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Ein Brief für Meister Tjal-Zomk Faust

Nerila Necusa [HkA]
25. Juli 2012 01:50
Der Abend war sehr turbulent abgelaufen. Geheimnistuerei und Krieger aus anderen Gilden beherrschten die Nacht. Was Nerila immer nicht aus der Verwunderung brachte, war die Tatsache, dass die Krieger keine Krieger des nahegelegenen Ordens des Agharam waren, sondern Krieger der fernen Legion zu Vesper.
Caihum, einem Mitglied ging es wohl schlecht, aber man sprach nicht darüber -man durfte nicht darüber sprechen.
Nerila war zutiefst empört darüber, dass Krieger einer anderen Gilde das Sagen im Kontor übernahmen und sie war bitterlichst enttäuscht darüber, dass Tiaech es nicht schaffte, das Ruder in den Händen zu halten. Sie hätte gerne noch mit ihm darüber geredet, aber es wurde immer später und später, Einer nach dem Anderen brauchte etwas von ihm, immer nur Kleinigkeiten, die schnell gehen hätten sollen. Nerilas Ungeduld wurde geschürt und geschürt, ihr Ärger stieg von ihren Füßen an bis zu ihrem Kopf bis sie schließlich beschloss, dass es zu spät war, um noch vernünftige Worte zu wechseln.
Sie wollte wissen, was los war. Sie wollte den Grund erfahren, warum Krieger aus anderen Gilden befehlend im Kontor herumliefen. Sie wollte wissen, warum der Ort, an dem sie sich wichtig fühlte, schließlich zu einem Ort wurde, an dem sie so wichtig wie ein zertrampelter Regenwurm war. Sie fühlte sich gar bedroht, erst Recht, als sie und ihre Kollegen als Gefahr bezeichnet wurden. Als Gefahr für wen oder was?
Der Befehl der Krieger lautete, nicht über das Geschehene zu sprechen, nicht einmal die Mitglieder durften erfahren, was passiert war, ja, es wurde ihnen gar von jenen Kriegern verboten, den Raum, in dem Caihum lag, zu betreten. "Wir wollen nur das Beste für Caihum."
Man hätte sie unterrichten sollen, ihnen sagen sollen, was geschehen war, denn so hätten alle verstanden und keiner hätte sich mehr aufgelehnt. Man sollte sich um Caihum, den Nerila nicht wirklich gut kannte, sorgen und für ihn beten. Aber weshalb?
Niemand wusste bescheid und spätestens nach des Adels Kundtuung durfte auch niemand mehr darüber Bescheid wissen, außer Tiaech. Nerila war verärgert. Tiaech hätte mit ihnen reden sollen.
Ein Stich schoss in Nerilas Herz und ein leerer Blick starrte in den dunklen Raum. Was, wenn Tiaech einen Fehler begangen hat? Was, wenn Caihum, für den Nerila beten sollte, nun Qualen durchleiden musste, die noch nicht geschehen sind? Was, wenn er zu den Hexen geschickt würde, wo man dem armen Caihum Dämonen austreiben sollte, obwohl er gar nicht besessen war? Was, wenn man ihm ein Bein ausriss, ohne dass sein Bein verletzt war?
Entsetzen. Nichts als Entsetzen. Das war es, was Nerila für einige Sekunden den Atem anhalten lies.
Fühlte sie sich noch sicher im Handelskontor Afira? So viele Sicherheitsvorkehrungen hatte das Kontor getroffen, so viele kriegerische Verbündete hatte es zur Verfügung und doch, was früher noch grenzenlose Freundschaften waren, sind heute Freundschaften mit Grenzen. Keiner, der für den Anderen einstehen würden. Auslieferung. Das war ihre Angst. Ihr wurde wie mit einem Schlag ins Gesicht deutlich, dass es das war, was heute Freundschaften waren. Freundschaften mit Grenzen, Freundschaften, in denen man seine Freunde auslieferte, wenn man Angst hatte. Freundschaften, in denen sich die Freunde nicht schützten, sondern aufpassen mussten, was sie sagten, Freundschaften, in denen man sich nur in Maßen verlassen konnte, Freundschaften, in denen man sich vor Auslieferungen fürchten musste.
Nerila hatte bestimmt nicht mehr Dreck am Stecken, als jeder andere Bewohner des Herzogtums Stolzenforst, aber niemandes Seele ist frei von Unreinheiten. Jeder hat Geheimnisse, jeder hat bereits kleine Sünden begangen. Man musste nur darauf achten, ob man von irgendjemandem so gehasst wurde, dass man flüchten sollte. Hatte Nerila Feinde?
Schweiß trat ihr an die Stirn, ihr Atem wurde schneller und schneller.
Würde sie sich hinlegen, so würde sie wie eine Sprungfeder wieder aufhüpfen, denn große Unruhe hatte sich in ihr aufgestaut, große Enttäuschung zerfraß sie von innen heraus.
Sie wanderte auf und ab im großen, dunklen Raum, in dem nur eine Kerze brannte. Nervös fuhr sie sich mit der Hand durchs Haar. Die selbst in der Nacht brütende Hitze ließ Nerilas Angstschweiß schneller rinnen. Schließlich verließ sie kurz den Raum mit der Kerze, ging zum neben dem Haus liegenden Wasser und steckte Kopf sowie Hände hinein, um den Schweiß los zu werden.
Hastig blickte sie sich um. War da was? War da jemand? Hatte da jemand geflüstert? Eine leichte Windbriese ließ die Blätter des nahegelegenen Waldes rauschen. Hastig huschte ihr Blick zum Wald hin. War da jemand? Etwas? Kam da etwas auf sie zu?
Vor Panik rannte sie wieder zum Haus, lief sie erst gegen das Gartentor, dann stolperte sie über einen Stein und schließlich war sie wieder in ihrem großen, dunklen, von der Sommerhitze aufheizten Raum, in dem sie schließlich hastig und nur in schwer leserlichen Lettern einen Brief verfasste:


Rhodariad zum Gruße, Meister Faust!

Ich möchte euch um ein Gespräch bitten. Viel eurer kostbaren Zeit würde ich mit Sicherheit nicht in Anspruch nehmen wollen. Lasst es mich wissen, ob ihr die Güte besitzt, mir ein paar Momente eurer wertvollen Zeit zu spenden und falls ihr sie besitzt, lasst mich auch den Tag und die Zeit wissen, an dem es für euch am günstigsten wäre. Am liebsten wäre mir ein Tag der ersten vier einer jeder Woche.

gez.
Nerila Necusa
Meisterschneiderin des Handelskontors Afira



Die Nacht war bereits fortgeschritten, als Nerila den Brief beendet hatte. Nichtsdestotrotz machte sie sich noch auf den Weg, um den Brief höchst persönlich in Fausts Postfach zu werfen. Ob ihrer Paranoia und möglicherweise auch Halluzinationen trat sie ihrem treuen Pferd heftig in die Flanken, sodass es seinen Reiter schnell wie der Blitz zum gewünschten Ort brachte...
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Ein Brief für Meister Tjal-Zomk Faust

Nerila Necusa [HkA]20925. Juli 2012 01:50

Am nächsten Morgen...

Tjal-Zomk Faust13125. Juli 2012 10:22

Re: Am nächsten Morgen...

Nerila Necusa [HkA]12625. Juli 2012 12:37



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