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Die Jagd nach den Elementen

Levana Rotfuchs
15. September 2020 09:28
Levana saß in einiger Entfernung zum Baum des Lebens und betrachtete diesen mit halb geschlossenen Augen. Sie war zurückgekehrt, nachdem seine wohltuende Wirkung nachgelassen hatte. Wenn sie ihr Lager wieder in der Nähe aufschlug, konnte sie vielleicht noch einige Nächte überbrücken, ohne dem Wahnsinn anheim zu fallen.
Der Schlafmangel forderte seinen Tribut. Bevor Dolara sie hierhergeführt hatte, war sie nahe am Delirium gewesen. Jetzt schloss sie bewusst die Augen und ließ die Geschehnisse der letzten beiden Tage in ihrem Kopf noch einmal Revue geschehen.

***

7. Tag der vergangenen Woche

Die Leiche stank. Angewidert wand Levana sich ab und band das Kopftuch über Mund und Nase. Schließlich siegte ihre Neugierde doch über den Ekel und sie näherte sich dem verwesten Körper auf der Streckbank. Für den Moment ignorierte sie ihre Müdigkeit und versuchte, einen Stich oder eine andere Verletzung an dem bedauernswerten Mann auszumachen. Vorsichtig reckte sie den Kopf vor, um ihrer Schwester Liselotte über die Schulter zu blicken, die fauliges Fleisch vom Stoff trennte. Wieder stieg ihr der beißende Geruch in die Nase und ließ sie würgen.
Mit einmal Mal überkam sie die Übelkeit und sie musste hinausstürzen. Dolara folgte ihr, stützte sie. Der Blick der Schwester war durchdringend. Wenig blieb Dolara verborgen – sie hatte die Gabe, genau hinzusehen. Längst hatte sie die Schatten unter und in Levanas Augen bemerkt.
Dolaras sanfte Berührung half ihr, sich wieder zu fokussieren. Die Schwester sprach von einem Ort, der ihr helfen konnte – und Levana folgte ihr blind.
Sie fand sich in einem Wald wieder, der leise zu flüstern schien. Der Lebensbaum. Sie hatte davon gehört, doch wenn sie einmal dort gewesen war, so konnte sie sich nicht erinnern. So vieles war unter einem dichten Schleier verborgen, den sie nicht durchbrechen konnte.
Levana näherte sich dem mächtigen Stamm und atmete die Luft ein, die ihren Schmerz zu lindern schien. Gerne hätte sie die Rinde berührt, doch gerade, als sie die Hand ausstrecken wollte, erklang die Stimme eines Elfen neben ihr. Ein Grauelf.
Überrascht stellte sie fest, dass Dolara etwas Elfensprache zu beherrschen schien. Sie folgte dem Gespräch der beiden aufmerksam, verstand jedoch wenig. Stattdessen verlegte sie sich darauf, den Elfen zu mustern. Eine würdevolle Aura umgab ihn. Seine blauen Augen wirkten distanziert, doch war er nicht völlig abweisend
Zögerlich zeigte Levana ihm die Kette, die sie bei sich getragen hatte, als sie ins Herzogtum zurückgekehrt war, ohne Erinnerung, ohne Namen. An ihr schien nichts Magisches zu sein. Dennoch konnte der Elf Hoffnung schüren – seiner Ansicht nach, war ihr Bewusstsein noch vollständig und damit auch ihre Vergangenheit, die irgendwo darin verborgen lag. Er brauchte jedoch etwas, um ihr zu helfen – die vier Elemente in ihrer reinsten Form, transportiert in einem Gefäß, das Verunreinigung verhinderte.
Entschlossen nickte Levana und verließ gemeinsam mit Dolara die Elfenstätte. Sie würde alles tun, was nötig war.

***

1. Tag der neuen Woche

Dolara hatte in der Nacht über ihren Schlaf gewacht. Fast war ihr die Schwester ein wenig unheimlich; gleichzeitig fühlte sie sich in ihrer Nähe seltsam geborgen. Auch der Lebensbaum hatte etwas dazu beigetragen, ihre Kopfschmerzen zu lindern. Zum ersten Mal seit Wochen hatte Levana eine traumlose Nacht verbracht.
Erholt brachen sie auf, um das erste Element zu erlangen: Wasser. Dolara kannte eine Höhle, in der Wasserelementare hausten. In dem Gewölbe unter der Erde befand sich ein unterirdischer See. Tückisch waren die algenbewachsenen Steine, auf denen Levana mehrfach ausrutschte. Als sie es endlich auf die andere Seite geschafft hatte, war das erste Elementar bereits Dolaras Pfeilen erlegen.
Levana biss sich auf die Lippe, wütend auf sich selbst. Beim nächsten Elementar musste sie besser aufpassen. Durch einen Wasserfall betraten sie das nächste Gewölbe. Dieses Mal spannte sie den Bogen rascher und ließ einen Pfeil nach dem anderen auf das feindliche Elementar sirren. Kurz, bevor es zerbarst, zog sie ein Marmorschälchen hervor und fing die kostbaren Wassertropfen auf, die es im Sterben verspritzte.
Glücklich zeigte sie das Schälchen Dolara, die ebenfalls erleichtert lächelte. Bevor sie sich zum Gehen wandte, betrachtete Levana die wundersamen Kristalle um sie herum. Glitzerndes Gestein entzückte sie – die Schatzsucherin konnte ihr Interesse an Juwelen nicht ganz verhehlen.
Gemeinsam beschlossen sie, für die nächste Aufgabe die Schwestern um Hilfe zu fragen. Siedend heiß fiel Levana ein, dass sie gerade die Bürgerversammlung in Cove verpassten. Eilig ritten die beiden wieder los – Dolara auf ihrem Schlachtross, Levana auf dem Lama. Zum Glück hatten die wichtigen Abstimmungen noch nicht begonnen.
Nach der etwas unruhigen Versammlung fand Levana den Mut, ihren Schwestern das Vorhaben darzulegen. Sofort willigten alle ein, ihr beizustehen.

***
Unmerklich glitt Levana in den Schlaf hinüber. Sie träumte von einem guten Geist, der lächelnd über ihr wachte.
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