Stolz betrachtete sie den kleinen Gebetsraum, den sie in ihrem neuen Haus hergerichtet hatte. Ein Ort an dem sie ihr Vorhaben gut umsetzen konnte. In diesem Raum würde sie künftig Predigen, den wenigen Gläubigen die sich noch im Lande befanden, mehr über ihren Fürsten und den Glauben beibringen. Bei den Gesprächen mit Jono, hatte sie schon bemerkt, dass viele der Kultisten erhebliche Wissenslücken aufwiesen. Zwar waren sie dem Klerus hörig und eindeutig Mordûl ergeben, doch so manch einer kannte nicht einmal die Gebote wirklich. Das würde sie zuerst angehen, die Wissenslücken aller füllen, die dazu bereit waren.

Nachdenklich betrachtete sie den Altar vor sich und schmunzelte etwas. Es hatte gedauert bis sie begriffen hatte, was all das Chaos, welches sie zuletzt im Bund erlebt hatte, mit ihr gemacht hatte. Der Verrat und die Lügen hatten sie zuerst verletzt, aber am Ende war sie dadurch stärker geworden. Mordûl hatte ihr eine Lehre erteilt. Sie hatte den Fehler gemacht Jemandem zu vertrauen und dafür wurde sie bestraft. Sie war ihrem Herrn dankbar, für die Lektion und für das Geschenk, dass sie dadurch erhielt. Demütig sank sie vor dem schwarzen Altar auf die Knie und senkte den Kopf.

“Herr ich danke dir für deine Lehren, den Weg den du mich leitest und der mir neues Wissen bringt. Ich danke dir für den Schmerz, aus dem tiefster Hass erwächst. Du erfüllst mein Leben mit Sinn und gibst mir Macht. Gloria Mordûl!”

Noch einige Augenblicke verharrte sie so und stand dann langsam auf. Ja, sie hatte aus dieser Erfahrung gelernt und die Wut auf den Mann, dem sie vertraut hatte, war unerschütterlich. Wo sie zuvor nur Gleichgültigkeit empfunden hatte, war nun ein alles verzehrender Hass. Und dies war ein Geschenk ihres Fürsten. Sie hatte sich gefragt womit sie die Schmach verdient hatte grundlos als Verräterin bezeichnet zu werden. Doch irgendwann hatte sie es begriffen. Mordûls Weg war das Chaos und sie musste sich auf ihren Glauben verlassen, ihrem Herrn vertrauen und nur ihm durfte sie vertrauen. Er leitete sie durch die Finsternis und das Chaos, formte sie dabei nach seinem Willen und genau dies wollte sie schließlich auch.