Tiago drehte und wendete das Pergament in seinen Händen. Kurz entglitt ihm die Maske der Höflichkeit und sein Gesicht verzerrte sich leicht. Dieser Grauelf! Ein Ausbund an Moral und Integrität! Einen Moment später hatte er sich bereits wieder im Griff und schritt überlegend den Raum auf und ab.

Bislang hatte er den Hinweis mit dem „Weißmagier“ in Ithuliens Aushängen geflissentlich überlesen; nun zwang er sich doch einmal in sich zu gehen und nachzudenken. Grau, schwarz, weiß, wer legte das eigentlich fest und was bedeutete das? War ein Kampfzauber schon schwarze Magie oder erst, wenn er einen gefährlichen Dämon beschwor? Ging es eher darum, für welche Seite er seine Gaben einsetzte? Oder darum, welcher Ausprägung der Magie er sich widmete? Die Nekromantie reizte ihn eher weniger, viel mehr interessierte er sich für Illusionen.

Mit zusammengepressten Kiefern stand der Taresier vor dem Fenster und blickte hinaus auf die Herbstlandschaft. Den Blick aus dem anderen Fenster vermied er; dort wurde die Sicht von einem hässlichen schwarzen Klotz von Gebäude behindert. Falls dort ein Magier hauste, war er wohl eher der schwarzen Magie zuzurechnen, so viel war klar. Oder?

Was waren seine Ziele und sein Wesen also nun? Er war ehrgeizig. Allerdings … Noch klebte kein Blut an seinen Händen und hatte er nicht diese Caihume-Priesterin vor dem Tode bewahrt?

Tiago zog ein Pergament hervor und begann zu schreiben. Es würde genügen – oder eben nicht.

Wenig später würde Ithulien eine Botschaft erreichen, dass er den Adepten in einigen Tagen am gewünschten Ort erwarten könne.