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Ein Kontakt mit dem Wesen aus Licht (Erzaehlung)

Heldor Gerosian [MP]
22. September 2000 02:26
Die Fuenkchen glitzerten und spiegelten sich im Wasser des Brunnens bei Cavan.

Ohne jede Vorwarnung war es erschienen, ein Glitzern und Leuchten ueber dem Brunnen. Seltsame Musik war zu hoeren. Heldor Gerosian horchte nachdenklich auf die Musik. War dies das raetselhafte Wesen, von dem ihm seine Kollegen berichtet hatten?

Er stand auf und ging zum Brunnen, stuetzte sich an den Rand und begann, seinen Geist zu entspannen. Alsbald nahm er seine Umgebung kaum mehr wahr. Er sank in eine tiefe Meditation. Er versuchte, sich auf die Musik zu konzentrieren, sie in seinen Geist aufzunehmen...

Ueber dem Brunnen erschien eine leuchtend weisse Kugelgestalt. Sie schwebte uber den Anwesenden, friedlich und majestaetisch. Die Musik aenderte langsam ihre Tonfolge und ihren Rythmus. Scheinbar forschend, suchend, pruefend bewegte sich das Wesen von einem zum anderen. Die Hexe Maia hatte ihre Hand in das Glitzern gehalten, fuer einen Moment nur, neugierig pruefend, und sie war mit einem Gluecksgefuehl belohnt worden. Jetzt stand sie neben dem Brunnen und folgte dem Wesen mit ihren Augen.

Heldor war nun in tiefer Trance, mit seinen Augen staendig dem Wesen folgend. Manchmal machte er unbewusst kleine Schritte, um ihm nahe genug zu bleiben. Seine ganze Konzentration war auf das Wesen gerichtet, laengst hatte er aufgehoert, wahrzunehmen, was um ihn herum geschah.

Das Lichtwesen schwebte scheinbar unschluessig von einem zum anderen. Ploetzlich schien es sich zu entscheiden. Es schwebte auf Heldor zu und umhuellte seinen Kopf. Die Anwesenden waren teilweise entsetzt und verunsichert, Maia aber stand bei Heldor und beobachtete ruhig. Konnte sie doch fuehlen, dass Heldor nichts Boeses geschah.

Heldor spuerte das Wesen, freundlich und gleichzeitig fragend. Er versuchte, seinen Geist zu entspannen, dem Wesen zuzuhoeren, obwohl er nicht verstehen konnte, was es sagen oder andeuten wollte.

Er spuerte eine sanften Druck, eine unausgesprochene Frage in seinem Geist. Das Wesen wollte nicht eindringen, oh nein, es wollte kommunizieren. Es wartete, fragte....

Heldor kam ein Einfall. Er versuchte, in seinem Geist ein Bild zu formen, das Bild mitzuteilen, ein Bild eines Laechelns, einer ausgestreckten Hand..

Die Einladung wurde verstanden. Heldor sah in seinem Geist einen Tunnel, unendlich sich streckend, weiss und einladend. Im Geiste begann er, dem Tunnel zu folgen. Bilder formten sich in seinen Gedanken, vermischt mit Musik und mit Sprache, doch viel zu schnell, zu verwirrend, als das er folgen haette koennen. Das Wesen versuchte ihm etwas mitzuteilen, aber sein Geist war zu schwach, zu begrenzt. Er konnte nicht verstehen. Aber sanft fuehlte er sich durch den Tunnel geleitet, und er folgte willig.

Die Bilder wurden langsamer. Tief in Trance, begann er ploetzlich mit seinen geistigen Augen zu sehen....

Eine Bibliothek, riesig, unvorstellbar .... tausende Buecher, sorgfaeltig auf uralten Regalen geschlichtet .... Schraenke aus fremdartigem Holz .... sie erstreckten sich vor ihm .... Waende aus Marmor waren hinter den Schraenken zu erkennen ... ein Ort des Wissens, der Weisheit. So gross war der Raum, dass er die gegenueberliegende Wand nicht erkennen konnte. Der Ort war erfuellt von Lichtwesen, hunderte, vielleicht tausende von ihnen leuchteten, schwebten in der Bibliothek.

Die Bilder in seinem Kopf begannen wieder rascher abzulaufen, schnell waren sie wieder unfassbar. Ein Kaleidoskop aus Bildern, Sprache und Musik begann sich zu drehen und sein Geist konnte nicht mehr folgen. Aber wieder wurde er geleitet, gefuehrt. Es zog ihn zu einem Tunnel, aehnlich wie vor seinem Eintritt, und er folgte. Sanft fuehrte ihn etwas den Tunnel entlang.

Doch am Rande seiner Aufmerksamkeit, gleichsam wie aus den Augenwinkeln, bewegte sich etwas. Etwas, das er nicht erkennen, fixieren konnte. Es kam auf ihn zu, zuerst schwarz, dann immer heller werdend, als es naeher kam.

Das Wesen naeherte sich weiter. Es war gigantisch, majestaetisch. Heldor spuerte wieder etwas nach seinem Geiste greifen. Das Wesen, es wollte etwas, recht bestimmt griff es nach ihm. Doch er spuerte keine Bedrohung, also leistete er auch keinen Widerstand.

Die Zuseher am Platz erschraken. Das weisse Licht, das den Kopf des Magiers umhuellt hatte, drang vollends in ihn ein und verschwand. Noch immer stand Heldor konzentriert und ruhig da, von Zeit zu Zeit hoerten sie ihn etwas murmeln, aber es war allen klar, dass er seine Umgebung nicht wahrnehmen konnte. Maia sah etwas besorgt zu, versuchte die Gefuehle zu spueren, versuchte etwaige Bedrohungen zu erkennen. Aber alles schien in Ordnung zu sein.

Etwas zoegernd zuerst, aber dann doch neugierig, gab Heldor dem Druck nach. Er war sich nicht sicher, ob er haette widerstehen koennen, haette er das gewollt. Aber er gab nach, sich fragend, was das Wesen wohl wollte. Langsam spuerte er einen Wunsch in sich reifen, einen Drang, der nicht aus seinem Geiste stammte, aber immer mehr zu seinem eigenen Wunsch wurde.

Heldor begann zu gehen. Zuerst langsam, dann schneller, schien er sich seines Ziels sicher zu sein. Er verliess den Platz und ging ueber die Westbruecke aus Vesper in Richtung des alten Friedhofs. Einige folgten ihm. Maia blieb nahe bei ihm, sie konnte keine direkte Bedrohung fuer den Magier fuehlen, aber sie war jetzt doch etwas besorgt.

Am Friedhof hielt er an. Seine Begleiter schauten verwirrt um sich, doch da begann der Magier wieder zu wandern. Er ging zielstrebig zum Konzil und dann die Strasse entlang in Richtung zur Arena. Seine Schritte waren sicher, seine Augen offen, aber leer. Er schritt dahin, wie ein Schlafwandler, offensichtlich unter der Kontrolle einer Wesenheit, die nicht er selbst war. Die Begleiter folgten.

Heldor war nur in einem kleinen Teil seines Bewusstseins er selbst. Der groessere Teil gehoerte dem Wesen, das in ihm Wuensche, Draenge hervorrief, denen er folgte. Zuerst hatte es ihn zum Friedhof geleitet, dann weiter in Richtung Arena. Immer mehr wurde Heldor zu einem Beobachter in seinem eigene Geiste. Troztdem fuehlte er sich nicht bedroht, eher geleitet. Der Drang wurde immer staerker. Und dann begann die Angst. Angst die immer groesser wurde. Furcht erfuellte ihn. Er ging weiter und beobachtete. Die Furcht durchdrang ihn und begann ihn zu beherrschen. Der Beobachter, der Heldor war, spuerte die Furcht und wurde von ihr erfasst...

Die Begleiter des Magiers bemerkten eine Veraenderung. War er zuerst voellig ruhig seinen Weg gegangen, so begann er nun zu schwitzen. Sein Gesicht verzerrte sich und zeitweise war ein Keuchen zu hoeren. Sein Schritt wurde unruhig, aber er strebte weiter seinem unbekannten Ziel entgegen. Maia spuerte die Angst, griff aber nicht ein. Besorgt begleitete sie den Magier auf seinem Weg. Heldor blieb stehen, keuchend, und hielt sich an einem Wegweiser fest. Ein innerer Kampf schien sich abzuspielen, doch nach einigen Momenten begann er, weiter zu gehen.

Heldor war nun kein neutraler Beobachter mehr. Zu gross war die Angst, die Panik, obwohl er nicht wusste, was diese Panik hervorrief. Sein Kopf begann zu schmerzen. Langsam wuchs der Schmerz. Er taumelte weiter. Der Drang war staerker als Panik und Schmerz, er musste zur Arena, er musste einfach....

Die Schritte des Magiers waren unsicher geworden. Seine Haende wanderten immer wieder zu seine Kopf und er stoehnte. Seine Begleiter waren verunsichert. Was geschah hier? Aber sie begleiteten und beschuetzten, und sie hielten ihn nicht auf. Manche redeten auf ihn ein, doch der Magier schien sie nicht zu hoeren, nicht zu reagieren. Weiter taumelte er, immer weiter....

Die Schmerzen wurden nahezu unertraeglich. Heldor blieb unfreiwillig stehen. Gemeinsam mit der Panik war es beinahe nicht auszuhalten. Doch als er stehenblieb, begann ein neues Gefuehl ihn zu durchfluten. Eine tiefe Verzweiflung ueberkam ihn, und der winizge Teil, der noch er selbst war, verstand wieder nicht den Grund. Der Wunsch zur Arena zu gehen, wurde ersetzt durch Angst, Schmerz, Panik, Verzweiflung und den Drang, ja den Zwang, zur Grenze zu gelangen. Er taumelte weiter....

Die Arena war erreicht, aber Heldor hielt nicht an. Seine Begleiter wurden nun sehr unruhig. Der Magier taumelte auf die beschaedigte Burg der Grenzwacht zu. Stoehnend hielt er an den Palisaden inne, die noch von dem eben zurueckgeschlagenen Kampf mit den Orken dort standen. Er stuetzte sich ab, und keuchte.

Heldor war nun total von Schmerz, Angst und Verzweiflung erfuellt. Der Teil seines Bewusstseins, das er selbst war, begriff, dass diese Gefuehle nicht die seinen waren. Trotzdem wurde der Drang, die Grenze zu passieren, immer staerker. Benommen taumelte er auf das Tor zu, ein Provisorium aus festem Holz, das gebaut worden war, da das schwere Eisentor bei der Belagerung zerstoert worden war. Er trat durch die Tuere und stand einem Feld aus reiner Energie gegenueber, das seinen Weg blockierte. Dunkel erinnerte sich der gequaelte Geist des Magiers an etwas. Getrieben von dem Drange des Wesens in seinem Geiste versuchte er, das Feld zu durchschreiten. Es hielt ihn auf, undurchdringlich. Verwirrt blieb er stehen. Tief in seinem Bewusstsein erinnerte ersich. Er selbst hatte mitgeholfen, dieses starke Feld zum Schutze zu errichten. Aber an ein Aufloesen war in seinem Zustand nicht zu denken, er bezweifelte stark, dass er das ueberhaupt allein schaffen konnte.

Maia sah den Magier scheinbar ratlos vor dem Energiefeld stehen. Sie begriff, dass der Magier auf die andere Seite gelangen wollte. Waehrend einige andere Begleiter den Magier festhalten wollten, kam ihr eine Idee. Waren da nicht die geheimen Gaenge? Sie sprach ihn an, sagte ihm, sie wuesste einen Weg, hoffend, dass er es hoeren und verstehen wuerde. Mit leerem Blick sah Heldor sie an. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und schweissueberstroemt. Er drehte sich um und begann, ihr zu folgen.

Heldor hatte wie durch einen Nebel aus Schmerz und Drang die Stimme Maia's gehoert. Er folgte ihr, vertrauend, dass sie ihm einen Weg zeigen wuerde. Irgendwo betraten sie einen Gang. Heldor merkte nichts davon. Wichtig war nur, dass der Weg fortgesetzt wurde. Eine Stiege fuehrte ins Freie. Verunsichert sahen sich seine treuen Begleiter um. Sie wussten, dass sie nun im Bund der freien Laender waren. Die Gegend um den Eingang war menschenleer. Suchend sah sich der Magier um, dann begann er seinen Weg fortzusetzen. Sein Drang fuehrte ihn zu Abenteurer's Rast, eine bekannte, zwielichtige Gaststaette. Hoffnung hatte teilweise die Angst, die Verzweiflung ueberlagert und ihm neue Kraft, aber auch neuen Antrieb gegeben.

Die Begleiter gingen zoegernd hinter dem Magier her, sie wollten ihn nicht im Stich lassen. Sie wussten, dass sie nun in Gefahr waren. Niemand konnte sagen, wer sich bei der Spelunke aufhalten wuerde. Beunruhigt verwendete Maia eine Zauber, der den Magier und seine Begleiter maskieren, sie unauffaellig machen wuerde. Der Magier taumelte in den Hof des Lokals und lehnte sich erschoepft an die Mauer. Die Gestalten der Gaeste des Lokals, die neugierig zusahen, bemerkte er nicht. Und dann stiess er sich von der Mauer ab, an der er lehnte, und begann weiterzugehen, der westlichen Strasse folgend, die sie zur Trollbruecke fuehren wuerde.

Heldor lebte nun in einem Gemisch von fast unertraeglichen Schmerzen, Angst und gleichzeitig Hoffnung. Wieder hatte das Wesen eine Richtung bestimmt, eine Drang erzeugt. Westen, Richtung Trollbruecke musste er gehen. Er raffte seine letzten Reserven zusammen und begann, weiter zu gehen....

Seine Begleiter wussten, dass sie bald in Schwierigkeiten geraten wuerden. Waren die Gaeste des Gasthauses auch friedlich gewesen, die Trolle wuerden sie bestimmt nicht friedlich vorbei lassen. Trotzdem blieben sie bei ihm. Da stolperte er, fiel mit einem heiseren Schrei zu Boden und blieb verkruemmt liegen.

Eine Welle von Schmerz, schlimmer als alles andere vorher, durchzuckte Heldor. Das Wesen schrie, er konnte es durch seinen Geist hallen hoeren. Ein Schrei purer Verzweiflung, eine Verneinung. Mit einem Ruck, der fast koerperlich spuerbar war loeste sich das Wesen aus seinem Geist, wurde foermlich herausgerissen, er konnte es nicht unterscheiden. Die Verzweiflung des Wesens war jetzt noch deutlicher, da es nicht mehr in seinem Geist verankert war. Er spuerte, dass das Wesen etwas mitgenommen hatte, ein kleiner Teil seines Ich war mit dem Wesen gegangen. Der Schmerz begann nachzulassen, langsam, aber trotzdem wohltuend.

Die kleine Gruppe, die bei dem Magier geblieben war, spuerte die Verzweiflung des Wesens, bevor es endgueltig verschwand. Das Gefuehl hing wie ein dunkler Nebel ueber der Gruppe und liess sie fuer einen Moment erstarren. Dann beugten sich einige zu dem Magier hinunter, und versuchten, ihm zu helfen.

Heldor, langsam wieder zu sich selbst findend, spuerte die Verzweiflung ebenfalls. Zu der Verzweiflung kam das Gefuehl des Versagens. Im Eifer, dem Drange folgend, war er - oder es - ueber das Ziel hinausgegangen, hatten es verfehlt. Heldor spuerte Traurigkeit, Traenen standen in seinem Augen. Und langsam verschwand der Schmerz, wurde ersetzt durch Erschoepfung.

Langsam richtete sich Heldor auf, stoehnend und erschoepft. Er begann, seine Umgebung wahrzunehmen. Er sass auf einer Strasse, umgeben von Menschen mit besorgten Gesichtern. Er senkte den Kopf zwischen die Knie und wendete eine einfache Meditationsuebung an, um sich zu entspannen und seinen Geist zu klaeren. Mit leichter Unruhe bemerkte er wieder, dass ein Teil von ihm zu fehlen schien. Nicht Erinnerungen, nein ein Teil seiner Person war abwesend. Er wusste nicht wo oder wie das geschehen konnte, er fuehlte sich nicht in seinen Faehigkeiten beeintraechtigt, er wusste nur, dass er irgendwie nicht komplett war. Er schob diese Gedanken von sich, er konnte es ohnehin nicht aendern, im Moment.

Heldor oeffnete die Augen. Seine Begleiter waren noch immer um ihn bemueht, sie sprachen leise zu ihm. Er versuchte aufzustehen und sie halfen ihm hoch. Er sah Maia an und fragte sie, wo genau sie waeren. Sie sagte es ihm. Stammelnd versuchte Heldor zu erklaeren, was geschehen war.

Die Gruppe wusste, dass die Gegend gefaehrlich war. Also beschlossen sie, so rasch wie moeglich zurueckzukehren. Sie fragten den Magier, ob er ein Portal oeffnen konnte. Heldor schuettelte den Kopf. Er war sich sicher, dass er das noch nicht konnte. Er ging zu einem gefallenen Baum, und setzte sich. Wieder wendete er Meditationsuebungen an, um sich zu erfrischen, soweit es ging. Die Zeit verstrich, und der Schmerz war voellig werschwunden. Langsam erholte er sich. Mit noch leicht zitternden Fingern suchte er die richtige Rune hervor. Er konzentrierte sich und versuchte den Spruch. Natuerlich ging es schief. Aber er gab nicht auf. Seine naechster Versuch wurde etwas besser, ging weiter, aber zerbrach ebenfalls. Er schloss die Augen, um sich zu entspannen und versuchte es ein drittes Mal.

Rotes Leuchten schien aus dem Boden zu springen und formte sich zu einem flimmernden Tor. Der Geruch von Ozon hing in der Luft. Erleichtert traten sie durch...

Heldor sass wieder bei Cavan, wo alles begonnen hatte. Er hatte ein wenig gegessen, sich erholt und mit alten Freunden gesprochen. Nun wartete noch Arbeit auf ihn, bevor er schlafen konnte: Seine Kollegen mussten benachrichtigt werden.

Man wuerde sich treffen und ueber alles reden. Es war wichtig, warum wusste er nicht, aber er fuehlte es.

Es war wichtig...

ThemaAutorDatum/Zeit

Ein Kontakt mit dem Wesen aus Licht (Erzaehlung)

Heldor Gerosian [MP]22. September 2000 02:26

Bittere Erkenntnis....

Gedanken22. September 2000 10:54



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