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Vergangenheit (Erzählung)

Svirivyl
11. September 2010 21:00
...
„Es fragt dich niemand was du denkst und das wird dich auch nie jemand fragen.
Wichtig ist einzig und allein der Wille Lloth und das deine Taten ihr gefallen.“

Die Stimme stach immer wieder durch die Stille, wie ein beharrlicher Fremdkörper, der versuchte die Herrschaft an sich zu nehmen.
Der Tempel war trotz seiner Größe so gebaut, dass man selbst ein Flüstern am Altar in den hinteren Beinartigen Gängen mitbekommen konnte ohne sich anzustrengen. Sie schienen das ganze noch zu verstärken.
Die junge Drow fühlte erneut die Wut aufkeimen, jene zu beherrschen bereitete ihr schon mehr Mühe, als Hingabe zu empfinden für ihre monotone Aufgabe.
In ihrem Kopf formten sich Bilder, ihre feinen zarten Finger gruben sich in die Augenhöhlen der Priesterin und an deren Wangen lief das Blut abwärts um gierig von dem edlen, schwarzen Gewand etwas später aufgesaugt zu werden, bevor sie bewusstlos am Altar zu Boden fiel.
Unvermittelt öffnete sie den Blick hinab, der stechenden Arroganz der Alten entfliehend und sich der Realität ihrer Hände bewusst werdend.
Blut klebte an ihnen, aber es war ihr eigenes. Sie hatte so lange den Boden geschrubbt bis ihre Haut Blasen warf und weiter.
Die Blasen waren aufgegangen und das Gemisch aus Wundwasser und Blut verteilte sich an dem zerfallenden blauen Stofffetzen, was einmal ihr Gewand war.
Ihre nackten Knie waren aufgescheuert, was sie zu einer merkwürdigen Haltung zwang.
Welche Ironie, das ihr Bild und das der Realität derartige Parallelen aufwies.
Die Priesterin wollte ihren Willen brechen, wollte dass sie in ihrer Aufgabe versagte.
Doch den Gefallen würde sie ihr nicht tun, sie schwieg und wischte weiter.

Meine Zeit wird kommen und das weiß sie, es ist Angst die aus ihr spricht, keine Stärke und das wiederum, weiß ich.

Sie hatte den Spinnenkreis verwischt beim hinausgehen. Das Ritual war schon längst gelaufen und normaler Weise hätte sie bestehen müssen.
Aber die Alte wollte die Tochter der Ilharess noch lange nicht privat unterrichten.
Sie war zu jung, zu frech und strahlte schon jetzt manchmal mehr Würde aus als viele ihrer Schülerinnen.
Das ganze Haus achtete auf diese kleine gehässige Kröte, niemand wollte jemanden ausbilden, der dafür vorgesehen war, irgendwann mehr Macht zu erlangen als einer selbst. Sie konnte nicht in den Kopf der kleinen hineinsehen, was ihr mehr als unangenehm war.
Und jetzt hatte das kleine Biest die Dreistigkeit ihre Bestrafung zu erfüllen, als hätte man ihr aufgetragen einen Spaziergang zu machen. Mitnichten würde sie es dulden, das der kleine Teufel den Tempel erhobenen Hauptes verlässt und sie sich geschlagen geben müsste.
Die Strafe dauerte nun schon drei Tage und drei Nächte an. Angeblich habe sie keine Hilfsmittel benutzt und auch kein Wort gesagt, bis auf das Morgen- und das Abendgebet, welche ihr aufgetragen wurden. Die Priesterin vermutete, dass einer der Tempelwachen ihr heimlich Wasser gegeben hatte und somit war sie gezwungen die Drow selbst zu beaufsichtigen ab heute.
Mit gleich bleibenden Bewegungen strich der leicht feuchte Stoff über den schwarzen Marmor.
Der Tempel war eigentlich sauber gewesen, wenn man von den Kniespuren, welche gleichmäßig in jeder einzelnen Fliese parallel angeordnet waren, absah.
Passend dazu verteilten sich auf den roten Glasfliesen die Schlieren aus ihrem Blut.
Ein Bild welches die Ilharess wohl niemals sehen sollte und somit war der Tempel, seid dem scheitern ihrer Tochter auch vorübergehend geschlossen.
Offiziell wegen Bauarbeiten.
Der Körper der jungen Drow hätte schon lange aufgegeben, wenn es nach ihm gegangen wäre.
Trotzdem strahlte sie eine Ruhe aus, als ob ihr die Zeit selbst gehörte, dieser Platz vielleicht sogar die ganze Stadt.
Das Gesicht war Blutverschmiert, die weißen Haare teilten sich in verschiedenen Strähnen, teilweise rot einige mittlerweile sogar schon an braun erinnernd.
Sie schwieg, diese kleine dreckige Kröte schwieg und erfüllte ihre Aufgabe, ohne einen Ton, ohne zu jammern, ohne zu weinen oder um Gnade zu bitten.
Nun war es die Priesterin, welche ein Opfer ihrer anwachsenden Wut wurde.
Ohne auch nur den geringsten Respekt vor dem heiligen Ort zu demonstrieren dröhnte ihre Stimme lautstark verfluchend dem Kind entgegen.

„Du bist unwürdig ihre Aufmerksamkeit zu erlangen!“

Doch Lloth leitet meinen Weg.

„Du bist es nicht Wert, das sie dir Gehör schenkt!“

Doch werde ich einzig zu Lloth beten.

„Sie wird niemals auch nur einen Augenblick an dir gefallen finden!“

Doch meine Taten sollen Lloth huldigen.

„Du wirst niemals ihre Stimme hören!“

Doch wird mein Leben nur in ihrem Namen ausgeführt.

„Du bist unwürdig in ihrem Name Stärke zu bedeuten!“

Doch werde ich Lloth Glanz verbreiten.

„Sie wird niemals ihre Macht mit dir teilen!“

Doch werde ich Lloth Reich erweitern.

„Du wirst niemals ihre wahre Größe erkennen!“

Doch, und jene die an Lloth zweifeln werde ich vernichten.

„Du bist eine Schande in ihrem Reich!“

Doch mein Bestreben wird auf ewig Lloth Wohlsinn dienen.

Es dauerte einige Momente bevor die Hallen des heiligen Tempels wieder ruhiger wurden.
Der Atem der aufgebrachten Priesterin bohrte sich anschwellend in das Gehör der jungen Drow.
Doch sie schwieg weiterhin. Vermittelte weiter diesen unendlich ruhigen Eindruck, welche friedlich und zufrieden wirkte.
Völlig im Gegensatz zu dem Bild ihres Körpers und zu dem Bild, welches die Priesterin an den Tag legte.
Die alte Drow war mehr als angestrengt, unbeherrscht und aufgebracht.
Ihre dunkle Haut hatte einen feinen Rotstich angenommen und die Feuchtigkeit spiegelte teilweise romantisch sanft das schwache Licht der Feuer wieder.
In der Luft lag eine Spannung zwischen den beiden, welche man schon fast hätte sehen können müssen.
Ähnlich der Schwere, welche sich kurz vor einem Vulkanausbruch bei sensiblen Wesen breit machte.
Im vergangenen Takt der Worte der Alten und ihrer eigenen Gedanken, wischte die junge Drow den Boden weiter, gleichbleibend,
jede einzelne Fliese mit einem feinen, feuchten, blassroten Film bedeckend.
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Vergangenheit (Erzählung)

Svirivyl11. September 2010 21:00



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