Derrick fragte sich warum. Warum er? Warum hier? Die Konzilsmagier konnten doch wirklich auf sich selbst aufpassen. Wenn es Leute gab, der nichts zu fürchten hatten, weil niemand es wagen würde ihnen Böses anzutun, dann doch diese weisen, leicht schrulligen Damen und Herren mit ihren spitzen Hüten und verschlungenen Zauberstäben. In einen Frosch konnten sie einen verwandeln, wenn man frech wurde oder sogar in ein Häufchen Asche, wenn man sie wirklich verärgert hatte. Niemals einen Magier in Rage bringen; das hatte ihm Mutter immer eingebläut. Hatten denn andere Jungen nicht auch derart kluge Mütter, die wussten was gut für ihre Sprösslinge war?
Also warum hatte die Korporalin bestanden, dass er hier Wache zu schieben hatte? Noch dazu mit solch übertrieben Aufmerksamkeit! Er fürchtete den Abend, wenn es Zeit geworden war Bericht zu erstatten. Jede Gestalt, die nicht als Magier oder Adept am Konzil gemeldet war, musste er notieren und jedes Detail, jede Auffälligkeit musste erwähnt werden. Wenn er etwas vergessen hatte, oder unsicher war, sich verplapperte und nicht genau Auskunft geben konnte und etwas davon geschah immer, denn seine Vorgesetzte schüchterte ihn stets etwas ein, so bohrte sie in ihm bis zu seiner Erschöpfung. Diese roten Augen waren unheimlich! Bestimmt waren ihr Blutgefäße im Augapfel geplatzt; bei ihrer ständig angespannten Art würde ihn das garnicht verwundern.
Was war denn nur bloß geschehen? Um das Konzil war es doch absolut ruhig gewesen. Die Unterrichte verliefen störungsfrei, soweit er wusste und seitdem der Giftbrauer Enoch beseitigt worden war, lief kaum noch jemand aus anderen Gründen dort herum.
Ja, eine Neuzugezogene in eine der kleinen Häuschen gab es... aber das konnte doch nicht der Grund sein, oder doch? Eine dunkle Gestalt war es. Irgendwie war ihm nicht recht wohl bei ihr, obwohl ihr Gesicht wenn überhaupt dann nur freundlich, aber traurig, nicht aber böse wirkte; zumindest für ihn. Nun sollte er ihr eine Botschaft überbringen. Vielleicht war wirklich sie der Grund der erhöhten Vorsicht? Er würde aufpassen, wenn er mit ihr sprach...

So Anatheya auf das Klopfen reagiert und die Tür öffnet, wird sie einen verklemmten Vertreter der Rastwache vorfinden. Stockend wird er ihr berichten, dass der Korporal heute dringlich um die siebente Abendstunde mit ihr zu sprechen wünscht. Nun, eigentlich sei es weniger ein Wunsch, sondern eine Forderung. Die Dame möge dieser bitte doch im eigenen Interesse nachkommen. Die Antwortet abgewartet verabschiedet er sich knapp und eilt gen Rast zurück.