In den Tiefen des Unterreiches hatte Zeit eine andere Bedeutung als an der Oberfläche. Wo dort oben der Lauf der Sonne, der Gestirne und der Jahreszeiten den Lebewesen dort stetig zeigte wie sie verrann lebte es sich hier unten in einer gleichtönigen Monotonie. Hier unten dehnte sich die Zeit aus und so wurden Stunden zu Tagen und Tage zu endlosen Monaten...

In Zynes Gemächern...

Die schwach flackernden Feenfeuer schafften es nicht gänzlich ihre spärliche Helligkeit bis zu dem in dunklem Ebenholz gehaltenen Thron zu gelangen und ihn auszuleuchten. Einer ihres Volkes hatte dort das Wärmemuster erkennen können, doch das Menschenweibchen welches hier seit einigen Wochen lebte viel es schwer unter all den Schatten die Gestalt ihrer Herrin auszumachen.
Karmesinrote Augen beobachteten schweigend jede ihrer Bewegungen, taxierten sie unter halb gesenkten Wimpern.

Fast meinte Zyne in der Stille den heftig pochenden Herzschlag des Mädchens zu hören, leise klopfend und viel zu rasch. Wie das eines Rehs welches gehetzt von einem Raubtier angstvoll auf dessen Angriff wartet. Zynes Lippen verzogen sich zu einem diabolischem Lächeln und entstellte ihre sonst so feinen Züge. Die Köpfe ihrer Schlangenpeitsche erhoben sich als sich das Gedankenmuster ihrer Gebieterin veränderte und mit züngelnden Zungen wandten sie sich in Richtung des Menschenweibchens. Kaum hörbar waren ihre Bewegungen als sie sich um Zynes Arm und um ihr Handgelenk wanden. Mit einem trägen Blick strich die Yathrin verspielt über die Köpfe der Schlangen und sie suchte den Kontakt in ihre Gedankenwelt.
Die Zwiesprache erfolgte lautlos und wurde abrupt unterbrochen als das Menschenweibchen sich dem Zugang des Ritualraumes näherte.

„In diesem Raum wird sich dein Schicksal erfüllen, Mensch... bist du jetzt schon bereit dafür?“, mit einer anmutigen Bewegung erhob sich Zyne von ihrem Thron und schwebte beinahe lautlos zu ihr hinüber. Ihre Klangfarbe war samten und ohne Aggression, fast schien ein wenig Amüsement sich darin wieder zu spiegeln.
Das Mädchen zuckte erschrocken zusammen und wich vor der Türe zurück im Dunkel versuchte sie Zynes Gestalt auszumachen was ihr aber nur schwer gelang. Zyne tauchte hinter ihr auf und griff nach ihren Oberarmen, der Griff war nicht fest nur von einer gewissen Bestimmtheit, dass er sich verstärken würde sollte sie sich dagegen wehren.
„Schhhttt... wenn du versuchst mir zu entfliehen kann es sein, dass du dabei genau in meine Arme läufst während du dich umsiehst.“, ihre Lippen strichen über die Ohrmuscheln des Mädchens und fast schien es als finde sie ein perverses Vergnügen daran. Die Köpfe der Schlangenpeitsche wanderten über die Haut des Mädchens die Zungen tastetend sie flüchtig berührend als stille Warnung.
Der Körper des Mädchens sackte zusammen und sie lies sich nahe an Zynes Körper ziehen. Als sie nachgab wurde Zynes Griff zu einem zärtlichen Streicheln... langsam strichen ihre Fingerspitzen hinab.

„Was befindet sich dort in diesem Raum?“, ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern und angespannt hielt die junge Frau den Atem an.
„Die Vergangenheit, die Gegenwart und natürlich auch die Zukunft... alles ist mit dir verwoben, denn du wurdest erwählt. Es ist dir verboten diesen Raum zu betreten... noch... komme dieser Türe nicht zu nahe, denn du wirst nicht sehen was dich in den Schatten erwartet ehe es dir begegnet.“, mit einem Lächeln löste sie den Kontakt zu dem Mädchen und wandte sich zum Gehen.
Jetzt erst bemerkte sie den Leibwächter der Yathrin welcher sich aus einer der Säulen im Schatten löste und ihr folgte.
„Begleite mich, Althan... es gibt einiges zu tun“, ohne sich umzublicken verlies sie ihre Gemächer.