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Eine Frage der Ehre

Gijs Thijs
08. Mai 2021 19:48
Es war nun schon einige Zeit her, dass Argon Morigoh und Zywarius uns Filirin Asoma vor den Toren Coves aushändigten. Der arme war gepeinigt und geschunden worden und bot keinen erbaulichen Anblick. Miranda kümmert sich dann auch sogleich um ihn und versorgte ihm Körper und Seele. Darauf ließen es die beiden Anhänger des Mordul es aber nicht beruhen und provozierten die Anwesenden. Besonders auf mich hagelten Schmähungen und Beleidigungen ein. Ich entschied mich damals nicht darauf einzugehen, da mir der Schutz der Gruppe wichtiger erschien. Aber war es das was mich dazu bewog oder war es angst?
Darüber konnte ich in den anschließenden Tagen nachdenken, und wie. Eine allgemeine Unzufriedenheit ergriff mich. Dazu gesellten sich noch Unruhe und Appetitlosigkeit. So schlief ich schlecht, aß wenig und war verhalten mürrisch. Ich musste an meinen Vater denken. Wie lange habe ich schon nicht mehr an ihn gedacht? Dies zu beantworten bot eine willkommene Ablenkung, wenn auch nur kurz. Meine Stimmung hellte dies jedoch auch nicht auf. Hätte mein Vater sich das bieten lassen? Die Antwort ergab sich schnell und glasklar: Nein. Er wäre auf den Rüpel mit dem unflätigen Wortschatz losgegangen und hätte ihm dabei geholfen eine Menge davon zu vergessen. „So ist er!“, dachte ich mit etwas Wehmut. Ob er noch lebt oder sich schon unter Tisch und Erde gesoffen hatte? Eins war klar, ich bin nicht mein Vater und ich habe viele Dinge gelernt die mir ein anderes Verständnis von Situationen ermöglichen. Doch letztlich gab es für meine Frage, ob ich Angst hatte oder taktisch vorging nur eine Antwort. Ich hatte auch Angst und ich musste mich ihr stellen. Das böse in Person von Argon Morigoh hatte zu viel Macht über mich.
So fasste ich den Beschluss, dass ich mich ihm im Duell stellen würde. Soll er Gift benutzen, sich mit ominösen Tränken besaufen oder sonst eine Teufelei ausdenken, aber bevor ich meine Prüfung zum Ritter antreten würde, musste ich diese Angst überwinden und mir allein dadurch meine Ehre wieder zurückerobern. Und wenn es mein Leben kostet, so würde ich mit Ehre im Herzen sterben. Ein Leben ohne Ehre, lässt sich für mich nur im Schatten und mit gebeugter Haltung führen. Ich werde ein Ritter sein und meine Ehre wird mir halt geben und Ratgeber sein. So schrieb ich einen Brief und forderte Argon zum Duell. Ich für meinen Teil beabsichtigte weder Trank noch Begleitung mitzunehmen. Und so schrieb ich dies in einigen knappen Zeilen nieder. Während ich schrieb wurde es mir nochmals klar, dass es mir kaum um einen Sieg ging, sondern nur den Makel der Angst von meiner Ehre zu entfernen.
Nachdem ich den Brief zu Ende geschrieben und zur Poststelle gebracht habe, bekam ich unerwartet schnell eine Antwort. Nun waren Tag und Zeit bekannt. Am Tag des Mondes in der letzten Woche des vierten Monats würden wir uns duellieren. Die Zeit bis dahin verbrachte ich damit meine Kampffertigkeiten weiter zu trainieren. Stunde um Stunde säuberte ich Friedhöfe oder dezimierte die Trolle. Schließlich war der Tag gekommen.

Ich erwartete keinen Austausch von Freundlichkeiten. Doch zu meinem Erstaunen war es auch kein weiteres Beispiel schlechter Kinderstube. Die Atmosphäre war kühl, aber von dem Respekt gekürt, den zwei Krieger sich entgegenbringen können, auch wenn sie sich in fast allem unterscheiden. Aber waren wir so verschieden? Trinken und essen musste auch er. Und naja, auch er musste wohl mal Austreten. Doch mein Erstaunen wurde zu einer freudigen Überraschung, als er anfing mit mir den Rahmen für unser Duell zu besprechen. Auf Gift würde er verzichten, auf den Gebrauch von Tränken und bemerkte sogar noch, dass er Fähigkeiten erlangt hatte, die nur ein Paladin einsetzen konnte und dass es wohl eine deutliche Verzerrung des Kampfes wäre, wenn er sie gegen mich einsetzen würde. Kurz fehlten mir die Worte und ich dachte mir, dass er vielleicht doch nicht ganz und gar verdorben sei. Als ich ihn herausforderte wusste ich, dass er stärker ist als ich und das es gewaltigen Glücks bedurfte zu gewinnen. Und so wiegelte ich ab, als er darauf anspielte diese Fähigkeiten nicht einzusetzen. Er hatte sie sich wie auch immer verdient und es kam für mich nicht in Frage. Aber was war das für ein Mann der vor mir stand? War er vollends verdorben oder gab es doch noch etwas Lichtes in ihm? Oder war das nur eine Finte um meinen Kampfgeist zu besänftigen? Ich beschloss, mich auf mich zu konzentrieren, auf meine Anliegen. Und dort fand ich sie wieder, die Angst die leise ihre Melodie trällerte und versuchte mich einzulullen. Doch zu spät! Hier war ich und mein Entschluss stand fest, wie der Weltenbaum. Nichts hätte mich davon abbringen können. Es war geklärt was zu klären war und so brachten wir uns mit verbalem Geplänkel noch etwas in Stimmung.
Der Kampf verlief dann relativ unspektakulär und wurde tatsächlich fair geführt. Argon Morigoh war stärker als ich vermutet hatte. Obwohl ich defensiv gekämpft habe, hat er mir gleich zu Beginn zwei empfindliche Treffer mitgegeben. So setzte ich alles auf eine Karte und änderte meine Strategie. Auch wenn es nicht primär wichtig war, ob ich gewänne, so würde ich mein Bestes geben und es ihm nicht leicht machen. Mit etwas weniger Vorsicht gelangen mir auch einige Treffer die ihm klar machten, dass hier ein künftiger Ritter kämpft. Doch mein Strategiewechsel kam zu spät und ich konnte seine mir zugefügten Treffer eingangs nicht mehr aufholen. Zusehens verließen mich nach und nach meine Kräfte und ich spürte wie ich langsam und ungenau wurde. Da hörte ich sie wieder trällern, die Angst. War mein Entschluss richtig? Mit einem wuchtigen Hieb beantwortete ich diese Frage. Ich stellte mir meine Angst vor, sah Argon wie er bereits siegessicher grinste unter seiner hässlichen Maske. Der Hieb traf nicht nur Argon – das Grinsen verschwand augenblicklich, sondern zerschmetterte auch noch die wenige Angst die mir noch innewohnte. Befreit und mit Freude im Gesicht, trat ich nun meinem Gegner gegenüber. Es stellte sich heraus, dass die Momente in denen ich so kämpfen konnte für dieses Mal schnell vorbei sein sollten. Zwei wütende Attacken später umwitterte mich ein Grau, dass zügig zu Dunkelheit wurde. Noch während ich zu Boden fiel hörte ein triumphierendes Lachen, bevor sich auch meine Ohren der Ohnmacht beugten.
Agharam meinte es gut mit mir, denn ich erwachte. Nicht ohne Schmerzen die mich nochmals kurz in einen Totalausfall brachten, aber schließlich erwachte ich endgültig. Als ich Orientierung fand, blutigen Schleim zur Seite ausspuckte und mir die Augen von blutiger Kruste gereinigt hatte, suchte ich die Umgebung ab. Ich wähnte mich kurz allein, doch unweit von mir stand er…Morigoh. Außer Stande zu kämpfen suchte ich instinktiv nach meinem Schwert. Ein abfälliges Lachen erschütterte mich. „Versuch es gar nicht erst Junge! Der Kampf ist vorbei, du hast verloren. Ich bin nicht geblieben um weiterzukämpfen, sondern weil du eine Botschaft überbringen wirst!“ Ich ließ meinen Kopf wieder zu Boden sinken. Seine Worte dröhnten in meinem Kopf, sowieso alles dröhnte! Und was war da an meinem Kopf? Etwas zerrte an meiner Kettenhaube. Ich tastete danach und fühlte eine Katze??? Der Schreck gab mir einen Ruck und ich setzte mich unter Schmerzen auf. Was ich sah war keine Katze, sondern ein ausgewachsener schwarzer Panther!!! Wieder schnappte er nach meiner Kettenhaube und zerrte daran. Auch Argon war das Tier aufgefallen, er wäre blind gewesen, wenn nicht. Ich vertrieb den Panther und versuchte auf die Beine zu kommen, bevor er es wieder versuchen würde. Auf gestützt auf meine Knie spuckte ich erneut einen Klumpen Blutschleim aus. Meine Rippen schmerzten, ich würde einige Tage brauchen um wieder zu gesunden. Dem Panther war es nun nicht mehr geheuer und er suchte das Weite. Ich schaute ihm nach, da brach Morigoh die kurze Stille. „Bevor ich dir meine Botschaft mit auf den Weg gebe, beantworte mir eine andere Frage. Was hat es mit diesen Ratten auf sich, die die Menschen krankmachen? Bedenke, es geht hier nicht um meinen Vorteil. Denke an die unschuldigen Menschen in der Rast!“ Pah, dachte ich mir. Unschuldig? Warum bleiben sie dann vor Ort und unterstützen so indirekt die Kultisten? Und warum kümmert es ihn überhaupt? Warum die Sorge? Verlust von Menschenopfern? Die Frage erstaunte mich und wieder drängte sich der Gedanke auf, dass er vielleicht doch nicht bis ins Mark verdorben sein könnte. Ich empfahl ihm Rat bei Hochwürden Eichwald zu suchen. Den Menschen in der Rast würde sie helfen, da war ich mir sicher. Und vermutlich würde sie auch besser als ich zum damaligen Zeitpunkt einschätzen können, ob er was im Schilde führt. Plötzlich hörte ich ein Rauschen, als wenn Blätter im Wind tanzen…doch es blieb kein Rauschen, denn nach und nach formten sich Worte daraus, die ich nicht verstand, denn sie wurden in einer fremden Sprache gesprochen. Ich sah Morigoh an. Hatte er diese Worte gesprochen? „Wie bitte? Was habt ihr gesagt?“ Er sah mich an, als ob mich der Wahnsinn gepackt hat und lachte. „Ich habe nichts gesagt.“ Was war das, wer hat gesprochen und was wurde gesprochen?
Bevor ich weiter darüber nachdenken konnte, sah ich eine Person aus der Ferne auf uns zu kommen. Sie näherte sich langsam aber steten Schrittes. Auch Argon bemerkte sie und lächelte. „Ah…gut, gut. Es wird Zeit für die Botschaft!“ Wieder suchte ich den Griff meines Schwertes und wieder wurde mir versichert, dass der Kampf für heute vorbei sei. Die Person die nun bei uns angekommen war, war kein anderer als Zywarius. Sie blickten sich kurz an und grinsten so finster, dass mir kalt ums Herz wurde. Und das nicht zu unrecht wie sich sodann zeigen würde.
Argon Morigoh begann: „Die Botschaft die du überbringen wirst, gilt eurem gebrochenen "Paladin" Filirin Asoma.“, sagte er fies grinsend. „Was ist mit ihm?“, fragte ich kühl. „Falls ihr den Dämon noch nicht entdeckt haben solltet, selbst wenn ihr ihn gebannt habt, er hat die Seele eures teuren Paladins berührt. Es war nämlich ein besonderer Dämon. Sollte Filirin Asoma einen Diener Mordul’s töten, so wird seine Seele gemeinsam mit der des getöteten ins Chaos gestürzt.“ Ich sah ihn fassungslos an, nicht in der Lage Worte zu finden die diese Abartigkeit beschreiben konnten. Meine Fassungslosigkeit belustigte ihn dermaßen, dass er höhnisch lachte. „Mordulbrut!“, schrie ich jetzt entsetzt. Sogleich funkelten seine Augen rot auf und er griff nach seinem Schwert. Mir war es vollkommen egal, ob ich sterben würde oder nicht, denn ich war blind vor Wut. Dieser Halunke kannte keine Grenzen. Ich war nach wie vor entsetzt und würde es auch noch lange bleiben.
Sein Gemüt beruhigte sich schnell wieder und wir kämpften an diesem Abend kein weiteres Mal, wussten aber beide, dass es nicht das letzte Mal gewesen sein würde.

Auch wenn mir dieses Duell sehr wichtig war und ich mich so von einigem freimachen konnte, so lastete nun etwas Anderes, etwas das noch schwerer war auf mir. Die Botschaft die ich gezwungener Weise bekam und überbringen sollte, war so abgrundtief boshaft, dass ich es kaum ertrug! Bei Agharam was sollte ich jetzt bloß tun?
Während ich auf dem Weg zurück nach Cove war, kam mir der Gedanke, dass Hochwürden Xaeron sicher Rat wüsste. Und auf meinem Weg nach Cove musste ich eh am Haus des Ordens des Agharam vorbei. Leider war Hochwürden nicht anwesend. Es war keiner anwesend! Ich ging in die kleine Kapelle und dankte Agharam dafür, dass ich nun wenigstens wieder reiner Ehre war und bat um Führung im Falle der Botschaft.
Doch der Schock saß. Ich musste immer wieder an Filirin denken, wie er zuerst gefoltert und heimgesucht wurde. Und gerade wieder auf dem Damm, sollte er nun den nächsten Schlag versetzt bekommen. Und als wenn das alles noch nicht reichen würde, traf ich ihn als ich gerade durch das Stadttor geritten bin. Er grüßte freundlich und ich, ich hatte augenblicklich einen so großen Kloß im Hals, dass ich hätte brechen können. Seinem Blick hielt ich nicht lange stand und auch er merkte bald das etwas nicht stimmt. Leider wusste auch er nicht, wo Hochwürden Xaeron gerade steckte. Doch bevor er weiter fragen konnte, ging wieder das Stadttor auf und Elisabeth, Keath und Hrotgar traten hindurch. Ich war noch nie so glücklich Keath zu sehen, dachte ich im Stillen und dankte dem Himmel. Ich grüßte knapp und stahl mich davon. Daheim wusch ich mich erstmal und kehrte dann bei Ulfan ein. Zwei Flaschen Schnaps müssten reichen dachte ich mir um die Last für ein paar Stunden zu lindern, aber ich kam mir einfach nur einsam, verlassen und traurig vor. „Wie mein Vater!“, dachte ich und erschrak bei dem Gedanken. Sofort schob ich die Flasche weg. Doch ich hatte schon mächtig einen sitzen. Ich stand auf, schwankte, fand aber genug stand um den ersten Schritt zu tun. Die andere Flasche Schnaps nahm ich dennoch mit, bezahlt ist schließlich bezahlt.
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