Raynier de Larchant
20. April 2023 05:43
Die kühle, salzige Abendbrise wehte vom Meer her und traf auf einen dankbaren Raynier, der verschwitzt am Ufer nahe Vesper saß.
Er hatte den ganzen Tag damit verbracht Botengänge für einige Leute zu verrichten.
Nicht gerade was man von einem altgedienten Ordensritter erwartete, doch war es eine gute Möglichkeit etwas Gold zu verdienen und noch wichtiger: sich in den verschiedenen Orten umzusehen ohne allzu großes Aufsehen zu erregen. Nach und nach kamen Erinnerungen an Orte und Begebenheiten zurück, an Personen. Doch schienen sie zu lange her zu sein. Vieles war undeutlich und verschwommen.
Er sah neben sich, wo eine weiße Stute graste. Zumindest hatte er soviel verdient um sich bei Bryson ein Pferd kaufen zu können. Er hatte sie Barka getauft, nach seiner ersten Stute, welche ihm vor langer Zeit Gottfried Bisol bei seiner Aufnahme als Knappe in den Orden geschenkt hatte.
Die aktuelle Barka war im Gegensatz zur alten kein trainiertes Schlachtross, aber sie war ein tüchtiges und braves Tier, das Raynier schon nach wenigen Stunden ins Herz geschlossen hatte.

Der Orden. Bis jetzt hatte er keine Hinweise auf den OMT, den Ordo Militares Templi, gefunden.
Weder schienen die Leute etwas mit dem Namen anfangen zu können, noch fand er Hinweise darauf dass der OMT hier je existiert hatte. War der Orden in Ungnade gefallen, verbannt und vergessen nachdem sie vor langer Zeit das Land verlassen hatten um in der neuen, alten Welt eine Heimat zu finden? Viele hatten damals dem Orden Verrat vorgeworfen.
Aber was hätte er tun sollen? Seine Frau, Pyra, hatte sich entschieden mit einigen der Schwesternschaft die alte Welt zu verlassen, und wer Pyra kannte, wusste dass ihr unbedingter Wille und ihre Sturheit kaum Widerspruch zuließ. Mit den Jahren hatte Raynier erkannt dass die Hintergründe dieser Entscheidung durchaus zweifelhaft waren, doch dies war lange her und im Feuer der Jugend und im Hochmut der Macht geschehen.
Rayniers Blick schweifte hinaus aufs Meer, Tränen stiegen in seine Augen. Pyra war lange tot. Und seine Brüder verschollen.

Der Wirt in Minoc hatte ihm erzählt dass es die Schwesternschaft des Mondes noch gab.
In den nächsten Tagen würde er zu ihnen reiten und sehen ob man ihn vorließ.
Vielleicht hatten sie Aufzeichnungen von damals, vielleicht lebte noch eine von ihnen die er kannte.
Obgleich die Wahrscheinlichkeit groß war dass sie in dem Fall nicht allzu erfreut wäre ihn wieder zu sehen, den Mann der Verräterin.
Allein, es war die einzige Chance mehr zu erfahren und vielleicht Hinweise auf den Orden zu finden.
Vor allem Hinweise auf das alte Kloster der Ayanyeh, ihren Ordenssitz. Zumindest Ruinen sollten noch zu finden sein.
Raynier grinste: Ob es Flämmchen noch gab? Sie hatten das kleine Feuerelementar damals in den Trümmern nach dem feigen Angriff auf das Kloster gefunden. Laurent de Brune hatte ihn dann sorgsam versteckt, es sollte möglich sein dass Flämmchen noch immer in der Höhle lebte.
So sehr sich der Templer das Hirn zermarterte, er konnte sich nicht an den Standort des Klosters erinnern. Es war eine Landzunge gewesen. Später hatten sie es verlegt. Aber wohin?
Er würde viel herumreiten müssen, vielleicht konnte er noch etwas finden.

Bei all den Gedanken war Raynier nicht klar was er mit dieser Suche eigentlich bezweckte, was es bringen sollte.
Aber irgendeine Aufgabe brauchte er. Er musste sich beschäftigt halten um nicht zu verzweifeln.
Raynier hatte insgeheim Angst. Vor den Geistern der Vergangenheit und noch mehr vor einer ungewissen Zukunft.
Doch der Gedanke an Ayanyeh und seinen Orden gab ihm Kraft. Noch war er nicht ganz tot, noch war ein Funke in ihm.
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Rayniers Rückkehr

Raynier de Larchant12703. April 2023 13:27

Re: Rayniers Rückkehr

Raynier de Larchant8020. April 2023 05:43

Suche nach der Vergangenheit

Raynier de Larchant7112. Mai 2023 06:42

Alte Welt, neue Heimat

Raynier de Larchant6717. Mai 2023 06:38