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Erwachen

Tiago Thibalt
16. Mai 2021 11:27
Dunkelheit. Keine wohltuende, stumme Schwärze, wie sie ihn des Nachts umgab, wenn er sich unruhig auf der Pritsche in der Magica Phaenomina herumwälzte. Diese Dunkelheit war kalt, sie war leer; sie schluckte nicht nur den Lärm des Tages, sie schluckte alles.

Tiago versuchte mit der Zunge seine trockenen Lippen zu benetzen. Er konnte sie nicht spüren. Nicht seine Lippen, nicht seine Zunge. Er wollte blinzeln, die Augen öffnen, sie wieder schließen. Unmöglich. Er starrte ins Nichts, unbeweglich sein Blick, die Zunge gelähmt.

Panisch versuchte er, mit den Händen nach seinem Gesicht zu greifen, um herunterzureißen, was auch immer ihn knebelte, doch seine Hände wollten nicht gehorchen, er konnte sie nicht spüren – sie folgten nicht seinem Geist. Nichts, da war nichts! Seine Gedanken schossen durcheinander wie ein außer Kontrolle geratener Massenblitz. Einige Sekunden, kleine Unendlichkeiten, versagte ihm sein Verstand völlig den Dienst. Dann hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Eine Erinnerung. „Fokussiere, Tiago. Vom Großen zum Kleinen. Vom Kleinen zum Großen. Und wieder zurück.“ Ithuliens ewig gelassene Worte.

Tiago zwang sich, ruhig zu atmen, stellte dabei fest, dass er nicht atmen konnte, ignorierte den Umstand und visualisierte den Atem im Geiste. Ein. Pause. Pause. Aus. Seine Gedanken, die eben noch in sämtliche Richtungen auseinandergestoben waren, begannen sich neu zu formieren. Was war das Letzte, woran er sich erinnern konnte, bevor er hier erwacht war?

Langsam formte sich vor seinem inneren Auge das Bild eines Schädels mit kristallgrünen Augen. Glitzernde Steine, Verlockung der Erleuchtung. Die etwas zu süßliche Stimme einer Drow, die in seine Ohren und in seinen Geist kroch, der erst hypnotisiert lauschte, dann allmählich seiner Kontrolle entglitt, davonglitt und sich wie Nebelschwaden auflöste. Kalte Kristalle, die auch den letzten Widerstand brachen. Seine Gedanken, erst arglos dahinplätschernd, fließend, bis sie sich in einem steten Strom in ein knöchernes Gefängnis ergossen. Beinere Mauern, die sein Bewusstsein auffingen und sicher - ausbruchsicher - bargen. Konnte es sein … War er …?

Kurz bevor er die Wahrheit vollständig erfassen konnte, umfasste ihn die Schwärze um ihn herum, verschlang, was von ihm übrig war und zog ihn mit sich in eine mehr als willkommene Ohnmacht.

* * * Memoiren eines magisch ambitionierten Tunichtguts * * *

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