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Die Jagd nach den Elementen II - Feuer, Erde, Luft

Levana Rotfuchs
19. September 2020 13:06
Ein neuer Morgen.

Ein weiterer, endloser Tag.

Levana rappelte sich von ihrem Lager auf und näherte sich dem Lebensbaum, in dessen unmittelbarer Nähe sie geruht hatte. Langsam schloss sie die Augen und atmete die seltsam ruhevolle Atmosphäre ein, die diesen Ort umgab. Ganz heran traute sie sich immer noch nicht, doch sie genoss jeden einzelnen Atemzug. Kraft, die sie brauchen würde.

Obgleich ihre Nächte hier traumlos waren, war der Schlaf nicht recht erholsam. Ihre Lider lagen schwer auf den geröteten Augen; ihre Glieder schmerzten von einer Anstrengung, die sie nicht unternommen hatte. Mittlerweile konnte sie jeden einzelnen ihrer Knochen spüren wie ein überflüssiges Gewicht, das sie mit sich herumschleppte und nicht zu ihrem Körper gehörte.

Cador hatte sich gut um Muck gekümmert. Sie legte liebevoll ihren Kopf an seinen Hals und fühlte, wie das weiche Fell ihre Nase kitzelte. Das Lama stupste sie frech in die Seite und brachte sie zum Grinsen. Sie zog sich mit etwas Mühe auf den wuscheligen Rücken des treuen Tiers und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann schlang sie ihre Arme um seinen Hals und schloss abermals die Augen. Muck kannte den Weg.

An der Festung des Mondes angekommen, war Levana überrascht, wie viele Schwestern erschienen waren, um ihr zu helfen. Sie trällerte wie üblich ihre Grüße, bemüht, ihre Müdigkeit nicht zu offensichtlich werden zu lassen. Von Natur aus besaß sie ein fröhliches Gemüt, das sie in letzter Zeit jedoch eher wie eine Maske mechanisch überzog, sobald sie ein bekanntes Gesicht erblickte.

Hoffnungsvoll wanderte Levanas Blick über die Frauen. Es berührte sie, dass sie ihrer Bitte gefolgt waren. Gemeinsam mit ihnen würde ihr Unterfangen gelingen.

Marcela, militärisch im Auftreten, doch mit einem Herzen aus Gold und eine hervorragende Trinkpartnerin.

Chanany, eine begnadete Schützin.

Aridara, eine ihrer liebsten Freundinnen aus vergangenen Tagen mit einer gewissen Abneigung gegen Männer.

Kylia, die sich selbst in Plattenrüstung noch geschmeidig wie eine Katze bewegte.

Elaena, mit leicht spitzen Ohren – keine Schwester, doch irgendwie auch vertraut aus längst vergangenen Tagen.

Carlie, ein neues, freundliches Gesicht, naturverbunden und ebenfalls Bogenschützin.

Und Anat Eichwald, die Caihume diente und gekommen war, um zu helfen, obgleich sie Levana noch nicht lange kannte.

Ein Gesicht vermisste Levana. Kurz kroch Enttäuschung in ihr Herz, doch sie schob diese gedanklich beiseite. Dieser Abend war wichtig.

Auf Kylias Aufforderung hin schlug Levana mit ihrem Dietrich gegen die Rumbuddel und erklärte noch einmal das Unterfangen. Das fiel ihr schwerer, als gedacht – unter Levanas rasch aufkochendem Temperament und unbändiger Abenteuerlust versteckte sich eine Verletzlichkeit, die sie nicht gerne zeigte. Die bleierne Müdigkeit, die sich ständig von neuem über sie legen wollte, machte es ihr schwerer als sonst, diese zu überspielen.

Erde, Feuer und Luft in ihrer reinsten Form – diese mussten sie erlangen. Zu finden in den tiefsten Höhlen des Covetous, wie Dolara ihr versichert hatte.

Gemeinsam reisten die Schwestern durch Anats Portal tief unter die Erde. Glühende Lava waberte dort dickflüssig über die Erde. Heiße Rauchschwaden schlugen der Zigeunerin ins Gesicht. Schon bald rann der Ruß vermischt mit ihrem Schweiß in klebrigen Spuren ihre Haut hinunter.

Unweit des Eingangs kam ihnen bereits ein Feuerelementar entgegen. Aufgeregt holte Levana die Fackel aus ihrem Rucksack. Nur mit einer Fackel, hatte der Grauelf Ithulien gesagt, konnte sie das Feuer transportieren, ohne es zu verunreinigen. Die Schwestern hielten das Elementar mit Klingen und Pfeilen in Schach, als sie versuchte, sich ihm zu nähern. Aufgeregt versuchte Levana, den richtigen Moment abzupassen. Gerade, als sie die Fackel ausstrecken wollte, zersprang das Feuer auch schon in abertausende kleine Funken.

Levana hätte vor Wut schreien können. Sie war wütend auf sich selbst – ihre maßlose Ungeduld betraf in erster Linie ihre eigene Person. Sie bezwang ihren Unmut und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Vielleicht gab es noch eine andere Möglichkeit.

Tatsächlich erklärten Marcela und Anat, dass ein Feuervogel hier hauste, der aus reinem Feuer geboren wurde. Gemeinsam führten sie Levana zu der Stelle. Riesige Flammen loderten in die Höhe und schlugen ihr unangenehm heiß entgegen. Der Rauch brannte in ihren Augen. Levana streckte vorsichtig die Fackel nach vorne, um sie zu entzünden. Fast versengte sie dabei ihre Haare, doch es gelang. Ihr glückliches Lächeln wurde kurz darauf davon von einem neuen Problem getrübt: Wie sollte sie in diesen Höhlen eine brennende Fackel transportieren und gleichzeitig ihren Bogen nutzen? Schließlich befestigte sie die Fackel vorsichtig hinten so auf ihrem Rucksack, dass weder ihre Haare Feuer fingen noch das Feuer erlosch. Die Fackel behinderte sie nun zusätzlich auf ihrem Weg durch die Höhle.

Gemeinsam bezwang die Frauengruppe zahllose Ungetüme, die Levana sich nicht einmal in ihren wildesten Träumen hätte vorstellen können. Riesenechsen und klauenbewehrte Käfer, Imps und Höllenkatzen. Das Grauen nahm kein Ende. Während die Kriegerinnen vorne tapfer auf die Ungeheuer einschlugen, ließen die drei Schützinnen von hinten einen Pfeilregen um den anderen auf diese nieder. Anat unterstützte alle nach Leibes- oder vielmehr Geisteskräften mit ihren Segen und Schutzwundern.

Schließlich erreichten sie das Luftelementar. Abermals drohte Levana zu versagen – ein Zauber lähmte sie und es gelang ihr nur wenig Luft mit der Phiole einzufangen. Marcela hielt das nächste Elementar mit ihrem Schwert in Schach und schließlich schaffte sie es: sie fuhr mit der Phiole durch das Elementar und fing die kostbare Luft ein. Wie ein Miniaturtornado tobte der kleine Wirbelwind in dem Glas, das Levana sorgfältig verkorkte.

Immer wieder sah Levana nach der Fackel, in Sorge, dass der Wind ihr Feuer auspusten könnte. Nun wurde es auch noch zunehmend feuchter und kälter. Glücklicherweise ließ sich die Erde deutlich einfacher aufsammeln – das erlegte Erdelementar lag am Boden, statt in Staubkörner zu zerfallen. Levana kniete sich daneben auf den harten Steinboden und entnahm eine Handvoll Lehm, die sie behutsam in das tönerne Gefäß hineinknetete. Das Element durfte keineswegs verunreinigt werden.

Erleichtert stand die Zigeunerin auf und drückte alles an sich. Erfolg. Und Hoffnung.



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