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Der neue Weg

Tyfrin
13. Juni 2021 17:08
{{OOC, now playing: In a prison built out of lies - Christopher Young, The Emptyman OST 5:03}}



Wahrlich eine kleine Festung, die sich unweit der großen Straße befand, welche aus dem tiefsten Westen über den Trollfluss hinweg, an der Rast vorbei und durch den Grenzwald zog, südlich das Covetous-Gebirge weiträumig umlief, um sich schließlich in Richtung der beiden östlich gelegenen Städte Vesper und Minoc zu verzweigen.
Jene Festung stand somit also überaus zentral an einer der Hauptschlagadern des gesamten Ostens, wenn man die Seewege außer Acht ließ, die dieser Tage nur spärlich befahren wurden, denn auch wenn die Seuche längst als bekämpft galt, so wurden die hiesigen, teils noch recht verwahrlosten Häfen dennoch von den meisten Handelsschiffen nach wie vor gemieden.
Doch all dies ward nurmehr zu einem erschwachenden Raunen verkommen, als Tyfrin schon aus der Ferne das im Lichte einer noch recht hoch stehenden Sonne aufblitzende Rot der entsprechend eingefärbten Rüstungen erkennen konnte. Bei kürzlichen Festlichkeiten der südlich gelegenen Stadt Cove war sie zwar wiederholt auf Hinweise gestoßen, dass es noch weitere Schwestern gab, aber wirklich glauben konnte sie es erst, da sie ihrer nun direkt ansichtig werden konnte.
All die Schwermut war auf einmal wie weggefegt und in einem Impuls überschwenglicher Freude stapfte sie einfach auf die Tore dieser Festung zu.

Dolara, Marcela, Kylia... es war seltsam, so viele von ihnen versammelt zu sehen und einige von ihnen stammten auch noch aus der alten Zeit, andere würde sie erst noch kennenlernen müssen.
So war es auch Dolara, welche die alte Kriegerin zuerst erblickte und sogar direkt wiedererkannte.
Andere Augen begegneten ihr mit Neugier, vielleicht auch etwas Misstrauen. Sie mochte wahrlich keinen vertrauenserweckenden Anblick liefern nach all den Strapazen der zurückliegenden Jahre, doch die wenigen Rüstteile an ihrem Leib trugen noch immer das markante Rot, welches sie als Kriegerin des roten Mondes auswies.
"Folge mir einmal", Dolara führte sie durch den inneren Bereich der kleinen Festungsanlage auf den kleinen Turm zu, der sich aus dem Hauptgebäude noch für ein paar weitere Stockwerke emporwand, "Dies ist die Festung des Mondes, errichtet auf den Steinen, die von der Stadt des Mondes übrig geblieben sind". Alles hier erinnerte ein wenig an die alten Mauern, obgleich es gedrungener und sparsamer angelegt worden war. Es gab allerdings nicht mehr sowas wie die Wehrgänge, auf denen Tyfrin dereinst all die Nachtwachen verbracht hatte. Dafür hatte man vom Turm aus wohl die gesamte Anlage im Blick und auch die direkte Umgebung, die nach Westen hin vor allem von Waldrändern gesäumt wurde, wie auch nach Osten hin, bis sich dann nach wenigen Schritten über den Baumwipfeln das massive Covetous-Gebirge hinweg erhob. Deutlichere Schwachpunkte lagen also in der langen Lichtung im Norden entlang des Gebirges und eben dem großen Weg, der sich im Süden an der Festung vorbeischlängelte. Es war nunmal keine riesige Ebene mit einem gewaltigen Bergmassiv im Rücken.

Ähnlich der Legende der ersten Gründung der Schwesternschaft auf jener nördlichen Asusa-Ebene haben sich hier am Fuße der Cover Berge ebenso vier der einstigen Schwestern zusammengefunden und direkt vor Ort den Bund erneuert: Kylia, Yrtha, Dolara und Chanany. Sie galten somit als Gründerinnen des "neuen Weges" der Schwesternschaft des Mondes, der sich dennoch im wesentlichen auf die alten Tugenden berief.

Die sich ausbreitende Stille begann schwer zu wiegen, als die Kriegerin die Frage zunächst unbeantwortet ließ, ob sie den Schwur auf den Weg der Schwesternschaft des Mondes erneuern würde. Es stand ihr zwar in dieser Situation nicht zu, den Spieß der Prüfung umzudrehen, doch Tyfrin mußte sich sicher sein, dass eine Erneuerung ihrer Bande wohldurchdacht und ohne Zweifel stattfinden würde - für beide Seiten. Sie würde nach wie vor dem alten Weg folgen, denn so lautete dereinst ihr Eid. Wesentlich daran war jedoch, dass dieser Eid der Schwesternschaft gegolten hatte, nicht etwa dem Adel, der Ritterschaft oder einer Herzogin. Das hatte sie in einigen Situationen immer wieder testen und beweisen müssen: Ihre Aufträge durch die Ritter, ihr Amt mit der Wache zu Minoc, die Audienz bei der Herzogin, die sie von sich aus abwies. Sie war stets eine Schwertkämpferin der Schwesternschaft, also eine Mondschwester, nichts anderes.
Sowas konnte für kleine Konflikte sorgen, den Umgang verkomplizieren.
Angesichts ihres Misstrauens bezüglich der ominösen Orden bahnten sich ebensolche Konflikte auch in Zukunft an. Vielleicht war es also nicht sonderlich klug, eine Kriegerin des alten Weges in eine erst wieder erstarkende Gemeinschaft zu holen.
Doch Dolara ließ keinerlei Ungewissheit zu. Zuviel hatten sie alle in der Vergangenheit verloren, als dass sie sich jetzt von Unwägbarkeiten verunsichern lassen sollten.
"Mein Schwert für die Schwesternschaft!", besiegelte sie schließlich ihren Entschluss mit den wenigen Worten des alten Schwurs, der für Angehörige ihres Volkes bedeutungsvoller nicht sein konnte.

Es gab keine Zweifel mehr, sie war angekommen. Seltsame Jahre lagen hinter ihr - hinter ihnen allen - und doch hatten sie erneut zusammengefunden, ganz so, wie es der Kodex von einst vorgab:

Einmal eine Schwester, immer eine Schwester.
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