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Lauras Ankunft (Ereignis)

Laura
13. Oktober 2011 21:37
Die Sonne schien hell über die Wiesen und Felder des Dorfes und der Sommer zeigte sich von seiner schönsten Seite. Die kleine Laura sprang auf den Wiesen und Feldern am Dorfrand hinter den Schmetterlingen und Grashüpfern her. Mit einem Glas in der Hand, wollte sie einige dieser Tiere fangen und später ihren Eltern zeigen, wie schön sie doch waren. Die Männer und Frauen des Dorfes waren auf den Feldern und nur gelegentlich mischte sich eine halblaute Unterhaltung in das harmonische Zirpen und Singen der Grillen, das sich über den Wiesen erhob. Plötzlich rummste und donnerte laut und Staub und Qualm stiegen über dem Dach des kleinen steinernen Gebäudes am Rande des Dorfes.

Die kleine fünfjährige Laura, die das donnernde Geräusch gehört hatte, eilte schnell von den Feldern zurück, zum Haus ihrer Eltern. Kurz bevor sie die kleine Treppe zur Türe erreicht hatte sah sie schon ihren Vater, gestützt von ihrer Mutter, aus dem Haus wanken. Ihr Vater Theodil wirkte nur noch wie ein Schatten aus Ruß und Qualm. Die Haare standen ihm wild zu Berge, sein altes Magiergewand zeigte große Brandstellen und vom Magierhut war nur noch die Krempe übrig geblieben, die seinen verkohlten Kopf zierte. Schnell sprang Laura hinzu und klopfte ihrem Vater die letzten Flammen aus dem Gewandt, während dieser noch hustend und um Luft ringend die wildesten Verwünschungen über die Schwefelasche ausstieß, welche seiner Meinung nach qualitativ zu schlecht gewesen war.

Theodil war ein recht erfahrener Magier was die arkanen Künste anging. Er forschte in vielerlei Richtungen und wie es bei solch aufwendigen Forschungen oftmals ist, schrumpfte das Vermögen der kleinen Familie immer mehr und Vater Theodil sah sich gezwungen etwas zu erschaffen, das der Familie Geld ins Haus brachte. Das Gehalt als Magister reichte lang schon nicht mehr aus und so ersann Theodil die Möglichkeit für die hiesigen Minen Sprengstoffe herzustellen. Die Idee war punktgenau Gestein weg zu sprengen um die Arbeit in den Minen effektiver zu machen. Anfänglich waren die Vorarbeiter der Minen recht interessiert von dieser Idee, würde dies doch ihre körperlich schwere Arbeit sehr erleichtern. Doch nachdem Lauras Vater sein Alchemielabor drei Mal neu errichten musste zeigte kaum jemand noch Interesse an einem so gefährlichen und unsicheren Material.

Doch Theodil war sich sicher, dass er es eines Tages schaffen und seiner Familie den Wohlstand verschaffen konnte, den er ihr versprochen hatte. Auch seine Forschungen würden dann nie mehr an mangelndem Geld oder an schlechten Materialien scheitern.
Lauras Mutter Anna war eine gütige und geduldige Frau, die ihrem Mann treu zur Seite stand. Sie war auf dem Land in ihrem Dorf aufgewachsen ehe sie ihren jetzigen Mann bei ihrer einzigen Reise in ihrem Leben, in die große Stadt Yew, getroffen hatte. Nachdem seine Liebe zu der damals jungen und noch naiven Frau entflammt war, hatte er sie jahrelang und bei jeder Gelegenheit besucht bis sie dann eines Tages den Segen der Eltern erhalten und geheiratet hatten. Während Lauras Vater den lieben langen Tag Labor im verschwand und über Forschungen brütete kümmerte sich Lauras Mutter um Haushalt und den kleinen Gemüsegarten.

Beide Elternteile war es ein wichtiges Anliegen, ihrer einzigen Tochter eine möglichst gute Bildung zu vermitteln. Während ihr Vater sich mühte ihr die Grundlagen der Forschung und des Lesens und Schreibens nahe zu bringen, lehrte ihre Mutter sie nach Kräften über die Pflanzen und Tiere der Natur. Auch die Götter zu ehren war der Mutter eiin anliegen und so erzog sie ihre Tochter danach. Besonders stand Caihume im Zentrum der Verehrung, wenngleich dies in einem Bauerndorf nichts sonderlich besonderes war. Und so zogen die Jahre ins Land, Sommer folgte auf Winter und auf Winter der Sommer…..
Es war kurz nach ihrem 19ten Geburtstag als ihr Dorf unter Freude und Hall ein großes Fest beginn. Die Ernte stand kurz bevor und auf den Feldern wogte wie das unendliche Meer das Getreide hin und her. Der Dorfvorsteher feierte seinen 50.ten Geburtstag und lud das ganze Dorf ein. Musik ertönte und zum Klang von Fiedel und Laute wurde zum Tanze aufgespielt.

Schon mehrfach war Laura von den jungen Burschen des Dorfes zum Tanzen aufgefordert worden und hatte alle bis auf den jungen Sohn des Schmieds Friederich höflich aber bestimmt abgelehnt. Gerade kam sie fröhlich und leicht nach Luft schnappend mit Friederich vom Tanzboden als sie von der Ferne ihren Namen hörte. Höflich entschuldigte Laura sich und wandte sich in die Richtung aus der sie gerufen wurde. Schon aus der Ferne konnte sie ihren Vater erkennen der mit hoch erhobener Hand quer durch das Feld auf den Festplatz zu gerannt kam. Immer wieder rief er ihren Namen und schwenkte einen Gegenstand in seiner Hand, während er im vollen Lauf sich näherte. Laura lief ihrem Vater entgegen, die Musik des Festes war zu laut, als dass sie mehr als ihren Namen verstehen konnte. Schon bald hatte sie den Festplatz hinter sich gelassen und rannte den Weg hinter dem kleinen Dorfweiher hinab, dem Dorf und ihrem Vater entgegen. Freudig sah sie ihn ihr entgegen rennen, eine kleine Flasche in der Hand hin und her schwenkend.

„Laura…. Laura! Ich habe es geschafft! Es ist stabil!..... Es ist sta…“ Donner grollte über das Dorf hinweg und der Lichtblitz war, trotz des Tages bis zum Festplatz zu sehen. Von der Wucht der Explosion wurde Laura nach hinten geworfen, ein kurzer heftiger Schmerz an ihrem Hinterkopf, nahm sie noch wahr, dann versank ihre Welt im Dunkel….

Als sie erwachte, war es Abend und von den Feldern und dem Dorf her drang ihr ein leuchtend heller Feuerschein entgegen. Männer brüllten Befehle und zwei lange Menschenketten waren vom Dorfweiher aus gebildet worden. Flammen schlugen aus den Feldern, genährt vom trockenen Getreide und den warmen Spätsommerwinden, welche über das Land zogen. Dichter Rauch hatte sich über das Dorf erhoben und drang ihr beißend in die Augen, wenn der Wind in ihre Richtung blies. Mit Kannen, Nachttöpfen, hölzernen Eimern und sogar Zinnbechern schöpften die Leute des Dorfes aus dem Weiher, der schon beachtlich an Fülle verloren hatte. Müdigkeit, Entsetzen und Angst sprach aus ihren Gesichtern und selbst die kleinsten Kinder hatten sich eingereiht in die Kette und reichten die Wassergefäße von einem zum anderen.

Die Häuser, welche sich nahe an den Feldern befunden hatten brannten lichterloh und Laura konnte selbst ihr eigenes Haus brennen sehen. Wo war Vater? Wo war Mutter? Verzweifelt suchte sie die Reihen ab doch von ihren Eltern war nichts zu sehen. Ehe sie auch nur einen Schritt tun konnte, wurde sie von einer älteren Frau, welche in gebückter Haltung mit krummen Rücken am Anfang der Kette, welche zu den Feldern hinaus ging, am Weiher stand, herbei gerufen wurde. „Steh nicht herum junges Ding komm her mit anfassen“, zeterte die Alte in einem Ton der keine Widerrede duldete. Automatisch wie im Traum ging Laura zu der alten Frau und bekam sogleich einen leeren Eimer in die Hand gedrückt. „Los auffüllen schnell los! Das Korn brennt! Wenn wir die Ernte verlieren ….“, mit diesen Worten erhielt sie einen schmerzhaften Stoss in die Rippen und wie betäubt folgte sie den Befehlen der Alten.

Sie schöpfte Wasser, reichte das Gefäß weiter um das nächste in die Hand gedrückt zu bekommen um es wieder weiter zu reichen….. Bis zum nächsten Morgen schuftete das Dorf und auch Lauras Handflächen waren nur noch eine breiige Masse von aufgeplatzten Blasen, Haut und rohem Fleisch ihrer Handflächen. Wo das Wasser nicht reichte war von den Männern Erde in Karren herbei getragen worden, und neue Löschketten, nur dieses Mal mit Erde gefüllte Eimer, waren entstanden. Wer mit der Schaufel zu graben hatte wurde regelmäßig abgewechselt und doch war, nachdem die letzten Flammen erstickt und gelöscht waren, jeder im Dorf am Ende der Kräfte. Einige der Alten des Dorfes waren schon lange vorher ausgeschieden und an ihrem Platz erschöpft nieder gesunken. Man hatte die Eimer über sie hinweg gereicht um so die Kette geschlossen zu halten.

In den frühen Morgenstunden waren alle so erschöpft, dass viele an Ort und Stelle eingeschlafen waren und auch Laura hatte sich nicht mehr auf den Beinen halten können und lag neben der alten Frau vor Erschöpfung schlafend am Boden. Als sie als eine der ersten gegen Nachmittag erwachte, war von dem Dorf, wie sie es kannte kaum mehr etwas zu sehen. Die Felder waren zum Grossteil abgebrannt und auch alle Häuser nahe den Feldern hatten die Flammen nicht verschont. Wohl waren die meisten Häuser im Dorf aus Holz gebaut gewesen so ragten zwischen der Asche und den Trümmerresten nur hin und wieder einer der alten Stützbalken verkohlt in den Himmel. Das Haus ihrer Eltern war hingegen aus Stein gebaut gewesen doch auch dort zeigten sich schon von weitem die Russspuren am Gestein und der hölzerne Dachstuhl war auch ein Raub der Flammen geworden.

Selbst nach dem Schlaf fühlte sich Laura noch erschöpft und eilte so schnell es ihre müden Füße erlaubten zum Haus ihrer Eltern hin. Doch in dunklen schwarz des Rußes gähnte ihr der verkohlte Eingang des steinernen Gebäudes entgegen. Kein Laut drang daraus hervor und als Laura die noch rauchenden Reste ihres Elternhauses betrat und sich durch den Schutt einen Weg suchte, rief sie mit stetig mehr auf kommender Verzweiflung und Trauer den Namen ihrer Mutter. Doch niemand außer dem leise knarrenden Resten des Dachstuhls antwortete ihr. Wo war ihre Mutter? War sie bei der Kette der feuerlöschenden Dorfbewohner? War sie im Haus geblieben … was war mit ihr geschehen. Laura spürte wie sich ihre Augen mit Tränen füllten und in ihrem Herz verkrampfte sich etwas, dass sich in einen nicht lösbaren Knoten zusammen zog.

Weinend voller Sorge und Angst um die sich vielleicht erfüllende Befürchtung über den Tod ihrer Mutter rannte sie wieder zu den verkohlten Feldern hinaus. Laut rief sie, von Tränen und Weinkrämpfen geschüttelt den Namen ihrer Mutter, drehte einige Schlafende herum, deren Gesicht sie nicht erkennen konnte und bei jedem Mal wo sie sich täuschte zog sich etwas in ihr mehr zusammen. So viel sie rief und suchte sie konnte ihre Mutter nicht finden. Ihr Vater war verloren, zu Rauch und Blitz aufgegangen durch das Werk seiner eigenen Hand, welches er nur zum Nutzen und Gut der Dorfbewohner ein zusetzen gedachte. Und mit jeder Stunde, in der sie suchte und rief und ihr die Mutter nicht antwortete wurde ihr gewiss, dass sie all das verloren hatte, was ihr lieb und teuer war. Die Wärme der Hand der Mutter, den Stolz ihres Vaters wenn sie eine schwierige Aufgabe erkannt und gelöst hatte, all das würde sie nie wieder erfahren.

Trauer und Schmerz um ihren Verlust und Angst ob ihrer eigenen Zukunft ließ sie am Ende des Tages in den Ruinen ihres Elternhauses zusammen sinken. Tränen hingen ihr wie ein Schleier vor den Augen und ihr innerer Schmerz schien mit jeder Minute in welcher sie sich ihrer Situation bewusst wurde, größer zu werden. So hörte sie nicht die Schritte die auf sie zukamen, schwere Stiefel die den Schutt zur Seite schoben und sich einen Weg durch die verbrannten Reste des Hauses bahnten. Plötzlich wurde sie von zwei kräftigen Händen empor gerissen. „Wer bist du?“, sprach sie eine müde und traurige Stimme an. Laura glaubte die Worte kaum zu verstehen als eine schwere Hand ihr übers Gesicht fuhr und ihr Tränen und Ruß wegwischte, welche ihr Gesicht entstellt hatten wie eine dunkle Maske. „Du bist die Tochter dieses Wahnsinnigen!!“, sprach die Stimme plötzlich und durch einen sich langsam auflösenden Schleier der Tränen erkannte sie Friederichs Vater, den Dorfschmied.

Die Stimme noch in erstaunen getaucht färbte sie sich jedoch mit jedem Wort mehr mit Abscheu, Hass und Verachtung. „Weist du was dein verfluchter Vater uns angetan hat???!! Dreiviertel der Felder sind verbrannt und die Hälfte des Dorfes… Und das nur weil dein gottloser Bastard von Vater mit Feuer herum spielen musste!“ Mit jedem Wort wurde die Stimme des Schmiedes lauter und brachialer. „Und was tut das gottlose Kind her während wir gestern das Feuer löschten an dem deine Familie schuld war; während wir draußen die Schäden reparieren und retten was zu retten ist? Es sitzt hier herum weint und tut gar nichts!!! Ich werde dir Grund zum weinen geben, Mädchen!!“ Noch ehe Laura erwidern konnte wie sehr sie gestern geholfen hatte klatschten die ersten Schläge. Das Geräusch drang in ihr Ohr und sie spürte ihren Kopf zurück fahren ehe sie der Schmerz wie ein Pferdehuf traf. Immer wieder trafen sie die Schläge des Schmieds im Gesicht mit voller Kraft und es schwanden schon ihre Sinne als sie am Rande einer Ohnmacht die Stimme der alten Frau, welche sie gestern zum Helfen gerufen hatte, dem Schmied Einhalt gebieten hörte.

Als dieser sie los ließ fiel sie mit Wucht zu Boden und kämpfte um ihr Bewusstsein. Wie durch einen dichten Nebel aus großer Entfernung drangen ihr die Worte des heftigen Streitgesprächs zwischen der Alten und dem Schmied entgegen. Auch die Worte anderer vernahm sie doch sie erschienen nur ein unverständliches Gemurmel im Hintergrund zu sein. Zwei faltige Hände griffen nach ihr und zogen sie halb laufend, halb gestützt fort aus der Ruine…. Als sie das nächste Mal die Augen öffnete sah sie, dass sie in einem kleinen Raum am Boden lag, eine alte brandlöchrige Decke über sie geworfen. Als die Alte bemerkte, dass Laura wach geworden war, kam sie auf sie zu und strich über das Haar. „Du bist im Hause des Dorfbäckers. Es hat den Brand recht gut überstanden, viele Dorfbewohner haben, bis ihre neuen Häuser aufgebaut sind, hier Unterschlupf gesucht. Ich habe dich hier her gebracht und werde mich etwas um die kümmern.“ Mit diesen Worten wandte sie sich ab und ging zum Tisch hinüber wo der Bäcker, seine Frau und noch einige anderen waren. Laura sah sich im Raum um. Sie befand sich im Lager der Backstube.

Man hatte alle Schränke zur Seite oder hinaus gebracht um Platz für die obdachlosen Dorfmitglieder zu schaffen. Obwohl der Raum klein war zählte Laura zehn Personen die auf Bänken in Decken gehüllt saßen oder am Boden lagen und schliefen. Eine laute Stimme unterbrach ihre Beobachtung. „Dem Unglückskind gibst du nichts!! Durch die verbrannte Ernte haben wir selbst kaum zu fressen, da wird nicht ein einziges Korn an die da verschwendet!“, harsch deutete der Bäcker in Lauras Richtung. „Ich kenne die Mütterchen, du bist zu mildtätig! Wenn ich dich je erwische wie du für das Unglückskind Essen holst wird auch deine Ration gestrichen werden! Dass das Gör hier ist hat sie nur dir zu verdanken und meinem Respekt dafür dass du meine Mutter vor Jahren auf ihren letzten Tagen versorgt und begleitet hast. Aber glaube nicht dass das ewig währt, nur ein Vorfall mit dem Kind und sie fliegt hier raus! Wo möglich bringt sie auch diesem Haus nichts als Unglück und Pech!“, sprach der Bäcker zischend weiter und wandte sich dann jäh ab noch ehe die Alte auch nur ein weiteres Wort sagen konnte.

Nach einer Weile kam die alte mit einem alten Kanten Brot zurück. „Hier iss, das ist meiner für heute Abend, doch ich habe gar keinen Hunger gerade“, sprach sie in ruhigem Tone.
So vergingen die Tage und die Alte teilte mit Laura jeden Bissen den sie hatte. Das Dorf jedoch mied Laura und auch mit der alten Frau sprachen sie nur wenn es nötig war. Auch nachdem Laura genesen und wieder zu ihrer alten Schönheit zurückgekehrt war, machte selbst Friederich einen großen Bogen um sie und ignorierte jedes Wort, das sie an ihn richtete. Die Alte und Laura sammelten Holz und Früchte um ihre karge Kost zu ergänzen und oftmals gaben sie auch den anderen aus dem Dorf davon. Diese nahmen zwar oftmals die zusätzliche Nahrung an doch änderten sie nie ihr ablehnendes Verhalten Laura gegenüber. Je länger die Zeit verging, nach dem verheerenden Brandt umso weniger wurden die geringen Vorräte der Dorfbewohner. Und umso mehr der Druck der Bewohner und umso mehr erinnerten sie sich daran wer an allem Schuld war. Als der Winter hereinbrach wurde die Alte sehr krank und Laura ging tagtäglich hinaus um für sich und ihr altes krankes Mütterlein Holz für das wärmende Feuer zu sammeln und Nahrung zu suchen. Sie sammelte als das, was die anderen wegwarfen und es kam die Zeit wo die zwei in Verzweiflung und Hunger aus unter dem Schnee gefundene Eicheln und zerriebenes Holz notdürftig Brot buken.

Kurz vor der Wintersommerwende verstarb die Alte und niemand half Laura, draußen im Wald in der gefrorenen Erde ein schmales Grab zu graben, in dem sie ihre Retterin zur letzen Ruhe betten konnte. Mit einem Grabstock, da man ihr jegliches Werkzeug verwehrte, grub sie einen ganzen Tag lang für das Grab. Als sie ihre letzte Pflicht getan und ihr die letzen Worte gesprochen hatte, war Laura ins Dorf zurückgekehrt. Als der Bäcker sie am Abend wieder in seinem Hause sah, warf er sie mitsamt ihrer löcherigen Decke als einzige Habe unter Flüchen und Tritten hinaus. Seid dem Tag, als Laura ihr altes Mütterlein zu Grabe getragen hatte, wurde es für sie jeden Tag schlimmer. Am Anfang warfen die Kinder nur Schneebälle auf ihre in Lumpen und Fetzen gehüllte Gestalt und die Bewohner des Dorfes wechselten die Straßenseite wenn sie ihnen entgegen kam. Als bald spuckten sie ihr vor die Füße und riefen ihr die wildesten Flüche hinterher, die wohl selbst den abgebrühtesten Räuber vor Scham erröten hätten lassen können.

Als eines Winterabends der Dorfschmied sie an die hintere Wand seiner Schmiede kauernd fand, an der Rückseite des Schmiedeofens wegen der Wärme geschmiegt, und ihr drohte, sie am nächsten Tag mit seinem Schmiedehammer Bekanntschaft machen zu lassen, wenn sie sich hier noch einmal blicken ließ, konnte Laura es nicht mehr aushalten. Noch in derselben Nacht brach sie in das Haus des Schusters ein, welches nur provisorisch wieder aufgebaut worden war, stahl ein Messer, etwas Nahrung und zwei Decken als auch den Funkenstahl und verschwand ehe der Morgen kam. Die folgenden Monate hauste Laura im Wald. Als Heim diente ihr eine selbstgebaute Schutzhütte aus Ästen und Tannezweigen, welche sie ständig durch neue ersetzte, so die Nadeln abgefallen waren. Das tanzen der Flammen, das Flackern des Feuers waren ihre einzige Unterhaltung und Freund in der kalten Winternacht der Wälder. Das Wissen ihrer Mutter, welche ihr die Kräuter und Pflanzen vertraut gemacht hatte, half ihr dabei essbare Wurzeln zu finden, welche unter der Schneedecke lagen. Laura aß Tannenharz, die Nüsse der Zapfen und vieles mehr. Es war ihr schon wie ein Festtag wenn es ihr gelang einen Vogel mit einem geschickt geworfenen Stein vom Ast zu holen oder ein kleines Tier zu fangen. Die Monate des Winters waren hart und als der Frühling kam, wurde der ausgezehrte Leib Lauras stetig schwächer. Als sie eines Frühlingsmorgen weit entfernt von jeder menschlichen Sieldung, einem ausgezehrtem dürren Gespenst gleich, aus dem Wald tappte, traf sie auf eine andere Frau...
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Lauras Ankunft (Ereignis)

Laura13. Oktober 2011 21:37



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