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Frühlingsbegegnung

Moreana
22. März 2024 13:12
Mit dem Erwachen des Frühlings breitete sich ein sanfter Hauch von Veränderung über den weiten Wäldern aus, durch die Moreana wanderte. Die eisige Kälte des Winters wich einem milden Lufthauch, der die schlafende Natur mit lebendiger Wärme erweckte. Zwischen den kahlen Ästen der Bäume begannen die ersten zarten Blätter und teilweise schon Knospen zu sprießen, und ein Teppich aus ersten Frühblühern streckte seine farbenfrohen Finger aus dem erwachenden Boden.

Moreana fühlte das belebende Pulsieren der Natur tief in ihrem Inneren. Imbolc lag schon wieder eine Weile hinter ihr; wie jedes Jahr hatte sie das kleine Fest der Einigkeit mit einem kleinen Ritual am Zirkel verbracht. Der Frühling brachte nicht nur physische Veränderungen mit sich, sondern auch eine subtile Verschiebung in den Mächten, die über die Welt wachten. Die Göttin des Übergangs lächelte in den ersten Sonnenstrahlen, und Moreana erwiderte dieses Lächeln mit einer innigen Verbindung.

Ihre Schritte führten sie durch duftende Blumenfelder und entlang malerischer Bäche, deren Wasseroberfläche von den Reflexionen des grünen Laubs über ihr schimmerte. Überall um sie herum erwachte das Leben, und Moreana genoss die Wärme, die der Frühling mit sich brachte. Durch die angenehmen Gefühle des Frühlings verleitet, schlenderte sie zeitlos durch die Natur.

~


Ein kleiner Teich versperrte ihr den Weg. Sie blieb stehen, erwachte unvermittelt wie aus einer Trance. Sie realisierte nicht nur, dass sie inzwischen auf vier Pfoten unterwegs war, sondern auch, dass sie hier vor der Quelle der Finsternis stand, dem kleinen Teich an Jelandias Hütte. Sie schmunzelte gedanklich. Da hatte ihre Göttin sie ja an einen interessanten Ort gelenkt. Doch warum?

Ihre Ohren zuckten, und sie wandte den Blick sofort in die Richtung, aus der sie das Geräuch vernommen hatte. Nun roch sie es auch: Leder und der eigene Geruch eines Menschen. Auf der anderen Seite des Teiches saß eine Frau. Moreana schätzte sie durch ihre Haltung und Rüstung sofort als Kriegerin ein. Lässig, selbstbewusst, aufmerksam. Aufrechte Haltung, eine gewisse Ruhe und Gelassenheit. Auffallend blaue Haare. Was hatte sie hier verloren? Sie wirkte nicht wie eine Dienerin des dunklen Fürsten. In dem Moment entdeckte die Frau auch den schwarzen Wolf auf der anderen Teichseite. Moreana rührte sich nicht. Die Frau hob den Kopf leicht an, legte die Stirn leicht in Falten, doch sagte auch sie nichts. Sie schien keine Angst zu haben, was anderes hätte Moreana ohnehin gewundert.
Beide verharrten so, während der Wind sanft die Wasseroberfläche bewegte und ein paar Vögel ihre Frühlingsgesänge zum Besten gaben.

Schließlich drehte Moreana um. "Warte!" rief die Frau und rappelte sich auf. Doch Moreana wollte nicht. Sie verschwand im Dickicht so schnell, wie sie erschienen war. Der Mordûl-Teich war letzten Endes nicht ihre Verantwortung, sollte sich dort doch rumtreiben wer will.
Doch als sie genug Abstand hinter sich gebracht hatte, verwandelte sie sich vom Wolf in einen Vogel. Sie ärgerte sich innerlich über ihre eigene Neugier, hatte diese sie doch schon das ein oder andere Mal in brenzlige Situationen gebracht. Andererseits hatte sie bisher auch stets wieder aus diesen Situationen hinaus gefunden. Also, was sollte schon passieren...

~


Es war ein leichtes für sie, die Kriegerin wieder aufzuspüren. Diese war tatsächlich um den Teich herum gelaufen und verfolgte gerade die Spuren des Wolfes. Moreana schaute vom Ast eines Baumes zu. Verwirrung, Neugier und Schrecken wechselten sich in ihr ab. Was zum Mordûl wollte diese Frau... von ihr!?

Offensichtlich wusste die Frau auch einigermaßen wie man Fährten liest, so schaffte sie es am Ende doch bis zu dem Ort, an dem sich Moreana verwandelt hatte. Dort blieb sie scheinbar ratlos stehen. Zu Moreanas großer Überraschung legte die Frau plötzlich den Kopf in den Nacken und schaute nach oben. Wieder ein Schreck! Das konnte doch nicht sein. Das muss Zufall gewesen sein! Oder wusste sie über Moreanas Fähigkeiten Bescheid? Instinktiv machte sich Moreana auf ihrem Ast kleiner.
Doch ihre Sorge war unbegründet, die Kriegerin schüttelte den Kopf und seufzte.

~


Moreana war der Kriegerin unauffällig zurück bis zur Rast gefolgt. Dort war sie in die Greifentaverne eingekehrt, sie schien also zum Söldnerbanner zu gehören.
Als auch Moreana wieder zu Hause war, dachte sie noch länger über diese Begegnung nach. Sie konnte es nicht als Zufall abtun, doch wenn jemand vom Söldnerbanner sie suchte, warum meldete sich die Oronar-Kriegerin nicht einfach? Oft genug hatte Moreana deren Dienste in tiefen Höhlen in Anspruch genommen, um die Aufmerksamkeit der Gegner von sich zu lenken. Warum nun also dieser komplizierte Weg über diese andere Kriegerin und Jelandias Teich?

Sie konnte auch nicht ausschliessen, dass ihre Göttin sie dorthin gelenkt hatte, doch warum? In Momenten wie diesen ärgerte sie sich doch sehr, dass die Wege der Götter so unergründlich waren. Es stand außer Frage, dass Moreana ihrer Göttin vertraute und es einen Grund geben musste, doch bei dem Kriegervolk ließ sie nunmal erfahrungsgemäß Vorsicht walten. Oft genug hatte sie eine Hand oder Klinge am Hals gehabt. So mussten sich die Beteiligten eben in Geduld üben, bis Moreana bereit war.
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Frühlingsbegegnung

Moreana5422. März 2024 13:12



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