Anat kam wieder einmal in Mirandas Zimmer um sie zu versorgen… wie wohl so oft die letzten Tage.
Diesmal kam sie aber um mit ihr zu sprechen. Vermutlich hatte sie auch die letzten Tage auf sie eingeredet… das hatte Miranda aber nicht so wirklich mitbekommen.
Zusammengerollt lag sie auf ihrem Bett. Immer wieder schluchzte sie. Tränen rollten fast in Bächen über ihre Wange. Etwas verwundert aber lauschte Miranda Anats Worten, als diese ihr aus ihrer Vergangenheit erzählte.
„Weißt du, manchmal braucht es Moment, die uns das Herz brechen, damit an diese Stelle auch Licht kann. Damit wir aufbrechen und uns wandeln. Sie fühlen sich wie der Tot an, man möchte am liebsten im Boden versinken, fühlt sich geschlagen. Aber in unserem Glauben an Caihume liegt unsere Kraft. Sie gibt uns nicht auf, sie vergibt, immer wieder.“ Schloss Anat ihren ersten Monolog an diesem Abend.
Aber es war so viel schief gegangen im letzten halben Götterlauf.
„Du hast durch die Hingabe so vieles erreicht.“ Sagte Anat zu Miranda
Aber auch so vieles verloren… Ancelin konnte sie nicht retten. Das Haus von Cullin konnten sie nur wiederaufbauen. Rabea war verloren. Irgendwie hatten sie auch Elisabeth verloren… zumindest konnte sie ihr nicht helfen wie es schien. Auch Filirin kämpfte noch und Miranda wusste nicht so recht, wie sieh ihm wirklich helfen konnte.
„Du hast Filirin sehr geholfen, du hast Licht in das finster gewordene Herz von Rabea gesät.
Ancelin haben wir die friedvolle Ruhe ermöglicht und wir haben ihrer Schwester Trost geschenkt
Denk an den Mondapfelbaum. Ohne dich gebe es ihn nicht mehr. Auch die vermeintlichen Niederlagen gehören zum Leben, damit wir demütig sein können für die Wunder.“ Hielt Anat dagegen.
Und dennoch hatte Miranda gerade das Gefühl alle enttäuscht zu haben… allen voran Caihume.
„Ich denke vielmehr hast du dich selbst enttäuscht. Caihume hat, wenn, dir schon längst vergeben. Vergeben heißt loslassen. Dann kannst du wachsen.“ Hielt Anat auch hier dagegen.
Einige Tränen weg blinzelnd fiel sie Anat in den Arm.
„Aber es war alles, und damit meine ich die letzten Monde, wirklich ein bisschen viel.“ Gab Anat dann doch auch irgendwann zu.
Irgendwann im Gespräch erwähnte Anat, dass es „natürlich auch andere Mächte gab, doch ist Caihume nie allein, wir brauchen einander, auch damit wir sehen, dass die Liebe immer mächtiger ist, als Zwietracht und Hass.“
Davon braucht Miranda im Moment scheinbar mehr, als ihr bewusst war.
Anat versprach sich in der nächsten Zeit vor allem um Mirandas Ausbildung zu kümmern und versicherte ihr noch, dass Rabea sich entschieden hatte. Kaum jemand hätte das wohl verhindern können. Anat hatte wohl nicht das Gefühl, dass bei ihr noch eine Verbundenheit zu Agharam da gewesen war. Sie hatte nur sich selbst im Sinn… und irgendwie stimmte das auch.
Auch vom Vorhaben die Quelle zu suchen sprach Anat an… sie wollte Miranda unbedingt dabeihaben. Ob das eine gute Idee war wusste Miranda nicht, aber Anat bestand darauf.
Anat sprach aber auch noch Mirandas Grenzen an, die ihr allzu oft nur allzu bewusst waren.
Es tat ihr einfach weh zusehen zu müssen und nicht helfen zu können. Das war es doch irgendwie, was sie erst an diesen Punkt gebracht hat. Diese übergroße Ohnmacht, gegen die sie nichts ausrichten konnte.
Anat appellierte an ihr Vertrauen in die Göttin, und dass dieses einen Plan hat, deren Sinn sich uns nicht immer offenbart.
Aus Anats Mund klang das alles so einfach… Ach wenn es das denn nur wäre.
Dennoch war Miranda Anat unendlich dankbar, für die vielen Worte, die sie ihr gerade gespendet hat.