Laurent saß an diesem Abend am Esstisch seines neuen Heimes. Es war noch spärlich eingerichtet. Eigenlich waren da nur ein Tisch und vier Stühle und auf einem dieser Stühle eben saß der Novize bei Kerzenlicht bis in die späte Nacht. Neben sich hatte er einen Becher des süßen Trinsicer Weines zu stehen und er sinnierte lange über den vergangenen Tag.

Was für ein verworrenes, dunkles Land! Über die Bewahrer des Lichtes hatte Laurent gelernt, dass es viele Vereinigungen gab, die sich den lichten Göttern verschrieben hatten, doch außer dem Orden des Agharam gab es keinen Klerus. Es war dringend an der Zeit, dass die Heilige Kirche Ayanyehs wieder aus den Trümmern und der Asche des Orkkrieges auferstand! Wie dringend, sahen Gerrard und Laurent bereits nach Verlassen des reichen Gildengeländes der Bewahrer: Ein Wanderer, müde und kraftlos, bat um eine warme Speise. In Trinsic hätte er sich an die Armenküche des Ayanyeh-Ordens wenden können, doch soetwas fehlte in diesem fernen, fremden Land so sehr wie ein Lichtfunke.

"Alle bekämpfen die Feinde, doch niemand bleibt bei die Opfer.", murmelte Laurent still und nachdenklich vor sich her.

Sie hatten ihn aus dem heftigen Regen in die Taverne zu Vesper geführt und unter dem Dach des Hauses hatte der Wanderer Suppe, Brot und Käse bekommen, dazu einen Schluck Wein, um die müden Glieder zu wärmen. Im Gegenzug erzählte er eine Geschichte. Eine wahre Geschichte, wie er beharrlich deutlich machte. Eine Geschichte von einer schwimmenden orkischen Festung. Ein Schiff mit schwarzen Segeln, doch niemandem an Bord, außer Geistern von Orks unterdeck! Die Erzählung klang unglaublich, doch das Beharren auf der Wahrheit stachelte Laurent an. Er musste wissen, was es damit auf sich hat!

Der Novize nahm noch in dieser Nacht Federkiel und Tinte und verfasste ein Schreiben an den Ayanyeh-Orden zu Occlo, wo das Schiff vermehrt gesehen worden sein soll. Erst als die Tinte trocken war und Laurent das Schreiben mehrfach überflogen hatte, ging er beruhigt zu Bett. Am nächsten Morgen würde er das Schreiben am Hafen einem Handelsschiff nach Taresien mitgeben und bei Gelegenheit sich einmal umhören, ob der Wanderer nicht der einzige gewesen wäre, der das orkische Geisterschiff gesehen habe. Laurent war auf eine Menge Seemannsgarn gefasst, doch er brauchte nur nicht allzu viel selbst preis zu geben und dafür genau hinzuhören, dann würde sich ihm schon der wahre Kern einer jeden Mär deutlich zeigen. Er vertraute da auf seinen Instinkt und auf die Herrin Ayanyeh.



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