Endlich war es ruhig geworden. Die Junghexen hatten ihre Lektionen gelernt und waren reifer, erfahrener und vor allem ruhiger denn je. Kolika musste nur noch selten irgendwelche Streiche erwarten.

Auch Jene, welche ihr Leben mit Aufträgen, Wünschen oder Bitten nicht hatten langweilig werden lassen, schienen inzwischen befriedigt.

Der Wald um den Zirkel der Hekateschwestern war so, wie ihn sich Kolika lange erträumt hatte. Die Kräuter sprießen, das Laub raschelte im Herbstwind und der Holzvorrat für den Winter war aufgefüllt.

Entspannt saß Kolika auf ihrer bequemen Bank und schurrte das Feuer unter dem großen Wasserkessel. Es war mal wieder Zeit für einen Tee der ganz besonderen Sorte.

Die Goblins waren wohl auch mit den Vorbereitungen für den Winter beschäftigt, doch der Vorrat für die Spezialzutat würde noch einige Tage ausreichen, bevor frischer Nachschub angeschafft werden müsste.

Plötzlich bellte einer der schwarzen Wölfe am Rande der kleinen Siedlung auf. Kolika sah sich um. Näherte sich wieder ein wilder Panther auf Beutezug, oder war es doch ein interessierter Kunde?

Mit einem gedehnten Seufzen richtete sich Kolika schwerfällig auf, griff nach ihrem Wanderstab und schlenderte in Richtung des Waldes aus der sich der Wolf zu Wort gemeldet hatte. Schon nach einigen Schritten blieb sie überrascht stehen und starrte den leicht bekleideten Burschen abwartend an.

„Die Nachtkönigin zum Gruße!“, eröffnete der Bursche das Gespräch.

„Guten Abend, ich fühle mich geschmeichelt. Doch ich fühle mich heute nicht, wie eine Königin. Wie kommst du denn darauf?“

Etwas verwirrt starrte der Bursche sie an. „Ein Abgesandter der Herrin der Blutküste wünscht eine Bewohnerin dieser Siedlung in dringlicher Begebenheit zu sprechen.“

„Fein, so eine suche ich auch schon seit geraumer Zeit. Vielleicht sollten wir uns zusammen tun? Ich habe dort vorne schon geklopft, aber es öffnet niemand. Bestimmt ist nebenan jemand zu Hause. Versuch es dort am Besten. Ich werde mal nachsehen, ob sich jemand hinter dem Haus im Garten aufhält.“

Mit einem leisen Kichern entfernte sich Kolika von dem Burschen, welcher sich kurz zwischen den Häusern umsah, bevor er auf ein Gartentor zuging.