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Reinigung

Chronist
07. Mai 2012 10:36
Unruhig wälzte sich der Mann im Schlaf auf seiner Bettstatt. Die Augäpfel unter den geschlossenen Lidern bewegten sich hin und her und gaben damit ein beredetes Zeichen davon, dass Träume den Schläfer heimsuchten.
Für den Betrachter der vielleicht vor seinem Bett stehen mochte, konnte der Eindruck entstehen es wäre ein Mordûltraum der hier wütete. Doch was sich wirklich in dieser Welt hinter der Welt, in der des Traumes, abspielte war nicht zu erkennen.

…... Wolken ziehen am Himmel entlang. Jagend schnell die letzten Sonnenstrahlen, die eben noch die Lichtung im Wald mit ihrer Wärme beschienen haben. Winde reißen die Wolken auseinander und treiben sie wieder zusammen, bis die Zahl der Tränensammler so groß wird, sie so dicht aneinanderstoßen, dass selbst die Macht der Winde sie nicht mehr auseinandertreiben kann. Dunkel ist nun das Firmament verhangen. Auf die Lichtung, eben noch so einladend hell, legt sich ein Schatten.

Ein Zittern geht durch den Körper dessen der dort sitzend verharrt, als eine Kraft wie die eines Bären ihn dazu zwingt sich auf den Rücken zu legen und hoch zusehen zur unheilschwangeren Wolkenwand. Bleiern legt sich die unsichtbare Tazte auf seine Brust und sein Atem geht röchelnd. „Sieh, sieh was du angerichtet hast“, flüstert ihm eine Stimme in die Ohren, die von überall zu kommen scheint. Nicht böse klingt sie, doch bohrend, ja vorwurfsvoll. Ahnungsvoll und mit bebendem Herzen liegt nun sein Blick auf der am Himmel schwebenden Wand.

Aus dem dunklen Grau der Wolken beginnen sich hell die Umrisse zweier Frauengesichter zu schälen. Die Linke, hell und licht in Ihrem Aussehen, neigt ihr Haupt, wie von Trauer gebeugt. Die Lider halb geschlossen, ist ihr Blick gesenkt und scheint auf den gerichtet, der, die Augen weit offen und bis ins Mark von Ihrem Blick getroffen, reglos nach oben starrt. Daneben die Andere. Die, deren langes Haar im Sturmwind weht und ihr damit kraftvolles wildes Aussehen gibt, das noch von dem entschlossenen, gar strafenden Blick verstärkt wird.

Die Augen der Trauernden füllen sich mit Tränen. Und als diese gefüllt sind....fallen die Tränen. Sie fallen langsam, als wäre die Ewigkeit in ihnen. Und eine jede ist wie das Meer, in dem alles beginnt und alles endet. Die Wellen versiegeln, was vom Meer aufgenommen wurde, und nichts erinnert mehr an das was war....

Als die ersten Tränen, welche Wahrsiegel genannt werden, auf das Gesicht des am Boden liegenden fallen, hebt die Zweite, die Stürmische, ihr Haupt. Ein Signal, welches von einem markerschütterndem Donnerhall und einem gleichzeitig aufscheinenden Blitz begleitet wird. Der Blitz fährt hernieder und mitten hinein in das Herz des hilflos Liegenden. Brennt sich ein auf ewig. Dann öffnen sich die Schleusen der Tränensammler und ein Meer fällt vom Himmel. Benetzt Mann, Boden, Wald, Alles. Löscht die Flammen des Blitzes im Herzen des Mannes. Reinigt, tilgt, vergibt.

Als das Meer des Himmels droht die Erde zu verschlingen und unter sich zu begraben endet der Regen. Die Gesichter der Frauen verblassen. Die Linke lächelt nun leicht, auch wenn die Trauer immer noch in ihr Gesicht geschrieben ist, während die Rechte zufrieden scheint und ihr Blick dann fast gütig hinunter auf die Lichtung im Wald fällt.
Die Wolken werden wieder lichter und der noch immer tosende Wind treibt sie auseinander bis wieder die Strahlen der Sonne ihren Weg hinunter zur Welt finden. Eilig beginnen sie ihr Werk und trocknen ab was benetzt ist. Gerade so wie es Kreislauf der Dinge besagt.
Die Gesichter der Frauen werden mit den sich aufllösenden Wolken zu Schemen, ehe sie sich dem Blick dessen, der sie sieht, endgültig entringen.


Die unruhigen Bewegungen der Augen des Schläfers ermatten. Sein Gesicht entspannt sich. Der Atem wird ruhiger. Und langsam gleitet er tief und tiefer. Fast bis an die Grenzen des Seins.

Caihume und Wiartha zur Ehre



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 07.05.12 13:15.
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Reinigung

Chronist25607. Mai 2012 10:36



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