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Eine erste Lektion

Raynier de Larchant
25. April 2023 06:28
Im Kloster angekommen, verschwand Raynier in seinem Raum. Noch immer war er aufgebracht ob der Behandlung welche ihm von Pyra zuteil wurde.
Diese Frau wagte es den Großmeister der Templer wie einen Schuljungen zu behandeln!
Gottfried hatte von Krieg gesprochen.
Nun, vielleicht war genau das nötig um sich Gehör und Respekt zu verschaffen.

Wütend brach er das Siegel an dem Brief.

„Großmeister der Templer!
Kommt morgen in den frühen Abendstunden wieder. Allein.
Wir sollten ein erneutes Gespräch führen, unter vier Augen.
Schweigt darüber, auch vor euren Brüdern, dies ist wichtig.
Sicheres Geleit sei euch hiermit zugesichert.
Pyra, Tochter des Mondes“
Verwirrt las er die Zeilen wieder und wieder.
Was bei Palanthor sollte das? Wollte sie ihn in einen Hinterhalt locken? Was galt das Wort dieser Schwester?
Nachdenklich warf er den Brief ins Feuer. Er hatte entschieden das Risiko einzugehen.
Vieles hatte er über Pyra gehört, wenn sie ihn hätte tot sehen wollen, hätte sie dies offen und vor aller Augen erledigt.

„Wo willst du hin?“, fragte Gottfried ernst.
„Ich reite aus, den Kopf frei kriegen.“
„Hältst du das für eine gute Idee, nach den Ereignissen gestern?“
„Wir werden sehen. Sie werden uns nicht angreifen solange der Krieg nicht offiziell erklärt wurde.“
„Sie nicht, aber alle anderen die eine gute Gelegenheit wittern sich an uns zu rächen und es ihnen in die Schuhe zu schieben.“
Raynier nickte. Von der Seite hatte er die Situation noch gar nicht betrachtet. Gottfried hatte recht: an Feinden und Neidern mangelte es dem OMT gewiss nicht. Und es waren genug Leute gestern zugegen gewesen, dass jetzt bestimmt schon das ganze Herzogtum Bescheid wusste.
Trotzdem machte er sich keine großen Sorgen:
„Ich werde mich nicht im Kloster verstecken, Bruder. Aber sorge dich nicht, ich reite nur aus und bleibe den großen Strassen und Orten fern.“
Gottfried sah ihm hinterher. Der junge Mann war bis vor kurzem noch sein Knappe gewesen. Was mochte Bruder de Molay wohl geritten haben ausgerechnet ihn zum Großmeister zu berufen?
Doch einerlei, sein alter Großmeister hatte ihm einen letzten Befehl gegeben und Gottfried würde ihn erfüllen, wie es als Marschall der Templer seine Pflicht war:
„Bruder Gottfried, mein Schild und Schwert. Stütze den jungen Raynier in seinem schweren Amt, wie du mir stets Stütze und Freund warst. Darum bitte ich dich, im Namen Palanthors und Ayanyehs.
Gezeichnet, Jaques de Molay, Priore Ordo Militares Templi“

Als Raynier vor der Trutz der Schwesternschaft ankam und vom Pferd abstieg, rechnete er schon damit von den Wächterinnen angegangen zu werden.
Doch zu seiner Verwunderung trat eine von ihnen respektvoll an ihn heran und nahm seine Zügel entgegen.
Zwei weitere, Hellebarden in den Händen traten ebenso respektvoll vor und bedeuteten ihm ihnen zu folgen.
Sie ginge durch den Komplex, Raynier flankiert von seinen Begleiterinnen, bis er Pyra auf einer Bank sitzen sah, einen Kelch in der Hand. Sie nahm einen tiefen Schluck und erhob sich.
Nachdem die Tochter des Mondes auf sie zutrat, entfernten sich die beiden Schwestern, sehr zur Verwunderung Rayniers.
„Ich grüße euch, Raynier. Bier? Oder lieber Wein?“
Raynier hatte Mühe seine Verwunderung nicht allzu offen zu zeigen. Wer war diese Frau, welche ihn so freundlich begrüßte? Die gleiche die ihn gestern behandelt hatte wie einen Schuljungen?
Pyra lächelte versonnen und reichte ihm einen Kelch, ohne seine Antwort abzuwarten.
„Kommt, lasst und ein Stück gehen.“
Sie ging gemessenen Schrittes voran, ganz so als seien sie auf einem gemütlichen Spaziergang im Abendrot. Er kam nicht umhin zu bemerken, dass sie einen Schlauch umgehängt hatte, wohl um beizeiten nachschenken zu können.
„Ihr wundert euch ob des Empfangs?“, fragte sie freundlich.
„Ja, ich muss gestehen das tue ich.“, erwiderte Raynier kurz angebunden
„Nun, ihr seid jung und wohl noch unbedarft was die Diplomatie angeht. Ihr wisst dass ich mit eurem Vorgänger freundschaftlich verbunden war?“
„Ja, Jaques erwähnte es. Und ich geleitete ihn öfters wenn er sich hier mit euch und dem Triaten traf.“
Erinnerungen blitzten in Rayniers Kopf auf. Bier hatte bei diesen Besprechungen offenbar eine nicht geringe Rolle gespielt. Also nahm er einen tiefen Schluck.
Pyra lachte heiter:
„Ja, ich erinnere mich an euch. Pflichtbewusst habt ihr gewartet und den alten Jaques nach Hause geführt.“
Schnell wurde ihre Miene wieder ernst:
„Ich verprach ihm, euch zu unterstützen und euch beizubringen was er nicht mehr konnte. Und ich nehme Versprechen sehr ernst.“
Raynier schaute sie verwundert an:
„Aber warum habt ihr mich dann gestern….“
„Ihr müsst noch viel lernen.“, unterbrach sie ihn, „Vor allem wie man bei offiziellen Gelegenheiten mit anderen redet. Ihr habt mir eure Pläne und Absichten dargelegt als herrschten die Templer über diese Lande, als gäbe es nichts außer euch. Dies kann und werde ich nicht hinnehmen.
Und seid gewiss, ihr werdet froh sein dass ich es war die euch zurecht wies. Denn auch andere vernahmen eure Worte und waren ebenso wenig erfreut sie zu hören.“
Raynier wollte schon wieder aufbegehren, doch Pyra ließ ihn nicht zu Wort kommen:
„Vorab: Mir gefiel eure forsche Art, erinnerte mich wohl an ein jüngeres Selbst.
Doch müsst ihr lernen dass es ab jetzt zwei Rayniers geben muss:
Den offiziellen, den Großmeister der Templer, welcher stets auf seine Worte und ihre Wirkung achten muss und den wahren Raynier der sich nur bei mancher Gelegenheit und nur vor manchen Personen zeigen darf.
Dies ist das Schicksal eines Anführers in eurer Position.
Die Templer sind zu mächtig, ihr Wort hat zuviel Gewicht, als dass ihr einfach reden könntet wie euch der Schnabel gewachsen ist.“
Pyra sah ihn an, bedeutete ihm dass er nun sprechen durfte.
Raynier war bei ihren Worten sehr nachdenklich geworden. Pyra war so ganz anders als er sie gestern erlebt hatte, so freundlich, so menschlich. Gab es auch zwei Pyras? Offensichtlich.
„Waren meine Worte so schlimm und unbedacht?“
Pyra lachte hell auf:
„Raynier! Stellt euch vor der Anführer einer der mächtigsten Gemeinschaften dieser Lande steht vor euch und beschreibt in blumigen und vor selbstbewußtsein triefenden Worten wie ER sich die Zukunft des Landes vorstellt, was er dazu alles machen wird und welche Rolle ihr dabei zu spielen habt. Wie würde euch das gefallen?“
„Absolut gar nicht.“, gab Raynier zerknirscht zu.
Langsam dämmerte ihm wie ungeschickt er vorgegangen war, wie er sie und manch anderen vor den Kopf gestoßen hatte mit seinen Plänen.
„Diplomatie ist ein Spiel der Worte, Gesten und Gefühle.
Wählt eure Worte stets mit Bedacht und wissend um ihre Wirkung!
Verteilt Gesten eures guten Willens, eurer Zuneigung und bei Bedarf auch eures Unmuts.
Versteckt eure Gefühle und schmeichelt denen der anderen.
Das ist in sehr groben Zügen die Essenz der Diplomatie hier im Herzogtum.
Zu den Feinheiten kommen wir bei Zeiten. Wenn ihr es zulasst und von einer alten Schwester lernen wollt.“
Raynier sah Pyra mit unverhohlener Bewunderung an.
Was sie ihm gerade anbot war nichts weniger als eine Zukunft, für ihn und für seinen Orden.
„Es wäre mir eine Ehre. Und ich verspreche ein gelehriger Schüler zu sein!“
Pyra nickte.
„Gut denn, dann lasst uns trinken und besprechen wie der Zwist der zwischen uns offiziell herrscht uns Beiden von großem Nutzen sein kann!“

Sie gingen weiter, tranken und redeten.
Nun, sie redete und Raynier hörte aufmerksam zu.



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ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

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