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Buch I, Kap. 2, Teil 3 - Von den Elementen

Wu'feiniel Rodwen
23. März 2013 01:10
In einem gewohnten Anblick hockte der Grauelf nahe der Steilküste im südlichen Teil der Elfenstadt. Auch wenn Wu'feiniel sein Gesicht nicht sehen konnte, so wußte sie, daß sein Blick dabei starr auf den fernen Horizont gerichtet war.
Seit ihrem letzten Zusammentreffen waren erst wenige Monde vergangen - nicht viel Zeit im Leben eines Alten Volkes. In der Welt der Menschen indes war bereits der Winter hereingebrochen und auch die Nebelwälder waren nun von kühlerer Luft erfüllt, obschon sich dort nur wenig Schnee in den Grenzgebieten zeigte. Hinter den Toren Mârlanthirs jedoch war das Leben gänzlich von derlei zeitlichen Fesseln befreit und es erschien, wie ein langer Sommer, dem bald schon ein weiterer Frühling folgen wollte - oder erst ein solcher vorangegangen war.
Über das noch frische, saftige Gras trat sie wie üblich barer Füße näher an Edhilweth heran und harrte dann dort, bis er in einer Reaktion zeigte, daß sie sprechen könne oder er von sich aus zu sprechen begann.
"Hattet Ihr irgendwelche Schwierigkeiten bei der Lösung der Aufgabe, die Euch ithron Fëaron gestellt hatte?", er blickte sich dabei über die linke Schulter und bedeutete ihr alsdann mit einer einladenden Geste, sich dazuzusetzen.
Die Hochelfe strich eher symbolisch das elfische Kleid an den Oberschenkeln glatt, ehe sie sich schließlich abhockte und sich dem Krieger ähnlich auf ihre Füße setzte. Es verging ein Moment, ehe ihre dünne Stimme das sanfte Rauschen des Meeres tief unter ihnen durchbrach: "Du meinst, die Instanzen in ihren natürlichen Formen aufzufinden... Es war nicht allzu schwer.", sie ließ diese Worte vorerst ausklingen, so daß es aber offensichtlich war, daß noch etwas folgen würde: "Mit den Elementen jedoch habe ich so meine Schwierigkeiten. Meine Wahrnehmung scheint zu getrübt, als daß sie mit jenen Umschreibungen des ithron einhergeht.", auf ihrer Stirn zeichneten sich feine Fältchen ab, während sich ihr angestrengter Blick auch in sanfter Verzweiflung erging. Edhilweth aber nickte nur in einem leichten Takt, fast als bedächte er so jede ihrer Silben mit dieser fahrigen Geste.
"Auch wenn ich die Elemente voneinander unterscheiden kann, so fällt mir schwer, sie auch so zu fassen, wie es gelehrt wird."
Wieder folgte ein kaum erkennbares mehrfaches Nicken, bis er schließlich erwiderte: "Ja, es gibt Eigenschaften, die die Elemente offenbar voneinander unterscheidet und ihnen so ein Merkmal zuweist. Ihr fürchtet nunmal naur, da es verzehrt, sich unkontrolliert ausbreitet und oft nur Zerstörung hinterläßt.", sie senkte daraufhin leicht erschrocken den Blick zu Boden. Es erschien ihr Unrecht, daß er so leicht in ihrem Geist lesen konnte, wie in einem Buch, während ihr ebendies bei ihm nicht gelang. Doch der Krieger sprach unbeirrt ruhig weiter: "Aber Ihr solltet bedenken, daß dies allen Elementen zueigen sein kann. Jedes Element mag vielleicht einen ihm eigenen Charakter haben, doch bestimmt der nicht seine einzige Erscheinungsform. Unverwechselbar ist naur lediglich durch seine Wärme, die weder gut noch schlecht ist. Und auch mit cae ist es so: Es ist nicht schwer und reglos. Es hat lediglich die Festigkeit zu eigen, so wie nen die Kraft, gwilith die Bewegung und angol die Essenz. Und doch ist all dies nicht unteilbar - es bestimmt nur sein wesentliches Merkmal, das in all seinen Formen mitschwingt. Selbst nen kann so fest und träge sein wie cae oder so sprunghaft und zehrend wie naur - viele sehen es nur als das an, wie sie es kennen und meinen daraus scheinbare Gegensätze zu erkennen. Die Gegensätzlichkeit der einzelnen Elemente untereinander aber ist eine Illusion, da sie alle nur Aspekte derselben Magie sind. Es gibt also keine wirkliche Trennung - nur fließende Übergänge innerhalb eines harmonischen Ganzen. naur ist also nicht der Gegenpol zu nen, auch wenn dies in einigen Erscheinungsformen so zu deuten sein kann.", er machte eine kurze Pause, doch seine Stimme wie der Inhalt seiner Worte hallten noch eine ganze Weile in Wu'feiniels Geiste nach. Die Einsicht des Kriegers wunderte sie nicht im mindesten, schließlich war es allen des Alten Volkes zu eigen, tief mit der Magie der sie umgebenden Welt verwoben zu sein. Es fiel ihr nur schwer, intuitive Impulse auch benennen zu können. Im Gegensatz zu ihrem Gesprächspartner würde sie also scheinbar niemals eine gute Lehrmeisterin sein können.
Erneut durchbrach die feste, aber auch warme Stimme ihren Gedankenfluß: "Ein Element ist nicht krank, indem es einen Charakter besitzt. Es kann weder gut sein, noch von Übel. Und selbst wenn Ihr naur als etwas Zerstörerisches zu kennen meint, so entspricht dies nicht der Wahrheit. Jedes Element kann so geformt sein, daß es zehrt, schadet oder sogar zerstört. Dies ändert jedoch nichts am Wesentlichen. Ein Element ist rein und es ist dabei weder Werden noch Vergehen. Erst seine Erscheinungsform und sein Ort zu einer gewissen Zeit bestimmen seine Auswirkung. Euer Geist kann all das auch vorherbestimmen und so er frei von Krankheit ist, gibt es nichts mehr zu fürchten.", mit einem Ruck erhob er sich dabei, trat einen Schritt näher an die Steilküste und hob den Kopf leicht an, um in den Abendhimmel hinauszusinnen.
"Ihr spürt die Kraft, vernehmt ihre Erscheinung vor Eurem geistigen Auge und ahnt darum, sie leiten zu können. Doch könnt Ihr diesen Impuls bereits vorher steuern:", seine rechte Hand deutete dabei nun in die Ferne, fuhr vereinzelte Konturen ab, als beschreibe er etwas direkt Greifbares, "Wo er herkommt, wohinein er fließen soll, wie stark er wird und in welcher Form er sich offenbaren soll. Euer Gefühl leitet Euch dabei, doch müßt Ihr es sehr oft auch zu beherrschen wissen, denn das Herz darf nicht unbedacht dabei vorgehen. Auch darf nicht die Absicht im Vordergrund stehen, da Ihr sonst bei dieser verharrt und Euer Geist daran anhaftet. Erkennt, was Ihr seht, wisst, was Euch beseelt und fühlt, wie es Euch durchwirkt. Alles muß zusammenkommen, zu einer Einheit verschmelzen - dann erst werdet Ihr intuitiv und die Magie wird durch Euch. Das Element verkommt dann nur zu einer möglichen Erscheinung, bar jedweder Absicht. Und vergesst nicht, daß Ihr selbst jedes dieser Elemente stetig in Euch tragt. Sei es die Substanz, die Wärme, die Bewegung, die Kraft und auch der Geist.", dann wandte er sich ihr zu und sah sie prüfend an. Erst jetzt sah sie, daß seine Linke die ganze Zeit etwa auf Gürtelhöhe die fein verzierte hölzerne Saya dicht unter dem Stichblatt seines Schwertes hielt. Der Daumen fuhr dabei den hauchdünnen Schlitz auf und ab. Nach schweigenden Augenblicken sprach er deutlich fester: "Ich möchte, daß Ihr mich morgen erneut hier aufsucht. Ich glaube, ich habe einen Weg gefunden, Euch ein paar Schritte zu lehren, die Euch auf Eurem Pfad mehr als dienlich sein werden. gwathel Eleniel wird dazu morgen eine etwas zweckmäßigere Gewandung bereithalten.", mit diesen Worten hielt er sich die rechte Hand flach vor die Brust und neigte ihr den Oberkörper zu, ehe er dann an ihr vorbeitrat und zwischen den Häusern verschwand.
Es war bereits Abend geworden und sie wußte, daß er nun bald wieder in den Grenzgebieten patrouillieren würde. Sie selbst sann noch eine ganze Weile auf das Meer hinaus, über das sich die Nacht allmählich über die Lande heranschob...
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

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