Als Gladios gegangen war, verschwendete Munira keine Zeit mehr. Die Frühlingsblumen am Ritualplatz blühten in den schönsten Farben des neu erwachten Lebens, doch sie ließ nur kurz ihren Blick darauf ruhen. Leben. Leben, das es zu schützen galt.

Die Kälte des Winters steckte noch im Boden. Sie kroch Munira in die Glieder, als sie sich auf der Erde ausstreckte. Konzentration. Sie lenkte ihren Fokus auf ihr Innerstes. Die Göttin war bei ihr, in ihr, eins mit ihr. Wärme begann ihren Körper zu durchströmen und die Kälte zurückzudrängen. Ein Mondstrahl durchbrach das Wolkenmeer am Nachthimmel und begann, über ihre helle Haut zu tanzen, ihren Körper zu streicheln. Munira versank in Trance, wurde eins mit der Erde unter sich, tief in diese hineinsinkend. Auf den Mondstrahlen kletterte ihr Geist hinauf, hinaus in den Wald, ein leises Rufen, Singen, Leuchten, das schließlich ihre Schwestern Karedig und Shaina erreichte. Stumm bewegten sich Muniras Lippen, als sie ihre Botschaft aussendete. Gefahr. Kommt zurück zum Ritualplatz.

Sie spürte die Präsenz ihrer Schwestern, eine tiefe Umarmung, ein flüchtiges Verschmelzen der Gedanken, zu kurz, um das andere Ich zu durchdringen. Ihr Geist huschte weiter, suchend, rufend, singend. Keine der Junghexen konnte sie erreichen, zu weit waren sie fort. Sie kehrte zurück in ihren Körper, den sie in Wahrheit nur wenige Sekunden verlassen hatte, und schlug die Lider auf.

Elye. Lacuna. Ihre Vertrauten kamen auf leisen Schwingen und Pfoten. Während die Katze um ihre Beine streifte, landete das Käuzchen auf Muniras Schultern. Zwei gelbe Augenpaare starrten sie aufmerksam an. „Sucht die Schwestern, die ich nicht erreichen konnte. Wenn ihr sie nicht finden könnt, kehrt hierher zurück“, flüsterte sie ihre Anweisung, bevor sie sich selbst auf den Weg zum Baum des Lebens machte, um die Elfen zu warnen.



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