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Ein unbehaglicher Kurs

Nia Synaril
23. November 2011 15:28


Knarrend öffnet Nia die Tür ihrer kleinen Wohnung über der Taverne und blickt auf das Meer, welches von einem grauen nebeligen Dunst überschattet wird. Ruhig lehnt sie sich an das Geländer, welches durch einen dünnen Raureif sanft glänzt.

Jeder Morgen verkündete es noch mehr. Auch wenn die Sonne am Tage noch kräftig ist, man kann den Winter bereits riechen.
Ein sehnsüchtiges Lächeln legt sich auf Nias Lippen. Sie mag den Sommer und die Fahrten auf See. Gen Winter werden allerlei Handels- und Reiserouten nicht mehr befahren. Der Winter hat jedoch seine eigene Magie.

Es ist bisher ein aufreibendes Jahr gewesen. Die Kämpfe, die Opfer, das Leid. Seandomhan hat gelitten und versorgt noch immer seine Wunden. Die Menschen lachen und lächeln wieder, aber in ihren Augen sieht man noch immer den Verlust von Heim und Freunden.

Ruhig läuft Nia den Weg an der Küste entlang gen Vesper. Immer wieder spannt sie ihre Hände an und presst sie zu einer Faust zusammen, um die Armmuskeln zu wärmen. Die ersten kräftigeren Sonnenstrahlen des Tages brechen durch die grauen Wolken als die Schemen von Vesper langsam Form annehmen.

Zerstörung, Wandel und Schöpfung liegen so nah beieinander, dass Nia zweimal die Augen zukneifen muss um die neue Kulisse der Stadt als die von Vesper anzunehmen.
Wandel… verändert sich dieser Tage alles? Irgendwie wirkt es als ändere sich in diesem Jahreslauf alles schneller als sonst. Mit einem Schmunzeln muss Nia sich fast selbst zustimmen. Auch sie hat sich gewandelt.

So lange Zeit hat Nia auch Wiarthas Milde gepredigt und ihren Zorn mit viel Unbehagen gerufen, doch auch sie hat sich gewandelt. Während sie in Serpent’s Hold noch die meiste Zeit im Lazarett verbracht hat, ist es um den Kampf auf Stolzenforsts See und an der Küste anders gewesen. Sie hat Wiarthas unbändigen Zorn gerufen und die Folgen des eigenen Schiffbruchs demütig angenommen. Sie hat die Kämpfe gefochten, welchen sie mächtig gewesen ist und die Kämpfe, welche nicht die ihren waren, Fähigere bewältigen lassen. Grenzen sind gefunden und unbekannte Untiefen entdeckt worden.

Sie hat als Dienerin Wiarthas oft von der Wut gesprochen, welche einmal losgelassen alle mit gleichem Maß misst, aber erst jetzt scheint es als habe sie jene Weisheit erst angenommen. Sie hat die Worte stets ernst gemeint, auch ihrer Novizin gegenüber, aber sie zu begreifen scheint doch noch ein neuer Schritt zu sein.

Wiartha zu verstehen und ihre Gutmütigkeit für die Gläubigen an Land und auf See zu erbitten ist nur eine Seite der Medaille. Wie oft hat Nia diese Worte erzählt und mit jenen gemahnt. Dies wirklich und wahrhaftig zu begreifen scheint wohl eine unbekannte Seeroute zu sein. Nia hat zwar ein heiteres Gemüt inne und pflegt stets die Dinge mit Gelassenheit anzupacken, doch um der Sturmkönigin in voller Gänze dienen zu können ist es wohl nötig all diese Kraft und Wut zu spüren und ihnen selbst ausgesetzt zu sein.

Gewiss ist Nia schon auf kalten Gipfeln gewesen oder ist bei nicht nur einem Schiffsbruch in die dunklen Tiefen des Meeres gerissen worden. Doch selbst wirkliche Wut in sich hoch kochen zu lassen oder unerbittlich alles um sich in Eis erstarren zu lassen… dies wirklich in sich zu spüren…ist nie ihr Weg gewesen. In ihren Gebeten lässt sie sich oft nur von Wiarthas Kraft mitreißen, die durch ihre Glieder zuckt und bringt sie zum Anschwellen.

Am frühen Vormittag scheint Vesper bereits als wäre die Stadt bereits seit Stunden auf den Beinen. Das klopfen der Arbeiter an den noch unfertigen Fassaden, welche eilig vor dem Winter fertig gestellt werden müssen und die rufe der Händler erfüllen die Luft.
Flotten Schrittes weicht Nia einem Karren aus und biegt gen Hafen ab. Noch immer kann man das frische Holz der neuen Werft riechen. Ein liebevolles Lächeln schenkt Nia der Wiarthastatue vor den Stegen.

Vielleicht ist es an der Zeit… Nias Blick liegt einen Moment wieder auf dem Horizont. Vermutlich ist es nicht genug die Wut zu verstehen und sie im rechten Moment zu fördern. Eventuell…. eventuell ist es an der Zeit dies alles in sich selbst zu spüren. Innerlich zu toben und alles um sich vor sich erzittern zu sehen oder mit einem kühlen Lächeln alles mit weißer Stille zu bedecken.

Wiartha, die graue Göttin.

Nia fröstelt es einen Moment. Sie könne sich dem wohl nicht erwähren. Um Wiartha zu begreifen müsse sie auch die dunkle Seite der Sturmkönigin spüren und kennen.
Nur wie könne ihr gutes Herz diesem Kurs folgen ohne in der Dunkelheit verzehrt zu werden…


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Ein unbehaglicher Kurs

Nia Synaril46023. November 2011 15:28



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