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Sonne und Blumen

Wanderer
23. Juni 2012 13:55
Unerbittlich brannte die Sonne auf die Alte Welt hernieder. Und selbst unter dem Blätterdach der Esche in deren Geäst Caihum herumturnte, war es recht warm. Und so brannte nach Stunden der Arbeit nicht nur die Sonne, sondern auch Caihums trockener Hals, während sein Magen maulend nach Essen verlangte. Darum ließ Caihum den Ast, den er gerade in der Hand hatte, unvermittelt los, um sich geschickt am rauhen Stamm der Esche hinuntergleiten zu lassen.
Dort setzte er sich auf die Schattenseite des Baumes auf der er seinen Rucksack abgestellt hatte, der alles enthielt, wonach sich sein Körper sehnte.

Als erstes leerte Caihum eine der beiden mitgebrachten Flaschen Wasser fast in einem Zug. Dann wandte er sich den mitgebrachten Speisen zu. Käse, Brot und etwas Schinken, der für ihn fast etwas besonderes war. Denn immer wenn er Fleisch aß, gedachte er Caihume, seiner Göttin, die das Leben liebte. Nicht das Töten und den Tod.

Das Fleisch aß er nur, weil er glaubt, dass dies auf eine bestimmte Weise berechtigt sein konnte. Die meisten der Tiere die es im Dorf gab, wurden nicht nur des Fleisches wegen gehalten. Milch, Eier, Wolle, Häute oder Borsten. Aus diesen Dingen konnte man viele nützliche Dinge herstellen. Ja selbst der Dung der Tiere, war wertvoll und konnte den Ertrag von gezogenem Gemüse verbessern. Auch dann, wenn ein Tier geschlachtet wurde, blieb davon nicht viel Unverwertetes übrig. So war ein solcher Tod eines Tieres einer, der von der Göttin geduldet sein würde, dachte Caihum.

Nicht verstand er allerdings den Tod von Mensch und Tier, den andere nur um ihres Vorteiles, oder ihrer schieren Mordlust willen in Kauf nahmen. Seine Bögen sollten, wenn es nach ihm ging, nur zur Kampf gegen die dunklen Mächte oder der unerlässlichen Jagd dienen.

Zurückgelehnt an den Stamm der Esche schloss Caihum die Augen und lauschte dem Zirpen der Grillen in der nahen Wiese. Sonst war nicht viel zu hören zu dieser heißen Mittagsstunde. Als er die Augen wieder öffnete hoppelte gerade ein Hase einen Steinwurf weit entfernt an ihm vorbei. Das Langohr schien den Menschen entweder nicht zu bemerken oder zeigt einfach keine Angst, denn der Hase blieb dann stehen um irgend etwas offensichtlich nahrhaftes, genüsslich mümmelnd zu zerkauen. Das erinnerte Caihum an sein Essen und er genoß die mitgebrachten Speisen indem er sie langsam verzehrte. So saßen beide, Mensch und Hase da und demjenigen welcher dieses gesehen hätte, wäre es als ein friedliches Bild erschienen. So, wie die Welt in kurzen Augenblicken sein kann, ehe andere Geschehnisse, neue Bilder erstehen lassen.
So war es dann wohl der Schrei eines Habichts, der den Hasen veranlasste kurz zu lauschen und dann eilig im Unterholz zu verschwinden.

Ob Caihum diesen Gedanken nachhing, weiß man nicht. Sicher ist aber, dass sich ein Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete als er der Blumen gedachte, die er auf der Wiese entdeckt hatte. Mit einem Satz war er auf den Beinen, verließ den Schatten der Bäume und trat auf die Wiese. Überall blühten jetzt die Blumen in verschiedenen Farben. Und so pflückte er Blumen in Blau, Gelb, Rot und Weiß. Als er etliche davon im Arm hatte, setzte er sich damit wieder unter die Esche und begann daraus einen Kranz zu flechten. Als er fertig war betrachtete ihn Caihum mit einem zufriedenen Lächeln. Den Kranz würde er seiner geliebten Samira schenken und ihr wie eine Krone aufs Haupt setzen. Vielleicht würde sie ihn dafür ja mit einem liebevollen Blick ihrer Augen belohnen. Den Augen in denen er sich so gerne verlor.

Dann erhob sich Caihum und kletterte erneut in die Krone der Esche. Der Ast, den er vorhin unberührt ließ, harrte seiner und würde sicher einen guten Langbogen abgeben.






Ein Dutzend verlogener Komplimente ist leichter zu ertragen als ein einziger aufrichtiger Tadel..



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