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Winter

Skolden Vandenberg
12. Dezember 2011 23:49
Es war ein weiterer nasser kalter Abend, vielleicht angemessen für diese Jahreszeit.
Die Menschen von Cove gingen in diesen Zeiten nun früher Heim.
Kein Wunder war die Ernte doch bereits eingeholt und die meisten Aufgaben beschränkten sich darauf die Vorräte zu ordnen und alles entsprechend winterfest zu machen.
Selbiger Winter hatte dieses Jahr auf sich warten lassen und der Ordensritter Skolden war reichlich froh das dieser sich nun doch anzukündigen schien.

Im Winter war es unwarscheinlich das jemand einen Angriff startete.
Die Straßen wurden mit Schnee und Regen nur schwerlich passierbar und die Versorgung von sich bewegenden Truppen im Winter war eine Herausforderung vor der zumindest die Großzahl etwaiger Heerführer zurückschrecken sollte.

Aber gut, vielleicht waren diese Gedankengänge auch wieder nur ein Produkt seiner üblichen Paranoia was strategische Fragen anging. Auch als Diener Agharams, eher ein Gott des ehrenhaften Einzelkampfes, war Skolden stets der Militär geblieben als der er einst dieser Glaubensgemeinde beitrat. Er brauchte klare geordnete Verhältnisse genausosehr wie den Überblick über seine aktuelle Situation. Vielleicht auch nur um sich sicher zu fühlen.
Umso schwerer war für ihn die Situation des letzten Jahres gewesen, ein Zustand der ihm in manchen Momenten fast den Verstand gekostet hätte.

Zuerst war da der Krieg mit den Orks gewesen. Er war zu einer Zerreißprobe geworden, für seinen Orden aber auch für der Herzogtum und für ihn persönlich. Und sie alle hatten standgehalten wenngleich sie am Ende verausgabt und fast am Boden waren. Was darauf folgte ging jedoch für alle Beteiligten mit unterschiedlichem Ergebnis aus. Der Krieg selbst war so schnell zuende gegangen wie er begonnen hatte und wo sich einige der Prophezeihungen über den Konflikt erfüllt hatten so standen andere noch aus. Sein Orden war, trotz einige Verluste an der Situation gewachsen. Der Zusammenhalt der Ordensschwestern und -brüder war gerade kurz nach dem Orkfeldzug so stark wie noch nie und seine Schützlinge hatten einiges an taktischer Erfahrung hinzugewonnen. Selbiges jedoch konnte man nicht über das Herzogtum sagen.
Eigentlich konnte man bis zum heutigen Tage relativ wenig über das Herzogtum sagen.
Vesper wurde in den Monaten nach seiner Befreiung aus seinen Trümmern wiedererrichtet und strahlte nun heller als je zuvor. Ansonsten aber gab es wenig nennenswertes und über vielem lag der Schleier der Unklarheit.

Keiner wusste genau wie es um die Garde stand. Etwaige politische Bestrebungen der ebenfalls vom Krieg betroffenen Nachbarreiche blieben im Dunklen verborgen, von denen jener die den Krieg unversehrt überstanden haben ganz zu schweigen.

Während Vesper das Prestiegeprojekt Stolzenforsts in der Nachkriegszeit zu sein schien, war im Hinterland wenig passiert zumindest machten kaum Neuigkeiten die Runde.
Lediglich die Berichte seiner Leute über die Niederschlagung eines Priesters des Pestbringers stellten ein zumindest mittelgroßes Ereignis im letzten Jahr da. Ein Ereignis das der Vernachlässigung des Hinterlandes durchaus Zeugnis stand.

Letztlich lag über dem Herzogtum Stolzenforst der graue Schleier des Nichtwissens.
Vielleicht agierten Kräfte im Verborgenen, vermutlich aber nichteinmal das.
Das Auftreten des Saergothkultisten zumindest ordnete Skolden in die Nachwehen der Kampfhandlungen im Frühjahr ein. Dennoch war dies ein Warnsignal an ihn gewesen.
Aber was war noch zu Warnen in diesem Land?
Die Leute die nicht noch wie er Nachdenklich die Desorientierung des Landes beobachteten, waren längst wieder zum üblichen Tagesgeschäft übergegangen. Keine Konsequenz kein Nachdenken nichts. Das dass Verdrängen von schrecklichem hier zur Mentalität der Leute gehörte hatte er dabei bereits gelernt und zu akzeptieren versucht. Doch als der Krieger der er war, als der Mann der Problemen lieber ins Gesicht sah und sie ausfocht anstatt sie schlichtweg zu ignorieren, bereitete es ihm massive Kopfschmerzen das Leben und Treiben in Stolzenforst mitanzusehen.
Es hatte schon so manchen Tag gegeben in dem er die blanke Wut gegenüber jenen verspürte die er eigentlich zu schützen gelobt hatte.

So befand er sich selbst immernoch in dieser Zerreißprobe des Krieges und der Nachkriegszeit.
Zu Anfang hatte er es versucht, hatte versucht sich zu Engagieren und am Wiederaufbau des Landes mitzuwirken. Doch in der Abhängigkeit von anderen war er schnell an seine Grenzen gestoßen.
Er war nunmal Soldat und kein Politiker. Desweiteren befand sich der Orden des Agharam, auch wenn er sich im Krieg zumindest gegenüber Cove einige Meriten erarbeiten konnte, innerhalb der stolzenforster Gefüge weiterhin in einer schwierigen Lage.

Er konnte sich bei weitem nicht alles erlauben, das er zu tun als nötig erachtete und er hatte bei seinen Bemühungen wenigstens das Mindeste umzusetzen mehr als einmal seine sprichwörtlich eiserne Beherrschung auf die Probe stellen müssen.

Letztlich hatte er kaum etwas erreicht und Stolzenforst lag in seinen Augen mit ungeschützen Flanken und offenen Toren da.

Aber vielleicht hatten die Stolzenforster doch recht mit ihrem Gleichmut und vielleicht war es seine sture britannische Art die ihn zu diesen Sorgen trieb.

Es war jedenfalls Sinnlos über dererlei Dinge nachzudenken wenn man ohnehin nichts tun konnte.
So blieb ihm an diesem Abend nur das was ihn schon in den letzten Wochen seelisch über Wasser gehalten hatte: Die Flasche und wenn die es nicht tat dann eben die nächste.



5-mal bearbeitet. Zuletzt am 12.12.11 23:57.
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Winter

Skolden Vandenberg38312. Dezember 2011 23:49

Winter...

Anatheya, Aspirantin der
Klagenden Schwesternschaft, Occlo
26114. Dezember 2011 15:50



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