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Nur ein Tropfen Wahrheit

Lilja
10. Juni 2014 23:05
Sie wringte ihren vom Regen schwer getränkten Umhang vor dem wärmenden Kamin aus und hängte ihn an den dort angebrachten Haken.
Ihre Armschienen folgten, wobei sie etwas am rechten Ärmel rubbelte, um die wenigen, restlichen Blutstropfen des Jungen loszuwerden.
Als sie sich von der übrigen durchnässten Lederrüstung befreit hatte, streifte ihr Blick nur kurz ihren von Narben und Brandmalen übersäten Körper, ehe sie sich in ein weites, schützendes Kleid hüllte.
Es wurden immer mehr Narben.
Da konnte sie fast schon froh sein, dass sie die vergangene Nacht vor weiteren Narben bewahrt hatte.
War doch genug geschehen, um ihr zumindest einen blauen Fleck als Hinterbleibsel zu lassen...

Im Nachhinein war alles so schnell gegangen.
Sie war nach einem Tavernenplausch mit Luna, der in einem schmerzhaften Kampf gegen ihren Haus- und Hofdämon endete schon recht entkräftigt nach Hause geritten, als sie wieder einmal in den Fuchtler Gladio Partecko ritt. Oder zumindest glaubte sie, dass er sich so nannte. Nur wenig später kam ein weiterer Herr hinzu, der sich später als Darius vorstellte.
Als wäre die Welt nicht groß genug gesellte sich nun auch noch ein Junge von etwa 10 Jahren hinzu.
Wie genau das Thema auf die Monster kam, wusste Lilja nicht mehr. Aber scheinbar waren sie alle Opfer dieser Käferbrut geworden, sowohl Lilja, als auch die beiden Herren, als auch der Junge.
Dennoch schien etwas an dem Burschen faul, fiel es ihm nicht etwas zu leicht, über seinen von den Monstern zerfetzten Freund zu reden?

Lilja blickte auf den Tisch vor sich. Eine kleine Phiole mit einem winzigen Blutrest lehnte an eines ihrer Bücher.

Wieder ging es so schnell, einer der beiden Männer kam auf die Idee einer Blutprobe. Und sie, nun im Wissen, dass wohl nicht die rothaarige Hexe hinter ihrer eigenen schmerzhafte Begegnung mit der Käferbrut steckte, sondern wohl ein Wesen, das die Gestalt beliebiger Menschen annehmen konnte, stimmte zu.

Das bisschen Blut.

Sie leckte sich die Lippen. Im Nachhinein wünschte sie sich, sie hätte mehr Zeit gehabt, wäre allein gewesen mit dem Jungen, frei gewesen, zu tun, was dem Wohl ihrer Göttin entsprach...
Lilja biss sich auf die Zunge. Der Moment war vorbei.
Vielleicht würde er wieder kommen, eines Tages, sie würde warten.
In dieser Nacht blieb ihr nicht mehr, als den beiden Männern zu helfen, den Jungen still zu halten, um so an sein wertvolles Lebenselexier zu kommen. Wie er sich gewehrt hatte...wie ein junges Tier in der Falle. Sie frohlockte ob der Erinnerung daran.
Letztendlich war es ihr gelungen, in einer ihr von Partecko zugeworfenen Phiole etwas Blut zu sammeln, bevor sich auch schon das Martyrium ihres Lebens im Bund der freien Lande in Form einer Rastwache zeigte.
Wem auch immer diese Nervensäge unterstellt war, er wollte natürlich für Recht und Ordnung sorgen und konnte nicht einsehen, dass manchmal auch kleine Jungen lernen müssen, niemandem zu vertrauen. Schon gar nicht Männern in Roben und Frauen in Schwarz. Erst recht nicht nachts im Regen.
Lilja ahnte schon, dass es vermutlich zu einem Kampf kommen würde und auch die Männer an ihrer Seite schienen sich zu wappnen. Doch wie so oft kam von der Wache nur Drohgebarde. Letztendlich griff er sich den Jungen und verschwand in der Nacht.

Als wäre dies nicht genug für einen Abend schienen die beiden Herren nun Liljas Glauben mit dem Verhalten eines Wandlers zu verwechseln und nahmen nun sie selbst ins Verhör. Bei der Erinnerung an diese absurde Situation musste Lilja immernoch grinsen. Doch schließlich siegte die Vernunft und sie beließen es bei einem recht freundlich ausklingendem Plausch, der darin endete, dass sie, die doch so gar keine Ahnung von Alchemie oder Arkanen Künsten hatte auf der Blutphiole sitzen blieb, um jemanden zu finden, der sich mit der Bestimmung des Inhalts auskannte.

Grübelnd ließ sie die Phiole zwischen ihren Fingern wandern. Letztendlich war es in ihrem eigenen Interesse, Rache an diesem hinterhältigen, doppelzüngigen Wandlerwesen zu nehmen. Und doch war es nun anders. Sie dachte, sie hätte mit der rothaarigen Hexe ein wahrhaftiges Ziel vor AUgen. Um nun zu erfahren, dass sie wohl nur ein Abbild ihrer selbst war.
Sie seufzte.
Vielleicht waren hier wirklich ihre guten Augen und ihr schneller Schwertarm am Ende angelangt?
Sie brauchte Hilfe, um das Misstrauen zu beenden, um sich wieder sicher zu fühlen. Um sich wieder stark zu fühlen.
Die anderen waren ihr dabei egal, ihr ging es darum, sich nicht selbst mulmig zu fühlen, sobald sie jemanden gegenübertrat - stets in der Sorge, dass bald die Käferbrut wieder auftauchen würde.

Doch wer...?
Rasradin war ihr als Erster in den Kopf gekommen. Ihm würde sie blind vertrauen, jederzeit. Doch sie fürchtete, dass er sich wieder irgendwo auf seinen Reisen einen von Saergoths Flüchen eingeholt hatte, wie schon so oft. Sein Garten blieb leer.
Luna? Sie war gewiss fähig, was die Alchemie betraf, doch konnte sie ihr auch vertrauen? Es war so wenig Blut, das sie hatte auffangen können, zu wenig für einen zweiten Versuch. Eigentlich zu wenig für so wenig Vertrauen.

Lilja hörte auf mit der Phiole zu spielen und lehnte sie wieder an das Buch zurück. Etwas Ruhe würde ihrem Geist vielleicht auf die Sprünge helfen. Und vielleicht würde die Nacht ihr Träume schenken, tief aus ihrem Unterbewusstsein, die ihr weiterhalfen.
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