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Met und Sand

Eirik Kilsbrodr
03. November 2012 12:02
Eirik Kilsbrodr spürte den kühlen Hauch der Nacht auf seinem Krug um Krug durch Met gewärmten Gesicht. Eine
stille Mahnung seiner Umgebung, die er schon oft missachtet hatte und es auch diesmal mit Erfolg tun würde. Vielmehr faszinierte ihn die Tatsache dass man seinen Namen äußerst lustig aussprechen konnte, wenn man betrunken war. Killzbrrdrr. Ein dünnliches Schmunzeln legte sich auf seine Züge, dass er allerdings sofort herunterkämpfte. Leider hatte es nicht dazu gereicht, die Runde aus Ordensmännern und wer-weiß-wozu-sie-gehörten Frauen mit dieser Weisheit zu begeistern. Dafür hatte er selbst nicht genug in die Abgründe seiner Metkrüge geschaut, vor allem da der Speer des Lichtes – Schper. Wieder ein dünnliches Schmunzeln – das ernste Thema der krankheitsgleich im Land verstreuten Untoten anschnitt. Wort um Wort hatte Eirik das wohlige Gefühl des honigsüßen Tropfens aus seinem Kopf schwinden gespürt – das war eine lästige Angewohnheit. Vor allem wenn es darum ging irgendetwas niederzustrecken, oder potentiell niederzustrecken, war er eigentlich nie betrunken genug um seinen Beitrag nicht zu leisten. Zumindest hatte er schon vor langer Zeit beschlossen, dass derartige Angelegenheiten angenehmer waren als die Nächte nur mit Huren und Wein zu verbringen. Das kostete nämlich erstens mehr und zweitens fühlte man sich am Ende nicht unbedingt lebendiger als wenn man einer Kreatur das Leben aus dem Körper geprügelt hatte.

Auf jeden Fall würde es nicht schaden, auf dem Rückweg nach Cove noch einmal nach den ins Unleben geschlagenen zu schauen, von denen der Speer Eichhof gesprochen hatte. Er beschloss, dass dabei ein Abstecher an den Strand nicht schaden würde, da es auch schon länger her war dass er Sand und Salzwasser seine Stiefel umspülen sah. Auf dem Weg dorthin warf er einen Blick auf das Konzil und Eirik fing eine kurze Erinnerung an Meleth ein, in der sie davon sprach laienhaft der Magie kundig zu sein. Wahrscheinlich nicht die letzte Überraschung, die diese unscheinbare Frau bereithielt. Letztlich war es ihm gleichgültig, bis auf die Tatsache dass sie eine der wenigen Personen war die man vielleicht nicht unterschätzen sollte. Zumindest hatte sie eine für ihre Statur veritable Trinkfestigkeit bewiesen, die sie nun offensichtlich in die Gosse entleerte. War wohl besser so, dann würde das Met weniger ansetzen. Das gleiche dünnliche Schmunzeln wie zuvor, ehe Eirik den Strand und das sich vor ihm ausbreitende Meer sehen konnte und seine Gedanken abrupt jegliche Art der dümmlichen Scherze und Überheblichkeit verloren.

Der ihm entgegen wehende Wind begann Gedanken von Heimat und Abgeschiedenheit zu wecken, die er vorher erfolgreich verbannt hatte. Das auflaufende Wasser klang hier stärker in seinen Ohren als noch in Vesper, wo Wände und Brückenbauten den Klang des Meeres verfälschten. Er griff mit einer Hand in den Sand und ließ ihn durch seine Finger wieder zurückfließen. Einige Sandkörner blieben hängen und Eirik beschloss dass er diese fahle Erinnerung an seine Heimat zumindest für die Nacht mit sich tragen würde. Der Küstensand wirkte auf ihn fast wie eine belebende Substanz als die Erinnerungen daran, wie er auf Vallsbloc als Kind im Sand gespielt und als Mann dort etliche Kämpfe unter Brüdern ausgetragen hatte. An andere Stunden intimer Art erinnerte er sich zwar auch, aber die waren ihm offenkundig nicht so im Gedächtnis geblieben als jene in denen er Blut und Schweiß dem Sand seiner Heimat vermacht hatte. Für einen kurzen Moment war es, als könnte er die kühlere Seeluft der Felsinseln nördlich von Asusa wieder spüren, selbst den leicht modrigen Geruch des alten Schiffswracks 'seiner' Insel und der damit verbundenen, rastlosen Toten konnte er mittlerweile wahrnehmen.

Eirik hielt inne und rekapitulierte seine Gedanken. Moder, Verwesung, Rastlose Tote. Die Erinnerung an das hier und jetzt kehrte schlagartig zurück als irgendetwas erstickt und langgezogen in seinem Rücken atmete und er spürte wie sich etwas krallengleiches in seine Schulter bohrte. Eirik riss seine Augen weit auf und griff in einer geübten Geste dorthin wo normalerweise sein Schwert hing, ehe er ins Leere griff und blitzschnell realisierte, dass das alte und schartige Breitschwert noch immer bei Cavan lag. Der Kilsbrodr packte daraufhin die knöcherne Hand, die sich mit totengleicher Unerbittlichkeit in seine Haut bohrte, drehte sich unter einem kurzen Aufschrei aus ihrem Griff und löste sich unter Einbehalt einer fleischigen Wunde aus dem kalten Griff, dem Toten nun Auge in Augenhöhle gegenüberstehend.

Die Kreatur hatte etwas soldatisches an sich, zumindest trug er noch Reste eines alten Plattenharnischs an den Beinen und begann einen veritablen Anderthalbhänder zu heben, der auch schon bessere Tage gesehen hatte. Binnen weniger Augenblicke nutzte Eirik die sich ihm dadurch bietende Öffnung jeglicher Verteidigung und mit vollem Gewicht rammte er seinen Leib in den skelettierten Körper, der den wuchtigen Einschlag des Nordmanns mit zahlreichen Knack- und Splitterlauten quittierte, ohne jedoch nennenswert zur Verlangsamung der Kreatur beizutragen. Noch während der Waffenarm im Begriff war, sich zu senken packte der Nordmann ihn auf Höhe des knöchernen und durch die Rastlosigkeit der Toten zusammengehaltenen Gelenkknochens und stoppte damit zumindest die Bewegung der auf ihn zusausenden Klinge. Er begann die Öffnung des Gelenks von sich zu drehen und mit dem Ellenbogen und seinem eigenen Körper den untoten Arm verriegelnd, barst das Gelenk und damit auch jegliche mechanische Möglichkeit, diesen Arm – untot oder nicht – jemals wieder zu nutzen. Von seinem schnellen Erfolg beflügelt, begann Eirik Kilsbrodr aus voller Kehle zu schreien. Es bedurfte keiner Worte und vor allem diente es nicht der Einschüchterung seines Gegenübers, das davon ohnehin keine Notiz nehmen würde. Aber der Nordmann profitierte davon, war es doch das Zeichen dafür, dass er sein eigenes Leben durch seinen Körper pulsieren spürte, ob der Tatsache dass er den Hinterhalt gegen seinen Gegner gewand hatte und ihn nun komplett zerstören. Er brüllte dem Skelett mehrfach ins Gesicht, während er nun begann Rippe für Rippe aus dem Körper der Kreatur zu brechen, um an die Wirbelsäule kommen zu können. Er würde diese Kreatur mit ihrem eigenen Rückgrat fesseln, wenn es notwendig sein würde.

Die Kreatur taumelte nun zusehens, bis sie es schließlich vermochte, in kompletter Ermangelung von Furcht und in Unkenntnis des bevorstehenden Endes, Eirik einen stattlichen Faustschlag ins Gesicht zu verpassen, der zumindest das stetige Brüllen kurz unterbrach und ihn etwas zurücktaumeln ließ. Einige wenige Schritt lagen nun zwischen ihm und der untoten Kreatur. Der Nordmann befingerte hastig seine Wange, prüfte seinen Kiefer und stellte fest dass er weder einen Zahn verloren, noch einen gebrochenen Kiefer hatte. Sein Gesicht fühlte sich dort feucht und warm an und begann relativ schnell in pochenden Schmerz umzuschlagen. Im Schein der Nacht stand Eirik Kilsbrodr dem ins Unleben geschlagenen Krieger gegenüber und ein grimmiges Lächeln begann sich auf seine Zügen abzuzeichnen. Das Skelett war kaum im Begriff einen erneuten Angriff zu starten, da sprang der Nordmann dem nun doch sehr bemitleidenswert wirkenden Wesen wie von Sinnen förmlich ins Gesicht und prügelte riss noch im Niedergang der Kreatur jeden greifbaren Knochen aus dem Totenkonstrukt. Als der Untote komplett am Boden lag, erhob sich Eirik, nur um daraufhin den Schädel mit einem energischen Tritt in den Sand zu drücken.

Er sah sich einen Moment lang um, sein Blick blieb auf dem abgebrochenen Waffenarm liegen, den er ebenso hastig ergriff, das Schwert aus den Fingern befreite und anschließend begann mit den zusammenhängenden Resten des Armes auf die noch leidlich belebten Reste ihres vormaligen Besitzers einzuschlagen. So ging es eine ganze Weile, wobei sich Eirik immer wieder mit beherzten Tritten auf noch ganz gebliebene Reste versicherte, dass diese Kreatur nicht mehr aufstehen würde.

Schlussendlich ging er wieder zum Wasser und begann sich die Reste von Schmutz und Dreck soweit es ging aus seinem Gesicht zu waschen, was ein erneutes Aufflammen der schmerzenden Wange zur Folge hatte. Eirik war zufrieden. Mit einem paar verwitterter Beinschienen und einer neuen, schartigen Klinge machte sich der Nordmann auf den Rückweg nach Vesper. Vielleicht war eine Hure doch keine schlechte Idee.
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Met und Sand

Eirik Kilsbrodr40903. November 2012 12:02



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