Sie verschloss die Haustür hinter sich, legte sich mit überschlagenen Beinen aufs Bett und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. Sie starrte eine Weile an die Decke, dachte über Unica nach. Warum zur Hölle hatte Unica behauptet, sie wäre nicht - wie hatte sie gesagt? - so "fähig" oder "geeignet" oder etwas in der Art... nicht so wie sie (Cayenne). Bisher hatte sie nicht den Eindruck gehabt, Unica würde sich "unter" jemand anderem einstufen, eher im Gegenteil. Aber kein Wunder, wer so etwas sagt, ist im Blutorden ohnehin nicht richtig. Unweigerlich war ihr das Wort "Schwächling" in den Sinn gekommen, doch hatte sie sich gehütet, sich mit solchen Kleinigkeiten Feinde zu machen. Es musste einen Grund haben, warum Unica dies äusserte, doch nur welchen?

Wenigstens hatte sie die Geistesgegenwärtigkeit gehabt, Unicas Bemerkung über weniger Konkurrenz mit einem zweideutigen Satz zu entgegnen. Natürlich würde Unica die Bedeutung so verstehen, als hätte Cayenne sie nie als wahre Konkurrentin gesehen, vermutlich würde sie nicht einmal daran denken, dass sie damit noch etwas anderes gemeint haben könnte... doch sollte die Situation zu einem späteren Zeitpunkt nocheinmal aufkommen, hatte sie zumindest vorgesorgt.

Und seit wann wurden Leute ohne Folgen aus einem Eid entlassen, der mit dem Blute besiegelt war? Was zur Hölle dachte sich Unica dabei? Sowas ging einfach nicht. Magistrat Relors Entscheidung konnte sie auch nicht ganz nachvollziehen. Andererseits... er hat vermutlich genug anderes zu tun, als sich um solch kleine Fische zu kümmern. Wobei er doch nun wirklich genug Leute dafür hätte...

Kurz zuckte sie auf als ihr ein Gedanke kam, nahm die Hände hinter dem Kopf weg und hielt sie nun direkt vors Gesicht. Er wird doch nicht... ...aber das wäre der einzige Grund, der ihr dazu noch einfiel. Aber... nein... das wollte sie einfach nicht glauben. Wobei es der Frau zuzutrauen wäre. Sie überlegte nochmal. Dem Mann eigentlich nicht, wenn sie ihn richtig einschätzte.

Rasch versuchte sie, ihre Gedanken davon abzubringen. Relor wäre nicht Relor, würde er sowas... Sie schüttelte den Kopf und nahm die Hände wieder vom Gesicht. Also das konnte es nicht sein. Doch was war dann der Grund?

Es half alles nichts. Durch nachdenken kam sie hier nicht weiter. Sie seufzte, stemmte sich vom Bett auf und machte sich bereit, wie üblich gerüstet das Haus zu verlassen. Erst in der Rast vorbeischauen, vielleicht haben welche dieser neuen Rekruten ja gerade Dienst, dann könnte man sie sich schonmal ansehen, bis sie was von Cerdon Oran hört. Anschliessend sollte ihr Weg zu den Ettinbergen führen.