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Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [II]

Silithil Nauralass
12. März 2021 10:26
Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [II]

Im Umland von Mârlanthir hielt nach einigen Monden der Frühling langsam Einzug. Sanft wurden die Wipfel der Bäume von aufziehenden Wind in Bewegung gesetzt und riefen das leises Rauschen hervor. Die Wälder erwachten noch aus ihrem langen Winterschlaf und es schien im Momenten auch nichts zu geben, dass dieses firedvolle Edyll trügen konnte. Je näher man jedoch einer bestimmten Lichtung kam, desto tosender und intensiver konnte man plötzlich das Aufheulen des Windes vernehmen, dass zeitweilens von einem schrägen, euphorischen wirkenden Gelächter durchschnitten wurde.

Im Zentrum des Areals konnte man die Golodh erspähen, die ihren Blick empor zum wolkenlosen Himmel gerichtet hatte. Federleichten Schrittes schien sie jemanden zu folgen, wobei der immer intensiver werdende Wind ihre zierliche Gestalt umspielte, ohne diese ins Wanken zu bringen. Ihre Hände hatte sie bei jenem Schauspiel leicht erhoben, um in fließenden Gesten, die im Einklang mit entfesselten Kräften zu sein schienen, die aufkommenden Böen zu dirigieren. Bei genauerer Betrachtung konnte man hoch über der Golodh schließlich ein Wesen erspähen, dass seine Schwingen weit im Gleitflug ausgebreitet hatte. Je wilder der Wind tobte, oder waghalisger das Manöver war, welches der Amar-faer in den Lüften vollführen konnte, desto freudiger klang das ihm dadurch entlockte Auflachen. Dezent hob die Golodh sichtlich zufrieden einen ihrer Mundwinkel an, als sie ihren Begleiter weiter beobachtete und dessen Gleitflug stützte. Der Weg zu diesem kontrollierten Zustand war für sie kein allzu leichter gewesen. Unbewusst hatte sie mittlerweile die Position einer Idhren innerhalb der Gesellschaft der Eldalië eingenommen. Der Pfad den sie damit beschritt wurde ihr durch den andauernden Kontakt mit dem Amar-faer letztlich indirekt vorgegeben. Ihr Begleiter in den Lüften hatte sie spielerisch darin unterwiesen, den bereits vorhandenen Wind zu lenken und ihn in seiner Intensität auch zu stärken. Die Idhren ahmte ihn in gewisser Weise nach nach, versuchte die Phänomene die ihr gezeigt wurden selbst hervorzurufen. Manchmal korrigierte ihr Begleiter dabei auch mit dezenten Stößen oder Tritten ihre Körperhaltung, wenn diese seiner Meinung nach zu verkrampft wirkte. In den Bestrebungen den Wind zu lenken war es für sie wichtig gewesen ihre innere Ruhe zu finden, eine Haltung der Ausgeglichhenheit einzunehmen, die flexibel genug war sich veränderden Umständen, in Form einer aufpeitschenden Böe, anzupassen. Zwar hatte es die Golodh sehr viele Versuche gekostet, bis sie endlich ein richtiges Gefühl dafür bekommen hatte, die Kräfte um sie herum mittels ihrer angeborenen Gabe intuitiv zu beeinflussen, allerdings war es ihr letztlich gelungen. All ihre Sinne waren auf den nun peitschenden Wind gerichtet. Jener innere Fokus ermöglichte es der Idhren erst wirklich Einfluss darauf zu nehmen. Nichts konnte dieses elegante und harmonische Schauspiel zunächst trüben, doch langsam machten sich die Folgen ihrer Kraftanstrengungen bemerkbar.

Den Körper der Golodh durchfuhr ein immer stärker werdender Schauer. Der mittlerweile peitschende Wind, der sie erfasste, beeinträchtigte nach einiger Zeit ihre Haltung. Sie spührte wie ihre Kräfte sie langsam verließen und ihr die Kontrolle über die Böen entglitt, welche ihren Begleiter trugen. Eines war sicher, lange würde sie nicht mehr durchhalten. Dennoch gab die Idhren aus reiner Surheit herausnicht nach, strapazierte sich über die körperlichen Grenzen hinaus ungeachtet der Konsequenten. Als ihr dann kurzzeitig schwarz vor Augen wurde und sie ins Taumeln geriet ebbte der Wind, was dazu führte, dass der Amar-faer rasant an Höhe verlor. Durch das gewagte Manöver, dass der Geist zuvor eingeleitet hatte raste er allerdings direkt in das Dickicht des Waldes und kollidierte mit einem dumpfen Knall, gefolgt von einem schrillen, wütenden Aufschrei, mit einem Baumstamm. „Ae law!“ Etwas kraftlos kam dieser Ausruf über die Lippen der Golodh, als sie sich mühevoll, gegen den abflachenden Wind ankämpfend, wieder aufrichtete und in Richtung des Waldes eilte. Dort angekommen fand sie nach einigen Momenten der Suche ihren Begleiter wieder, dessen prachtvolle Hörner sich durch die Wucht des Aufpralls in einen Baumstamm gebohrt hatten. „Das wollte ich nicht – Es tut mir leid!“ Tief atmend, stützte sie sich bei jenen Worten an einem der Baumstämme ab und musterte den Amar-faer kritisch, ob dieser größere Verletzungen davongetragen hatte. Als dieser den Blick entgegnete, verengten sich seine Augen und er deutete sichtlich empört mit dem Zeigefinger auf seine im Stamm steckenden Hörner. „Das war zu viel für mich – Du hättest auch ruhig etwas vorsichtiger sein können, wenn Du schon merkst, dass die Winde immer unkontrollierter toben.“ Ein neckischer Unterton schlich sich in ihre Stimme ein, während sie weiter nach Atem rang und sich mühevoll auf den Beinen hielt. Sie war erleichtert, dass es ihm gut ging und er wohl keine nennenswerten Verletzungen durch seinen Absturz davon getragen hatte, außer vielleicht ein nun leicht gekränktes Ego. In der Zwischenzeit machte sich ihr Begleiter auch schon daran mit etwas Mühe die Hörner aus dem Stamm zu zerren. Immer noch etwas ungehalten schritt er wenig später vor der sich nun auf dem Waldboden niederlassenden Golodh auf und ab, wobei er seltsam klingendes Gemurre von sich gab. Die Laute selbst konnte diese nicht verstehen, aber dennoch gut genug deuten. Es war wohl eine Mischung aus Belehrungen in die er auch einige Verwünschungen einflocht, was an den etwas wütend wirkenden Gesten zu erkennen war. „Ich sollte wissen wo meine Grenzen liegen und es nicht übertreiben.“ Vorsichtig gab sie nun dieses kurze Resümee kund, was ihren Begleiter wieder dazu brachte inne zu halten. Ein später dieser Regung folgendes, deutliches Nicken konnte sie dann als Zeichen der Zustimmung deuten. Wirklich zufrieden wirkte der Amar-faer allerdings noch nicht.

„Wenn Du mich etwas rasten lässt, können wir es erneut versuchen. Der Tag ist noch jung.“ Ihrer Stimme wohnte eine beschwichtigend wirkende Melodie inne, die aber auch nicht über ihre Erschöpfung hinwegtäuschen konnte. Ihr Begleiter stand mittlerweile mit verschränkten Armen weiter vor ihr, hatte seine Augen zu schlitzen verengt, die Schwingen eingezogen und warf ihr einen mehr als finster wirkenden Blick zu. „Keine Sorge, diesmal gebe ich besser darauf acht und warne Dich rechtzeitig wenn mich meine Kräfte verlassen.“ Verzagt schenkte sie dem Amar-faer noch ein Lächeln bei diesen Worten, was ihn letztlich dazu bewegte wieder eine entspanntere Haltung einzunehmen.“Dann ist es wohl beschlossene Sache. Nach dem nächsten Versuch geht es aber zurück nach Mârlanthir.“ Kaum hatte die Golodh den Satz beendet sauste neben ihr schon eine bis zur Gänze gepackte Umhängetasche herab und schlug auf dem Waldboden auf. Sichtlich irritiert blickte sie dauraufhin verdutzt empor in Richtung der Baumkronen, von denen der Gegenstand herabgeworfen wurde. Sie konnte hier allerdings nur noch vage die Facette zweier Amar-faer erkennen, die hierfür wohl verantwortlich waren. Als sie die herabgefallene Tasche einer genaueren Musterung unterzog musste die Idhren feststellen, dass es sich um ihre eigenen Habseeligkeiten handelte. Sie hatte diese erst in einem Gästezimmer in Mârlanthir hinterlegt, da sie eigentlich vor hatte die Nacht dort zu verbringen. Ihre Begleiter schienen indessen wohl einen anderen Plan zu verfolgen. „Wenn ihr schon so früh wieder zu einer größeren Reise aufbrechen wollt, gibt es keine weiteren Flugversuche mehr. Der Weg zum nächsten Handelsposten ist von hier aus recht weit. Ich habe auch kein Sternenjuwel mehr bei mir, also bleibt die Pforte nahe der Stadt verschlossen und wir müssten wieder zu Fuß, zu Pferde oder zur See reisen.“ Fragenden Blickes richtete die Idhren jene Worte empor in die Baumkrone, wo sich gewiss noch die beiden Amar-faer aufhielten. Als keine weitere Antwot zurück kam lächelte sie zufrieden, lehnte sich deutlich entspannter zurück und schloss ihre Augen. Sie hatte insgeheim wenig Lust schon zwei knappe Tage nach ihrer Ankunft in Mârlanthir wieder aufzubrechen. Viel zu Lange musste die Golodh auf Annähnlichkeiten wie ein weiches Bett oder den Besuch des Badehauses schon verzichten. In vergangenen Monden waren diese Dinge für sie geradezu selbstverständlich gewesen. Beinahe jeder ihrer Wünsche wurde von den Bediensteten des Noss Nauralass ohne Widerrede erfüllt. Ihr Tagesablauf nahm relativ geregelte Bahnen ein, neben allen Verpflichtungen denen sie nachkommen musste. Doch nun? Ihre Lebensituation war einfach nicht mehr mit jener am Hofe eines Adelshauses zu vergleichen, aber langsam lernte sie sich darauf einzustellen und jede Form von Bequemlichkeit, die sich ihr flüchtig bot, zu schätzen. Eine gewisse Vorfreude schlich sich langsam bei ihr ein, je mehr ihre Gedanken daran abglitten, bis plötzlich ein Gegenstand in ihren Schoß fiel und sie die Augen beinahe Schreckhaft wieder aufriss.

Ein Seufzen entfuhr der Golodh schließlich, als sie sich der Beschaffenheit des Objekts bewusst wurde. Es war ein Sternenjuwel – Wie passend. Die Amar-faer waren gut vorbereitet, dies musste sie diesen verspielten Chaoten lassen. Ihre Begeisterung hielt sich dennoch in Grenzen, allerdings tat sie ihr Möglichstes, um dies nicht allzu offen zu zeigen. „Nun gut – Dann brechen wir nach einem weiteren Flugversuch Eures Gwador auf.“ Freudiges Gelächter folgte nach dem Abklang ihrer Wote aus mehreren Baumwipfeln um sie herum. Die Amar-faer hatten schon wieder einmal ihren Willen bekommen und die Golodh ließ sie schicksalsergeben gewähren. „Gönnt mir nun ein wenig Ruhe, sonst reichen meine Kräfte nicht mehr dafür aus die Winde sicher zu lenken – Ein Unglück reicht an diesem Tage“ Bekräftigend nickte jener ihrer Begleiter, der eine unfreiwillige Bruchlandung hinter sich hatte, als jene Worte die Lippen der Idhren verließen. Er machte sie dann auch bald daran mit einem Satz in die Lüfte zu erheben und in Richtung der Baumkronen zu flattern. Dieser Amar-faer würde nun gewiss dafür sorge tragen, dass keiner der Seinen auf dumme Ideen käme und die Golodh störte. Zufrieden schloss diese nun ihre Augen, nachdem die jene Handlung noch mitverfolgt hatte. Diese ruhigeren Momente waren für sie ein kostbares Gut geworden, das sie nicht verschwenden würde.

Sindarin – Deutsch

„Ae law!“ – „Oh nein!“
Eldalië – „Das Volk der Elben (allg.)“
Golodh/Gelydh – Hochelb(e)/Hochelben
Idhren/Idhrin – Weise (allg.) [Bezogen auf eine Person bezeichnet dies einen Weisen niedern Ranges]
Feanturi – Elementarherren (Herren der Geister)
Amar-faer – Elementargeist/Elementargeister
Mârlanthir – Die Quellstadt [Stadt der Elben]
Noss Nauralass – Haus Flammenblatt
Gwador – Bruder



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 19.03.21 23:04.
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