Noch in der Nacht wurde Miranda geweckt und zu Lioa geholt. So lange war sie doch noch gar nicht im Bett gewesen. Schnell aber war sie wieder hell wach, als sie hörte, was passiert war. Zügig schlüpfte sie in ihr schöneres Kleid, das sie heute angehabt hatte und war mit Anat auch schon am Weg zu Samuel. Noch im Laufen band sie sich eine Schürze um, denn eine Bauchwunde war nie eine saubere Sache. Die extra für solche Fälle angefertigten Lederhandschuhe hatte sie auch bereits an, als sie bei Samuel durch die Tür huschte und sich sofort über Lioa beugte. Es galt zuerst zu sehen, ob auch innere Organe verletzt worden waren. Die Blutungen hatte Samuel gut im Griff. In Der Bauchhöhle war aber noch Massenhaft Blut. Das viele Blut, dass dort gesammelt hatte musst erst einmal beseitigt werden. Gemeinsam liesen Samuel und Miranda die Haufen mit Blut getränkten Tüchern wachsen. Scheinbar hatten sie bei den Organen glück. Der Darm hatte sich gut zur Seite bewegt und nur ein paar Kratzer abbekommen. Ein Problem weniger. Währenddessen dämmert Lioa auch aus ihrer Ohnmacht auf und fuhr instinktiv mit ihren Händen zur Wunde. Schnellpackte sie die kräftigen Hände Lioas und hilt sie möglichst mit einer Hand fest. Mit der anderen versuchte sie sich bestmöglich des Handschuhs zu entledigen und Lioa die Hand auf die Stirn zu legen. Dabei sprach sie:
„Gnädige Herrin Caihume
Nimm diesen Geist und entführe ihn in das unendliche Meer aus Sternen
auf, dass er erlöst wird aus seinen kleinen Ängsten und das Maß der Dinge erkennt.
Bette dieses Wesen in deinen tröstenden Schoß
und lass sie teilhaben an der Pracht des Nachthimmels.
Schenke ihr süße Träume, sodass der Körper und Geist ruhen können.“

Lioa hatte verdammt viel Blut verloren. Wenn der Blutverlust sie nicht umbrachte schien diesen Job aber ohnehin das Gift in ihrem Körper zu übernehmen. Gekonnt nähte Miranda mit Samuels hilfe eine Bauchschicht nach der andere, jede so, dass sie die Fäden auch von außen noch entfernen konnte. Angenehm würde es nicht werden, aber wenn Lioa das Gift und die Bauchwunde überstand war der Rest fast Nebensache. Nachdem die Wunde gereinigt, genäht und verbunden war half Miranda Samuel noch das ganze Blut von Lioa zu entfernen und ihr frische Kleider anzuziehen. Es war vermutlich anstrengend genug sie aus ihrer Rüstung zu schälen, damit die Wunde überhaupt versorgt werden konnte, wieder hineinzwängen würden sie sie aber sicher nicht.
Erschöpft ließ sich Miranda dann neben Lioa nieder. Bass und leblos lag sie da. Mit den letzten Kräften, die sie für heute mobilisieren konnte sprach Miranda mit Lioas Hand in ihrer:
„Meine Kraft für deine Kraft
Mein Leben für dein Leben.
Gütige Herrin Caihume
schenke diesem geschundenen Körper von meiner Lebenskraft.
Nimm ihr die Schmerzen.
Hilf ihr beim Heilen der Wunde.
Unterstütze sie bei der Bekämpfung des Giftes.
Caihume übertrage die Lasten, die für Lioa zu viel sind
auf meinen Körper, damit sie die Chance erhält ihr Leben weiter zu führen.“

Ein schmaler rötlicher strich zeichnete sich auf Mirandas Bauch ab und sie spürte, wie ihr leicht kalt wurde. Lioa würde aber für den Moment schlafen, als lies auch sie sich mit einer Decke über den Schultern in einen unruhigen Schlaf sinken.