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Rosenöl und schwarzes Henna

Nedime
06. November 2012 01:48
Nedime fühlte sich unwohl. Nicht bloß weil sie genug Einsicht besaß, mit Verrätern in ihrer Mitte mit dem Schlimmsten zu rechnen und dabei doch, eingestanden, zu wenig wusste um sich über die Natur des Schlimmsten völlig sicher sein zu können. Nicht nur, weil ihr eine falsche und ungemein bissige Schlange ins Hemd gesetzt worden war, der sie, statt ihr den längst überfälligen Kopf abzuschlagen auch noch die Brust reichen sollte. Im Moment mochten diese Tatsachen in den hinteren Ecken ihres Bewusstseins herumtollen und sie nur am Rande ärgern, war es doch etwas viel profaneres, das ihre Geduld strapazierte.

Dieses Kitzeln auf der Kopfhaut wollte einfach nicht nachlassen!

Wie lange saß sie jetzt schon still und wartete darauf, dass das ominöse Pflanzenwerk seinen Dienst verrichtete? Es mussten Stunden gewesen sein, in denen ihr Gemüt sich um nichts recht anderes kümmern wollte. Dazu begann sie zunehmend Ungewissheit zu plagen.

Hatte sie es tatsächlich genau so gemacht, wie es in ihrer Erinnerung ablief? Natürlich, Nedime würde nichts vergessen was mit ... ihr... zu tun hatte, doch konnten winzige und wichtige Details in den Jahren seither undeutlich verschwommen sein. Zudem, damals hatte sie nur zugehört und konnte sich auf Hände verlassen, die wussten was sie taten. Nie war ihr in den Sinn gekommen, einen scheinbar unwichtigen Teilaspekt dieses Erlebnisses herausfiltern zu müssen, um das Prozedere selbst, allein und noch dazu an sich selbst zu wiederholen.

Hmpf, und dann auch noch mit den verwässerten Zutaten dieser barbarischen Nordlande; damals in Nujel´m... nein, sie wollte nun nicht daran denken. Nujel´m lag fern, sie wusste wesshalb und die Vergangenheit war ohnehin unerreichbar; wesshalb sich also mit Gedanken quälen?

Ein Blick in einen alten, verbeulten Messingspiegel machte sie nicht recht schlauer. Damals waren ihre Lider geschlossen gewesen um nichts von dem sonderbar riechenden Zeug in die Augen zu bekommen. Sie konnte also ohnehin nicht darüber urteilen ob die Dinge richtig verliefen.

Eine Weile besah sie den breiten Pinsel, der ihr ein passables Werkzeug gewesen war. Inzwischen war dieser von den Überresten der Masse völlig verklebt worden, was sie sich jedoch von dieser an Wirkung erhoffte, konnte sie noch nichts indikatives an seinen Borsten ablesen.

Seufzend löste sie den Blick und richtete ihn stattdessen auf das kleine Fläschchen in ihrer Hand. Eine dünne Staubschicht lag auf ihm, aber wen sollte das wundern, hatte sie doch schon so gut wie vergessen, dass sie jene überhaupt noch aufbewahrte. Wenn sie so darüber nachdachte, fühlte es sich an, als sei es eine Ewigkeit her. Eine Hexe ... ja in der Tat, so nannte sie sich und wurde mit wohlwohlen als solche bezeichnet, hatte einst nicht Ruhe gegeben bis sie diese ominöse Tinktur annahm.
Wo Nedime herkam, hörte man nur wenig und wenn dann schlechtes über Hexen. Sie in Stolzenforst als ehrwürdige Priester verehrt zu sehen, hatte sie irritiert, aber was war schon nicht irritierend in diesen mysteriösen und beim Erkennen verkommenen Landen?
Diese eine hatte gar einen Triaten geehelicht und stand Adeligen an Ansehen nur wenig nach. Auf der Suche nach dem verlorenen und wie sich später herausstellen sollte, wahnsinnig gewordenen Ritter, waren sie gemeinsam in die Fänge der Orks geraten und an den Haaren zusammengebunden in eine krude Arena geworfen worden. Zusammen töteten sie dort und überlebten. Nedime wusste nicht recht, ob es Dankbarkeit über diesen Umstand war, der die Hexe dazu trieb. An jenem Tag wollte Erac schlicht, dass ein anderer ihr Gegner war. Hätten sie gegeneinander ums Überleben kämpfen müssen, so wäre die Hexe ihr wohl weniger wohlgesonnen und auch weniger lebendig gewesen. Nedime hatte dies unmissverständlich klar gemacht, was sie jedoch nicht besonders zu kümmern schien. Ein Geschenk bot sie an, dessen einziger Preis war, dass sie dadurch gesunden mochte. Nach langem Zögern und einigen Ablehnungen wurde es ihr gar in die Hände gedrückt. Wertvoll solle es sein, ihre verfluchte Haut stärken und ihr das Vermögen geben der Sonne besser zu trotzen.

Nedime hatte es nie angerührt. Das Vertrauen, von dem die Hexe sprach und das Nedime, nicht ohne Vorbehalt aber doch jenen, die es scheinbar ach so gut meinten doch probeweise schenken sollte, war wenig später durch einen Dolch in den Rücken zur infamen Lächerlichkeit, zum Hohn in ihren Ohren geworden. Unter Lügen und Intrigen verräterischer Elfenanbeter wurde alles, was sie je für diese Lande getan hatte begraben und mittels falschem Lächeln und ekelerregenden Einflüsterungen umgedeutet. Von einem Tag auf den anderen war sie Pariah und niemand, nicht ein Einziger der einstigen Wohlredner weigerte sich mit in ihren Rücken zu fallen.

Von einer Kundigen hatte sie das Öl auf Gift untersuchen lassen; sicher war sicher. Vorsichtig tröpfelte sie sich nun etwas von der Flüssigkeit auf den Handrücken. Es roch nach etwas, das Nordländern gefallen mochte. Ihrer Nase war es etwas zu süßlich, wenngleich es keine derart Penetranz aufwieß wie die Gerüche die gewisse andere Gestalten umwehten.
Sie mochte nicht, was sie sich antat, denn ihr hatte Verstellspiel schon immer missfallen. Auf Eracs Pfaden ging es zwar zumal fintenreich zu, doch bevorzugte sie doch den offenen Kampf mit dem ebenbürtigen und gewillten Gegner. Doch ihre Erscheinung war zu auffällig, bleib zu gut im Gedächtnis und der Befehl, den sie auszuführen hatte, verlangte nun einmal, dass sie sich im Feinesland aufhalten konnte, ohne auf der Stelle von einem jeden erkannt zu werden. Wenn nur dieses Jucken nicht wäre...



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ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Rosenöl und schwarzes Henna

Nedime30206. November 2012 01:48



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