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Der Auftritt

Samira
12. Mai 2012 00:22
Samira stand auf einem kleinen Podest und sang ein herzzerreißendes Lied über einen Mann, der seine Liebe verloren hatte. Dazu spielte sie mit ihren schlanken Fingern eine Melodie auf den Saiten ihrer Harfe, welche sie sanft wie ein neugeborenes Baby in ihrem Arm wiegte. Sanft wiegte sie sich im Takt der Musik hin und her, mit andächtig geschlossenen Augen, ganz versunken in ihr Spiel. Dann verklang der letzte Ton. Samira verbeugte sich tief. Sie ließ ihre Harfe sinken und öffnete die Augen. Ganz erfüllt war sie noch von ihrer Musik, jeder Ton hatte genau gesessen und sie fühlte sich, als schwebe sie hoch über den Wolken. Doch im Publikum herrschte Totenstille. Niemand rührte sich, kein Beifall erklang. Verlegene, missbilligende Gesichter blickten ihr entgegen, während sie ihren Blick über die Reihen schweifen ließ. Manche senkten den Blick, andere schienen ein Lachen unterdrücken zu müssen. Etwas weiter hinten begannen mehrere Männer laut zu johlen und starrten sie mit lüsternen Blicken an. Erschrocken und peinlich berührt wich Samira instinktiv vor der Menge zurück. Doch das war keine gute Idee. Das Podest auf dem sie stand, war sehr klein und ihr Schritt nach hinten ging ins Leere. Samira schrie überrascht auf, während sie rückwärts von dem Holzsockel fiel.

Ihr Körper traf auf den harten Boden und nun erst verstand sie. Denn da war nichts, das sie vor dem Aufprall schützte. Sie war nackt. Vollkommen unbekleidet lag sie nun im Dreck. Schamröte ließ ihre Haut brennen. Wie konnte das nur sein? Wo war nur ihre Kleidung hin? Was war geschehen? Zitternd erhob sie sich aus dem Schmutz, die Harfe als dürftige Bedeckung vor sich haltend. Da sah sie gerade neben sich Caihum stehen, mit steinernem Gesichtsausdruck. Sie wollte sich Schutz suchend in seine Arme begeben, doch er stieß sie davon. Wut funkelte in seinen Augen. "Wie konntest du nur… du bist ja von Sinnen!" schrie er sie an. Samira schnappte nach Luft. Was tat sie hier, wie war sie nur hierhergekommen? Sie zitterte am ganzen Körper. Krümmte sich auf dem Boden zusammen, versuchte mit den Händen ihre Blöße zu bedecken. Sie wimmerte, wälzte sich hin und her…

Hin und her, her und wieder hin in ihren verschwitzten, zerwühlten Laken. In ihrem Bett. Wimmernd und zitternd erwachte sie in ihrem eigenen Angstschweiß. Ein Albtraum, zum Glück nur ein Albtraum. Nach Luft schnappend fuhr sie aus ihren Decken empor und blickte sich mit einem gejagten Ausdruck in den Augen um. Das Gespräch vom Vorabend fiel ihr wieder ein. Alle hatten sie dazu gedrängt, beim Maidenwettbewerb teilzunehmen. Ihr war ganz und gar nicht wohl bei dieser Sache, vor allem nicht wenn sie daran dachte, mit wem sie sich dort messen würde. Mit der Bardin Bea und ihrer Schwester Ivy. Bea war mit Abstand die schönste Frau, die sie jemals gesehen hatte. Niemals in ihrem Leben würde sie sich mit ihr messen können. Was hatte Caihum gesagt? Es ginge nicht ums Gewinnen, sondern nur um das mitmachen. Caihume zum Gefallen. Samira seufzte schwer und blickte hinüber zu seinem Bett. Nun gut. Ihm, Caihum, zum Gefallen würde sie es tun. Aber ganz sicher nicht ohne neue Kleider. Fest nahm sie sich für den nächsten Tag vor zum Schneider zu gehen und ein neues Kleid in Auftrag zu geben. Ein festliches Kleid, eines, das diesem Anlass würdig war.

Sie legte ihren Kopf wieder auf ihr Kissen und versuchte sich das neue Kleid in allen Details vorzustellen. Langsam glitt sie darüber wieder ins Reich der Träume. Wieder stand sie auf einer Bühne, wieder hielt sie ihre Harfe in der Hand, doch deutlich fühlte sie den schweren, teuren Stoff eines herrlichen Kleides auf ihrer Haut. Über das Gesicht der Schlafenden huschte ein zufriedenes Lächeln.
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Der Auftritt

Samira24812. Mai 2012 00:22



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