seine Taten ließen Urdagh hellhörig werden und die Kunde, dass das goldene Schiff nun direkt auf die Grimlug zuhielt spornte den Kriegshäuptling weiter an. Nachdenklich, mit leichten Anflügen der Vorfreude starrte der Kriegshäutling dreckig grinsend, den vom Verfallzustand gezeichneten Leib Orghameks an, der an seine Leibstandarte genagelt, direkt in seinem Thronraum über den Eingang hang. Er war die erste wirkliche Herausforderung seines Lebens als Krieger gewesen, der erste richtige Gegner. Vielleicht könnte sich das „Mänschlain“ welches diese Flotte kommandierte mit ihm messen und der großen Horde endlich auf würdige Weise die Stirn bieten.

Der Ring schließt sich

Letzte Vorboten der großen Orkflotte trafen ein, womit sich der Belagerungsring um die Schlangenfeste gänzlich schloss. Selbst die sichere Passage für kleinere Boote, die durch das Trümmerfeld führte, war Theudbald Riggs hiermit unzugänglich. Der Kapitän der Al-Shahar suchte in Begleitung der „Glanz von Minoc“ zuflucht in der kleinen Bucht, einer nahe liegenden Insel, wo er von den Schiffen der Horde wohl nicht allzu schnell behelligt werden würde. Achtsam spähte Riggs fortan zur Insel Serpents Hold, nur um auf die Chance oder ein Zeichen zu warten, damit er sich ihr erneut nähern könnte. Die Grimlug war noch nicht erschienen, ein Umstand der hingegen einige der erfahrenen und für orkische Verhältnisse guten Kapitäne durchaus stutzig stimmte. Die Krieger, welche die Reihen der Horde wieder auffüllten, linderten die Verluste, die sie in den letzten Tagen erlitten hatte doch, der wahre Sturm auf die Schlangenfeste sollte erst beginnen …

Die Riten der Schamanen

Aus den dampfenden Dschungeln war im Laufe des Tages noch immer der Klang von Trommeln zu vernehmen. Keiner der Verteidiger konnte ahnen, was hier genau von statten ging, allerdings verhieß das bestialische, unmenschliche Gebrüll, dass viele von ihnen in den frühen Morgenstunden aus dem Schlaf riss, sicherlich nichts Gutes. Die Moral der eichensteiner Soldaten blieb ungebrochen. Sie hatten schon zu vielen Gefahren und Invasoren ins Auge geblickt, um sich hiervon bis ins Mark erschüttern zu lassen.

Der Himmel über der Schlangenfeste

Eigenartige, plumpe Kreaturen kreisen in den frühen Abendstunden über die Schlangenfeste und werfen ihre bedrohlichen Schatten auf die Verteidiger herab. Die Besatzung der Kriegsmaschinerie Eichensteins zögerte nicht auf diese Kreaturen das Feuer zu eröffnen, ehe jene eine Chance erhielten Unheil anzurichten. Erst als sie die Erste mit einigen gut platzierten Ballistatreffern vom Himmel herabholten offenbarte sich ihnen ihr wahrer Ursprung. Es waren Lindwürmer die von den Orken gelenkt wurden, wahrscheinlich um das Innere der Feste auszuspähen oder an schwächeren Stellen der Verteidigung anzugreifen. Ob dieser Erkenntnis waren die Soldaten eifriger denn je darin bestrebt, jegliche Kreatur die es auch nur wagte der Feste zu nahe zu kommen mit einem wohl platzierten Schüssen ihrer Ballisten vom Himmel zu reißen.

Vor den Toren des Bollwerks

Ob der jüngsten Ereignisse beorderte Juanito Felipe de Cassadorez sämtliche Soldaten Eichensteins zurück in die Schlangenfeste. Sie hatten lange in den vom Krieg gezeichneten Dörfern gekämpft, im Aufbau befindliche Belagerungsgeräte der Orks zerstört und jene Vorräte gerettet, die es noch zu retten gab. Das massive, erste Tor hatte den Angriffen der Horde bis jetzt standhalten können, allerdings war es ebenso wie die Mauern der ersten Bastion vom Kriegstreiben gezeichnet worden. Im Innenhof jenes Vorpostens, der nur durch eine steinerne Brücke mit dem Hauptkomplex verbunden wurde, sammeln sich nun die Soldaten der Schlangenfeste.

Im Arbeitszimmer des Grafen

Graf Juanito Felipe de Cassadorez betrachtete einen Grundplan der Schlangenfeste und fuhr sich nachdenklich durch seinen Bart. In den kommenden Tagen würde sich zeigen ob seine damaligen Umstrukturierungen der Wehranlagen ihren gewünschten Nutzen brachten. Die Angriffe der Orks wurden intensiver und nun ereilten ihm sogar Berichte, dass diese Kreaturen sogar damit begonnen hatten den Luftraum der Insel unsicher zu machen. Wäre seine Gattin, Mariel de Comatz de la Machal, nicht an seiner Seite, so wäre er nun wohl ein in Sorgen gänzlich zerfressener Mann gewesen. Sie wusste es ihren Gatten zu beruhigen, damit er sich mit jedem kommenden Tag wieder aufs Neue, gefasst und konzentriert mit seiner schweren Aufgabe nachgehen konnte. Der Graf war froh, dass wenigstens sein Sohn, Fabio Felipe de Cassadorez nicht an diesem verfluchten Ort verweilen musste, sondern seiner weiteren Ausbildung in Trinsic nachging. Wenigstens er würde in diesen Monden bessere Tage durchleben, sofern seine Lehrer die Kunde des tobenden Krieges noch vor ihm zurückbehielten, um ihm damit großen Kummer zu ersparen.

Der Nebel wird dichter

Wie üblich zu dieser Zeit des Jahres, wurden die Nebelbänke um die Insel dichter. Kapitän Theudbald Riggs war wohl unter jenen, für die dieses Naturereignis den wohl größten Segen darstellte. Er würde es zu nutzen wissen, sollte die Zeit kommen. Für den Grafen, Juanito Felipe de Cassadorez könnte sich dies allerdings als böser Fluch entpuppen. Den Besatzungen der Kriegsmaschinerie war hiermit die Sicht auf die Orkschiffe genommen worden. Angespannt wartete der Graf ob was nun geschehen würde, insbesondere da ihm das Verhalten der Angreifer auf hoher See schon seit längerem stutzig gestimmt hatte. Bis jetzt waren die Schiffe außerhalb der Reichweite der eichensteiner Katapulte geblieben und nahmen die Schlangenfeste im Gegenzug ebenfalls nicht unter Beschuss. Weshalb hatten sie gewartet, oder warteten noch immer? Kam ihnen der Nebel nun nicht gelegen? Für Juanito Felipe de Cassadorez sollte dies eine unruhige Nacht werden, trotz Allem feuerte kein einziges der orkischen Katapulte – Auf was warteten diese Wilden denn und wer zwang sie dazu ihre vielen Völkern nur allzu gut bekannten Triebe zu unterdrücken?

Der letzte Magier

Lawrence Tryndamere – Ein eigentümlicher Name, doch dass sein Träger irgendwann aus der breiten Masse hervorstechen könnte ahnte nicht einmal sein Bruder, Garren Tryndamere, der seinem Dienst als Soldat im weit entfernten Trinsic nachging. Der Magus hatte eigentlich keine herausragenden Qualitäten, war sogar noch recht jung und beendete erst vor knapp fünf Wintern seine Ausbildung. Lawrance besaß nur eine herausragende Eigenheit – Im Gegensatz zu allen anderen Angehörigen des einstmals hier stationierten Zirkels hatte er überlebt. Graf Juanito Felipe de Cassadorez erteilte ihm aus diesem Grunde persönlich den Befehl sich fortan von der Front fern zu halten und die angereisten Magier aus dem Herzogtum Stolzenforst mit seinem Wissen zu unterstützen. Eine Zweifelhafte Berühmtheit die er nun dadurch erlangte, dachte sich Lawrance Tryndamere, aber sein Schicksal kann man sich bekanntlich selten aussuchen.

In Arkins Gemächern

Nach etlichen Tagen regt sich Arkin von Lohfels wieder, erwachte jedoch nicht aus seinem langen Schlaf. Er selbst schien noch lange nicht wirklich bei Kräften zu sein, allerdings hatte sich sein Zustand durch die Hilfe die ihm zuteil wurde gebessert – Es sollte weiterhin offen stehen, wann der Graf nun tatsächlich wieder erwachen würde.

Der Fall der ersten Bastion

Die düstere Vorahnung, die manche der Verteidiger einige Zeit zuvor heimgesucht hatte, bewahrheitete sich. Ein großer Dämon war während der Schlacht um die erste Bastion erschienen, genau dann als ein weiterer Ausfall unternommen wurde. Es war eine Kreatur aus Schatten und Flamme, die gegen physische Verwundungen immun zu sein schien. Sowohl die Eichensteiner als auch ihre tapferen Verbündeten stellten sich dem Dämon unerschrocken und verbannten ihn schließlich, mittels arkaner Magie und dem Beistand der lichten Götter, zurück in jene Hölle, aus der er entsprungen war. Der Blutzoll der hier an jenem Tage eingefordert wurde, war jedoch hoch. Die Tore der ersten Bastion wurden entzwei gerissen und gaben den ersten Vorposten den Angreifern preis. Fast wäre es den Orks auch schon geglückt weiter in die Schlangenfeste vorzudringen, doch schließlich scheiterten sie am immer noch ungebrochenen Willen der Verteidiger. Von da an sollte die Horde nur noch eine steinerne, schmale Brücke vom Herzen des Bollwerks trennen. Es war ein bitterer Verlust, jedoch gelang es den Kriegern von Stolzenforst als Ausgleich einen Schamanen der Horde gefangen zu nehmen. Ob die Informationen, die man ihm mit aller Härte in den späten Abendstunden entlockte, gewinnbringend sein würden, würden erst die kommenden Tage weisen.

Die Ankunft der Grimlug

Aus dem lichter gewordenen Nebel kam sie – Die Grimlug, Kriegshäuptling Urdaghs persönliches Flagschiff und der gesamte Stolz der Khorloghai. Der Bug des Monstrums bestand vollkommen aus Stein, beinahe wirkte es so, als hätten seine Erbauer hierfür einen kleinen Berg abgetragen. Von ihrer Größe her übertraf dieses Konstrukt alle vergleichbaren Großkampfschiffe anderer Völker. Mehrere Schaufelräder, Segel, zahlreiche Zusatzruder, sowie andere Hilfsmittel waren in Kombination notwendig, um diesen Koloss überhaupt in Bewegung zu setzen. Jene Umstände stellten auch die größten Schwächen der Grimlug dar, denn genau daraus resultierte ihre fast schon sagenhafte, eingeschränkte Manövrierfähigkeit, die Admiräle anderer Völker wohl schon in den Wahnsinn getrieben hätte.

Die Orks der zerschmetterten Lande besaßen aber eine vollkommen andere Mentalität. Für sie war dieses Schiff ein wahrer Beweis dafür, dass ihre Stämme dazu auserkoren waren die anderen Reiche der Welt zu zerschmettern. An Deck des massiven Leviathans befanden sich an die zehn schwere Katapulte, die zu allem Übel auch frontal ausgerichtet werden konnten. Dadurch waren die Orks auch in der Lage ein vernichtendes Bombardement auf ihre Gegner zu entfesseln, dem wohl nur die wenigsten Festungsanlagen für längere Zeit standhalten könnten. Diese geballte Feuerkraft stellte selbst die ehemalige „Desquite de Ayanyeh“ in den Schatten, welche mit ihren insgesamt fünf schweren Katapulten, die jeweils an unterschiedliche Seite ausgerichtet waren, von den talentiertesten Schiffsbauern einst als die Grenze des Machbaren angesehen wurde. Über sowie unter Deck tummelte sich aber die größte Bedrohung die von ihr ausging – Zahllose orkische Krieger, ebenso wie ihre furchtbaren Kriegsbestien, Lindwürmer oder andere Kreaturen aus den zerschmetterten Landen. Das Schiff glich somit beinahe einer gigantische Arche, ein Umstand der den ihren Erbauern, den Khorloghai, mehr als nur entgegen kam.

Die Grimlug hatte erst vor kurzem eines ihrer größten Gefechte hinter sich gebracht und damit ihre wahre Feuertaufe bestanden. Fernando Pedro de la Castellion war ein raffinierter Gegner gewesen, der sich gut darin verstand zunächst die Begleitschiffe des Leviathans zu beseitigen, da diese in Wirklichkeit der größte Schutz dieses schwerfälligen Riesen waren. Es mag durchaus stimmen, dass die Grimlug, sofern sie sich auch nur einmal ein Position befand, ein wahrer Alptraum für alle kultivierten Völker werden konnte, aber sobald ihre „Wächter“ vernichtet waren, konnte dieses Monstrum kaum mehr auf Angriffe schnellerer, wendiger Gegner reagieren. Der Kapitän der „Desquite de Ayanyeh“ hatte seine Taktik zielstrebig verfolgt, unterlag jedoch in letzter Instanz aufgrund der schieren Größe der Orkenflotte, die ihn am Höhepunkt der Schlacht einkesselte und es der Grimlug erlaubte sich zu positionieren, um ihr tödliches Feuer zu eröffnen. Wenige Stunden nach Fernando Pedro de la Castellions Niederlage hatte das Schiff schließlich Serpents Hold erreicht und dies war auch der Augenblick, an dem Urdagh Schädelbrecha seine erste Nachricht an die stoischen Verteidiger des Bollwerkes sandte …

Ein Stein schlägt in der Schlangenfeste ein, auf dessen Oberfläche jene krakelig wirkenden Lettern eingemeißelt wurden …

„Ich bin da Handh phon Tairach unth Brazoragh. Sie habähn mich gäschikht uhm da Junghz zusammähnzuholn’ um zhu zährschmättährn unth ährobhährn, whail wiar daphühr ärschaffähn wurdn’. Ich wahr auch ainst einähr diesähr Hägelz bis miar da Göttaz auph dhän Schädl gehauähn habähn unth miar widähr einphiel dahz Orloghs dhauzu da sindh allähz zu erobährn odähr zhu versklavähn whaz sie nicht zusammähnschnätzen.

Ich bin da Prophät von dha schnätzmächtig Kolorghtai unth ganzäh Wälth brännt unthähr meine Stifählz. Zerpentz’old wirdh ärstäh Stadth dhär Mänschlain sain wo ich und mainäh Jughz zaighähn wie ächtäh Krighär kämpfähn müssähn um dha Göttaz gnädigh zu stimmähn fhür Dhasain unth Wälth dhanach.

Ich bin dhär Toth phon allähm whasz da kräucht und fläucht. Wo ich hingähä blaibth nichts mähr stähn’ Wiar wärdähn dhi mächtighsten. Wiar habähn Eurähn Käptn’ dhär sich Phährnandho nännt auf hohähr Sää bekämpft. Hat guth gekämpht nuar ist sain Glizzaschiff nun abgäsoffähn un’ sain Schädl schmückt main Bahnnar’. Ich hoffähn iahr habt noch mähr würdighäh Hämpälz wie ihn untähr Äuch, da ähr war würdighär Gägnär für da Grimlug unth miar.

Ich bhin noch klävärähr alhz ainähr diesähr faighähn Gobboz und noch töthlichähr alhz einähr dhär Nordhlanthrisänz. Dhi Junghs di miar folghähn konnähn mich nicht besieghähn.

Ich bin Urdagh Schädälbrächer unth Ich sprächäh mith da Worth of dha Göttaz. Wiar wärdhän die großähn Städtäh dhär Wälth in dhän Bodähn stapfn undh allähs bezwinghähn, dhas sich miar in dhän Wägh ställt. Wiar thun dhiz wail wiar ächte Orloghs sinth unth wiar sinth dazu dha um zhu Kämpfähn unth zu Sieghähn!“

In der Schlangenfeste

Voller Hoffnung hatte Graf Juanito Felipe de Cassadorez seit den Anfängen der Orkeninvasion mit einem Fernrohr stets nach Westen geblickt. Die Ankunft der Eichensteiner Flotte sollte der Wendepunkt jenes Krieges werden – Ein Ereignis, das die Grumlug am gestrigen Tage jäh zunichte machte. Fassungslos hatte der Graf auf das Monstrum geblickt, dass wie ein Alptraum, aus Stein, Geröll und allerlei Unrat, aus den lichter gewordenen Nebelschwaden hervorgedrungen war. Was sich vor ihm aus dem Meer erhob war eine grauenvolle Parodie eines Schlachtschiffes, das es fertig gebracht hatte den Stolz der eichensteiner Flotte auf schändlichste Weise zu beschmutzen.

Graf Juanito Felipe de Cassadorez hatte schon sehr bald von jenem Felsbrocken erfahren den diese Bestie ins Innere der Feste schleudern ließ – War dies die Absichtserklärung jener Kreatur die sich „Undragh Schädelbrecher“ nannte? Eines war für den Grafen von diesem Augenblick an unwiderruflich sicher - Ihm und den Verteidigern der Schlagenfeste stand ein größenwahnsinniges Untier gegenüber, das wohl nicht eher ruhen würde, bis die Insel und Schutt und Asche lag. Die anderen Schiffe der Orks mussten wohl auf ihn gewartet haben, denn anders konnte sich der Graf ihre relative Zurückhaltung in den ersten Tagen des Krieges nicht erklären. Unruhig sann Juanito Felipe de Cassadorez in diesen Stunden über seine nächsten Schritte nach, an denen wohl das Leben vieler seiner treusten Soldaten hängen würde. Der Graf selbst war als gütiger Mann bekannt, der niemals dazu bereit war jene die unter ihm dienten unnötig zu opfern, doch, wie würde sich nun dieses Ereignis auf ihn auswirken?

Ende des Schweigens

Mit der Ankunft der Grimlug näherten sich auch die anderen Schiffe der Orks der Schlangenfeste und gelangten somit in Reichweite der Katapulte der eichensteiner Soldaten. Seit den frühen Abendstunden kommt es zu Schusswechseln, zwischen der einfallenden Horde und den Verteidigern der Schlangenfeste. Während die Orken schier wahllos, aber dafür in großem Ausmaß auf das Bollwerk feuerten, wählten die eichensteiner Soldaten ihre Ziele weitaus achtsamer aus. Das Kräfteverhältnis wirkt aufgrund dieser Tatsache, trotz deutlicher Übermacht der Orks, bis jetzt noch ausgeglichen. Den Verteidigern ist es sogar schon gelungen mehrere, kleinere Schiffe der Horde auf den Grund des Meeres zu befördern – Kleine Siege welche die Herzen der Soldaten höher schlagen ließen. Es sollte am heutigen Tage geschehen, dass das gesamte Arsenal beider Fraktionen zur Gänze ausgeschöpft werden würde.

Der Fall der Südbrücke

Ein weiterer Dämon war auf der Insel erschienen und brachte wie sein Vorgänger das Versprechen von Unheil und Zerstörung mit sich. Er forderte die Macht lichten Götter im Namen Tairachs heraus und zwei wackere Verteidiger, die stark im Glauben waren, nahmen diese bereitwillig als deren untertänige Diener an. Es war ein langer und harter Kampf gewesen, in dem beide Parteien vollkommen von ihren jeweiligen Mitstreitern durch lodernde Wälle aus Feuer, die vom Dämon heraufbeschworen wurden, abgeschnitten waren. Gebannt starrten die restlichen Verteidiger der Schlangenfeste, ebenso wie die nun kurz innehaltenden Orks auf das Spektakel. Der Dämon unterlag schließlich den vereinten Kräften der beiden Herausforderer. Das Wesen aus kochendem Blut stürzte in die tosenden Fluten des Meeres und ließ einen mysteriösen Stein in den Flammen zurück, welche zuvor das Areal des Kampfes begrenzt hatten. Für die Horde war der Verlust jener Kreatur des Tairach zwar schmerzlich, allerdings nicht so fatal wie jener der steinernen Brücke, die während des Kampfes zerstört wurde. Die Orks waren nun vorerst vom Hauptkomplex und der nahe gelegenen zweiten Bastion abgeschnitten worden, womit sie sich eher eine weitere Hürde schuf, als eine solche zu überwinden. Doch was hatte es nun mit dem schwarzen Stein auf sich?

In den Dschungeln

Nach dem Fall der Brücke, war schon sehr bald das Schlagen von Äxten in den Tiefen der Urwälder zu vernehmen und doch geschieht hier mittlerweile weit mehr, als dass es auf den ersten Eindruck hin den Anschein hat. Urdagh Schädelbrecha war am gestrigen Tage ebenfalls auf Serpents Hold gelandet und machte sich auch schnell ein Bild von der momentanen Lage in der sich die große Horde befand. Ein Gerücht jedoch, das aus den ersten Kriegstagen stammte und an sein Ohr getragen wurde, erregte insbesondere das Interesse des Kriegshäuptlings – Angeblich sollten die Dämonen des Dschungels noch immer den Orks auflauern. Keiner der Häuptlinge hatte es seit her gewagt tief in das Herz des Urwaldes vorzudringen und genau diese Tatsache machte Urdagh neugierig. Seit den gestrigen, späten Abendstunden ist der Anführer der großen Horde in den dampfenden Dschungeln verschwunden. Den Schamanen zu folge befindet er sich noch immer auf der Suche nach den besagten Dämonen.

Das Opfer des Ritters

Am gestrigen Tage hatten die Urdughai Rzah’kohrgall frei gelassen, einen gewaltigen Lindwurm, welcher zeitgleich auch der Patriarch des Schwarms, den sich der Orkstamm einst Untertan gemacht hatte. Diese gefährliche Kreatur wurde von seinen Herren lange ausgehungert und nun war es an der Zeit, dass sie sich an den Verteidiger von Serpents Hold labte. Rzah’kohrgall begleitete eine ganze Schar anderer Lindwürmer, als er innerhalb der Schlangenfeste auf Jagd ging. Im Zuge der Ereignisse wurden sehr viele Kriegsmaschinen der Eichensteiner zerstört und letztlich war selbst die streng bewachte Bastion des Grafen Juanito Felipe de Cassadorez bedroht – Eben jener Ort an dem auch Arkin von Lohfels noch immer ruhte. Ein Ritter aus Stolzenforst hatte sich dem gewaltigen Lindwurm letztlich in den Weg gestellt und seine Kameraden vor dessen messerschafen Klauen bewahrt. Der Kampf der beiden hatte seinen Anfang in den oberen Wehrgängen des Hauptkomplexes der Schlangenfeste begonnen, ehe er schließlich in der Luft fortgeführt wurde. Rzah’kohrgall hatte dem Ritter schwere Wunden zugefügt und ihn letztlich sein tödliches, schwarzes Gift eingeflößt, welches ihm langsam aber sich lähmte. Dem Streiter aus Stolzenforst gelang es unter großer Anstrengung bei Bewusstsein zu bleiben und sich langsam aus den Klauen der Bestie teilweise zu befreien. Während des Fluges stach und hackte er auf Rzah’kohrgall weiter ein, ohne selbst den Halt zu verlieren. Aus der Ferne konnte man dies an der trudelnden Flugbahn des gewaltigen Lindwurmes noch erkennen, der eigentlich im Sinn hatte mit seiner Beute zurück zu seinem Bau zu fliegen. Schließlich stürzten die beiden herab in die raue, unbarmherzige See.

Seither fehlt von jenem opferbereiten Ritter jede Spur. Einzig und Alleine der Leib Rzah’kohrgalls konnte zu einem späteren Zeitpunkt von zwei Magiern entdeckt letztlich werden. Jene berichteten davon, dass die Kreatur leblos in den Tiefen des Meeres trieb und dass in ihrem massiven Körper eine Klinge steckt, welche Insignien des Herzogtums Stolzenforst trägt.

Die Lage innerhalb der Feste

Seit dem Tod Rzah’kohrgalls kreisen deutlich weniger Lindwürmer um die Schlangenfeste – Ein Tatsache die Juanito Felipe de Cassadorez aufatmen ließ, da sich so die Verluste einiger Kriegsmaschinen indirekt ausglichen, die von eben jenen Kreaturen in Stücke gerissen wurden. Trotz Allem hatte sich die Lage nicht sonderlich gebessert. Die Horde rückte weiter vor und ihre Katapulte nahmen die Wehranlagen und die Gebäude des inneren Komplexes langsam aber sicher, durch die schiere Anzahl an abgefeuerten Geschossen auseinander. Der Graf hatte ebenfalls eine weitere Befragung des gefangenen Schamanen angeordnet, um stichhaltigere Informationen aus der Kreatur herauszuholen.

Seine Männer folterten den Ork die gesamte Nacht, bis dieser schließlich seinen Wunden erlag und mit einem grimmigen Lächeln auf seiner abstoßenden Visage, aus dem Reich der Lebenden schied. Im Gegensatz zu ihren Vorgängern hatten sie es nicht geschafft irgendwelche brauchbaren Informationen aus ihm herauszuquetschen – Ein mehr als nicht zufrieden stellendes Ergebnis für Juanito Felipe de Cassadorez.

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