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Das Versprechen

Sunja Miljes
15. Dezember 2011 18:41
Den Regen vermag sie nicht mehr wahr zunehmen, eins ist sie geworden mit ihm.
Eins mit der Dunkelheit um sie herum, eins geworden mit dem Schmerz in ihrem Herzen. Eins mit der Kälte, die sie zu spüren bekam ohne es zu verstehen.
Man nannte es wohl Schicksal was sie erlebte, Schicksal was schmerzte und immer schmerzen wird.
Ihre Hände drücken sich in den weichen Boden, immer wieder krallen sich ihre Finger in den aufgewühlten Dreck. Tränen weichen den Boden nicht mehr auf, denn der Regen prasselt auf sie nieder ohne eine Ende zu nehmen und legt das Land in ein aufgeweichtes Feld.
Gefühl für Zeit und Raum hat sie verloren.
Alles hat sie verloren.
Selbst die kleinste Hoffnung liegt nun hier.
Den Schmerz, den sie spürte, als sich ihr Körper krümmte und aufbäumte, als sich ihre Finger in die harte Unterlage krallten, so dass ihre Knöchel sich weiß färbten, den wird sie nicht vergessen. Immer wieder kamen die Krämpfe und ihr Körper zog sich zusammen. Minuten, Stunden oder Tage? Sie wusste es nicht mehr zu sagen, es kam ihr vor wie eine Ewigkeit. Eine Ewigkeit ohne Ende. Nass durch Schweiß und Tränen, war ihr weißes schlichtes Baumwollhemd.
Als Sonnenstrahlen ihr Gesicht berührten sah sie in den Schein und um sie herum wurde alles schwarz. Ihr Körper schien sich zu entspannen, der Schmerz ebnete ab. Sie sank erschöpft auf das Kopfkissen zurück. Ein klägliches Wimmern holte sie zurück und langsam öffnete sie die Augen. Sie schaut in seine Augen. Tränen der Erschöpfung und der Freude rannten ihr die Wangen herunter. Mit zittrigen Fingern glitt sie über die blassen Wagen des kleinen Bündels welches sie im Arm hielt. Die Sonne ging nun ganz auf, mit einem Lächeln küsste sie ihre Tochter auf die Stirn: „Willkommen in dieser Welt Soley, du aufgehende Sonne“. Sanft drückte sie ihre Tochter an sich und schlief erschöpft ein.
Nun ging keine Sonne auf, es regnete und die Welt war grau und trübe. Sie war so zerbrechlich, so klein. In ihrem Armen schlief sie ein ohne wieder wach zu werden. Zärtlich strich sie ihr über die Wangen. Mit einem Kuss auf die Stirn versprach sie ihr es ihm zu sagen und ihm einen Teil von ihr zu geben. Eine kleine Haarsträhne schnitt sie ihr ab, bevor sie sie in ein weißes Tuch wickelte und dem Dunklen Reich übergab. Keine Tränen mehr, sie konnte nicht mehr weinen, zuviel hatte sie geweint. In ihr war nur noch Leere, keine Hoffnung mehr.
Gerne hätte sie alles mit ihm geteilt, aber ihn verlor sie durch ihr wildes Herz, durch ein nicht verstehen von ihrer Seite aus. Blind war sie vor Liebe und sah nicht seinen Weg den er gehen musste, dabei wäre sie ihn gerne mit ihm gegangen.
So saß sie nun hier alleine auf dem Boden und drückte die Erde fest, unter welche ihre kleine Tochter nun lag. Die Haarsträhne hatte sie in ein weißes Tuch gewickelt und mit einer roten Schleife verschlossen. Das Tuch verstaute sie sorgfältig in ihren Beutel.
Ein Versprechen hatte sie ihre Tochter gegeben und das war nun ihr Weg. Ein Weg, der ihr nicht leicht fallen würde. Würde er überhaupt mit ihr reden? Sie hatte ihn verletzt, zutiefst enttäuscht und nun war sie noch nicht einmal in der Lage seine Tochter zu schützen. Sie hatte versagt und nun würde sie heimkehren mit nichts in der Hand, nur mit Leere in ihr.
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Das Versprechen

Sunja Miljes30415. Dezember 2011 18:41



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