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Ein Brief wird im Konzil für Magister Craven McQuire hinterlegt

Estor
21. September 2000 16:54
Ich grüße Euch, Magister Magnus,

Da ich Euren Unterricht der Semantik besuche, seid ihr der Magus, der mich wohl am ehesten kennt. Ich beschloß daher Euch meine Beobachtungen und Schlußfolgerungen mitzuteilen, da ich nun keine Möglichkeit mehr sehe, wie ich neue Beweise finden soll, die für (oder auch gegen) meine Theorie sprechen.

Meine Studie beschäftigt sich mit dem Wesen der Untoten. Mein Interesse erwachte in einem Gespräch am Marktplatz zu Vesper. Ein junger Mann erzählte mir, er habe einen Zombie gesehen, in dem er seinen Vater wiedererkannt hatte (der in der Schlacht um die Grenzwacht umkahm, und scheinbar als Zombie die Grenze überqueren konnte). Er schwor, daß sein Vater ihn erkannt hatte. Ich forschte nach, und erfuhr daß schon öfter Untote ehemalige Freunde und Verwandte wiedererkannt zu haben schienen. Daraus schloß ich, daß die Seele (oder wie man es auch immer nennen will) des Toten im Zombie (oder allgemein im Untoten) weiterlebt. Das wirft allerdings die Frage auf: Wesshalb sind Untote so aggressiv und bösartig? Mit dieser Frage wollte ich mich beschäftigen.
Ich entwickelte zwei Theorien:
1. Der Charakter des Menschen hat sich durch den Tot (oder den Faktor, der ihn in einen Untoten verwandelt) so verändert, daß er feindseliger auf Lebende reagirt, oder
2. Die Seele des Toten teilt sich den toten Körper mit einem zweiten, bösartigen Geist, der gleichzeitig der obengenannte Faktor für die Wandlung zum Untoten darstellt. Somit wäre diese Theorie eine besondere Variation der ersten Theorie.

Bald fiel mir etwas Interessantes auf. Die am Beginn beschriebenen "Erkennungs-Erlebnisse" mit Untoten betrafen ausschließlich Zombies. Daraus konnte man folgende Schlußfolgerung ziehen:
Zombies und andere Untoten haben zwar Ähnlichkeiten, sind jedoch was die Entstehung und ihr Wesen betrifft völlig unterschiedlich. Diese Theorie hielt ich für unwahrscheinlich. Ich beschloß, nocheinmal mit den Leuten zu reden, die besagte Erkennungs-Erlebnisse mit Untoten hatten. Dabei machte ich eine erstaunliche Entdeckung:
Es stellte sich heraus, daß in den verschiedenen Fällen das Erkennen von Seiten der Untoten verschieden stark war (das bedeutet mancher Zombie brauchte länger um Bekannte zu erkennen, oder schien sich dieser Tatsache kürzer "bewust zu sein"). Allerdings waren die Zombies, die am Meisten Probleme mit dem Erkennen von Freunden hatten auch die ältesten zu sein (erkennbar an der weiter fortgeschrittenen Verwesung der Leiche). Daraus folgerte ich, daß im Lauf der Zeit (für die die Verwesung einen Indikator darstellt) die Seele des Toten mehr und mehr die Kontrolle verliert, während der fremde Geist an Macht dazugewinnt. Das erklärt zum einen, weshalb noch keine derartigen Erlebnisse mit "lebenden Skeletten" vorgekommen sind (bei denen ja schon alles Fleisch verwest ist, die also älter sein müssen) als auch die Tatsache, daß Skelette stärker sind als Zombies (Da ja der bösartige Geist, der ja der eigentlich Kämpfende ist, an Macht dazugewonnen hat).
Man könnte also anhand der Verwesungsstufe ablesen, wie sehr der Körper schon von dem bösen, fremden Geist beherrscht wird (Die Entwicklung hängt natürlich auch von dem Charakter des Verstorbenen ab, von seiner Willensstärke und seinen Wertvorstellungen und ähnlichem). Die Abstufungen sind:
1. Der Zombie: Der körperlicher Zustand reicht von makellos (allerdings nur möglich, wenn das Subjekt an einem natürlichen Tot starb, da sonst die Wunden sichtbar wären) bis zu einem Skelett, das nur noch teilweise von stark verwestem Fleisch bedeckt sind. Hierbei ist zu erwähnen, daß die Übergänge zwischen den Stufen natürlich fließend sind, da der Zerfall des Körpers ein "schleichender Vorgang" ist. In diesem Zustand ist es noch möglich, daß die Seele des Verstorbenen die Kontrolle übernimmt, oder zumindest Einfluß auf das Verhalten des Untoten hat (was zu besagten Erkennungs-Erlebnissen führt).
2. Das Skelett: Vom Körper ist nur noch das Skelett übrig, dessen Zustand allerdings nicht klar definiert ist. Es kann auch halb zerfallen und brüchig sein. Hier ist der fremde Geist bereits so stark, daß Durchbrüche der Seele des Verstorbenen zumindest extrem Unwahrscheinlich sind.
3. Der Spectre: In diesem Entwicklungsstadium ist der Körper komplett zerfallen. Allerdings ist der fremde Geist inzwischen so Stark, daß er den Körper seines Opfers nicht mehr braucht. Er löst sich von diesem und bildet sogar seinen eigenen Körper. Das folgere ich aus dem kompletten Fehlen von Merkmalen bei einer Spectre-leiche, die Gemeinsamkeiten mit der menschlichen Anatomie aufweisen.
4. Die Dark Soul: Sie ist eine weiterentwickelte Form des Spectre. Ich vermute, sie ist die endgültige Form des fremden Geistes, der nun sozusagen "Erwachsen" ist. Vielleicht kann die Dark Soul die Leichen verstorbener beeinflußen, so daß auch diese zu Untoten würden, ähnlich den Käfern, die ihre Eier in die Leichen verstorbener legen, wo sie aufwachsen. Somit wären die anderen Untoten nur "Kinder" der Dark Soul.

An dieser Stelle muß ich einen Mißerfolg erwähnen: Ich versuchte durch Meditation meine geistigen Kräfte zu focusieren, um mit der Seele eines Vertorbenen, die in einem Untoten lebt, kontakt aufzunehmen. Das hätte meine Theorie ja bestätigt. Unglücklicherweise scheiterte ich. Das deute ich jedoch nicht als Beweis gegen meine Theorie. Ich schreibe es eher meinen geistigen Fähigkeiten zu, die für ein derartiges Rituel nicht ausreichen.

Mir ist durchaus bewußt, daß meine Theorie fast nur aus Vermutungen besteht, allerdings habe ich keinerlei Beweise gegen meine Theorie gefunden, im Gegenteil, alles was ich an Fakten zusammentragen konnte stützen meine Theorie. Solltet Ihr Fehler in meiner argumentation finden, oder mir unbekannte Forschungen, die sich auf meine Theorie auswirken, wäre ich hoch erfreut, wenn ihr es mir mitteilt.

Hochachtungsvoll

Estor, Studioso der arcanen Künste
ThemaAutorDatum/Zeit

Ein Brief wird im Konzil für Magister Craven McQuire hinterlegt

Estor21. September 2000 16:54

Ein Antwortschreiben an Estor

Craven McQuire22. September 2000 10:37

Hinterlegt einen weiteren Brief für Magister Craven

Estor22. September 2000 18:12



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