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Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [III]

Silithil Nauralass
19. März 2021 23:44
Tief im Taur-en-Melegorn erhob sich inmitten einer gewaltigen Lichtung der Galadh-Cuil. Hier pulsierte das Leben wie an keinem anderen Ort fern ab der Faer-amar und so verweilten hier auch Wesen, die sonst nur äußerst selten auf jener Ebene in Erscheinung traten. Unter der weitläufigen Krone des Galadh-Cuil hatten sich zwei eindrucksvolle Taur-amlug in dem ihm umringenden Meer aus exotischen Blumen niedergelassen. Aus ihren Nüstern stieg vereinzelt grünlicher Rauch auf, ein Anzeichen dafür, dass diese Wesen gerade in einen tiefen Schlaf verfallen waren.

Vor dem Baum, flankiert von jenen ehrfurhtgebietenden Wächtern stand die Golodh mit lecht geneigtem Haut. Ihre zierliche rechte Hand hatte sie auf dem Stamm des Baumes gebettet, während in ihrer Linken ein Faer-Ivren ruhte. Dieser vergleichsweise seltene Gegenstand war ein Machtfokus, der von den Idhrin verwendet wurde, die, wie niemand anders unter den Eldalië, eine äußerst enge Bindung zu Ea eingegangen waren. Es trug sich allerdings erst, nach ihrer Rückkehr aus dem Taur-nu-Fuin, in Mârlanthir zu, dass einer der Amar-faer jenes Artefakt an sie überreichte. Mit leichter Verwunderung hatte sie es damals angenommen und auch erst im Wandel der Monde wusste die Golodh darum bescheid den Faer-Ivren effizienter einzusetzen. In seiner Beschaffenheit ähnelte er den Lûth-Ivrin, die von den Ithryn gezielt dazu genutzt wurden, die alten Mächte genau kalkuliert in ihnen zu binden. Auch sie verwendeten Phantomkristall als Basis dieses Artefakts, allerdings war der weitere Nutzen ein vollkommen anderer. Während die Ithryn gezielt die einzelnen Elemente von Gwilith, Naur, Nen, Cae oder Lûth in unterschiedlichen Kombinationen extrahierten, so gebrauchten ihn die Idhrin ausschließich dazu um ihre eigenen Sinne für das Aerlinn weiter zu schärfen. Beide Artefakte waren eine Notwendigkeit außerhalb der Faer-amar geworden, da hier das Anlitz der Lûth über einige Zeitalter hinweg geschwächt worden war und sich nur quälend langsam erholte. Von Zeit zu Zeit mussten diese Kristalle allerdings wieder aufgeladen werden. Dies gelang den Idhrin im Gegensatz zu den Ithryn, welche die alten Mächte aus den Salab zogen, allerdings nur an bestimmten Orten, wo die so genannten Aira-tië eine besonders hohe Konzentration aufwiesen. Die Golodh hatte es zu jenem Zweck ursprünglich hier her gezogen.

Ein kaum hörbarer Vers wanderte über ihre Lippen, als der Faer-Ivren friedvoll zu glimmen begann. Die Idhren hatte ihre Augen zu jener Zeit geschlossen und nahm ihre Umgebung schon lange nicht mehr wahr. All ihre Sinne waren auf den Galadh-Cuil gerichtet, um den Kraftfluss der von ihm ausging in das Artefakt zu lenken. Nur wenige Herzschläge später war es schließlich vollbracht und der Faer-Ivren hatte seine volle Kapazität erreicht. Mit einem Mal riss die Golodh abrupt die Augen auf. Etwas krallte sich plötzlich an ihrem noch am Baum ruhenden Arm fest, ohne sie allerdings wirklich zu verletzen. Verstohlen wanderten ihr Blick zum Verursacher ab und betrachteten denjenigen der ihr einen kurzen Schrecken eingejagd hatte – Es war der Amar-faer der ihr einst ein Gefühl für die tosenden Winde näher brachte. „Bist Du immer noch leicht verstimmt, ob Deiner damaligen Bruchlandung?“ fast schon neckisch klang die melodische Stimme, als sie sich ihrem Begleiter mit dem Haupt zuwandte um ihn genauer zu mustern. Dieser hatte mittlerweile demonstrattiv die Arme verschränkt, seine Schwingen eingezogen und warf ihr einen vorwurfsvollen Blick zu. „Dank Dir habe ich doch nun mehr Übrung darin.“ Als die Idhren dies kund gab hatte sie sich bereits vom Galagh-Cuil gelöst, wobei der Amar-faer weiterhin wie ein Falke oder kleiner Drache auf ihrem rechten Arm verharrte. „Ich werde nicht mehr zulassen, dass Du so einfach abstürzt.“ Diese Zusicherung wirkte in der Melodie ihrer Stimme ernster als sonst und konnte durchaus mit einem Schwur verglichen werden. Etwas verwundert über die plötzlich ernster klingende Golodh beließ es der Amar-fear schließlich dabei und entspannte sichtlich zufrieden seine Körperhaltung.

Ihr Weg führte sie nun zur noch brennenden Feuerstelle, an der sie sich noch zuvor mit einigen seltenen Gästen dieses Ortes niedergelassen hatte. Zur großen Lichtung des Galadh-Cuil führten die Pfade vieler, die dem Aerlinn näher standen, wobei sie nicht immer nur den Eldalië angehörten. Manchereins traf man hier auch einige wenige eingeweihte Vertreter der Edain an, wobei dies oft als Missstand für eine bestimmte Gruppe von Verwandten der Golodh darstellte – Den Sindar. Sofern die Gäste - welcher Abstammung sie auch immer sein mochten - jedoch keinerlei feindseeligen Absichten hegten, wurde deren Anwesenheit selbst von diesen eher grimmigeren Zeitgenossen zu Mindestens toleriert. Auf der Lichtungdes Galadh-Cuil allerdings Hexen anzutreffen, war für die Golodh zunächst durchaus verwunderlich. Während ihrer Reisen hatte sie schon von einem Zirkel in den südwestlichen Ausläufern dieses Landes gehört. Viele nennenswerte Informationen dazu konnte sie allerdings bis jetzt noch nicht erlangen. Sie wusste, dass auch sie mit den alten Mächten in gewisser Weise im Bunde standen, auch wenn ihre Art und Weise damit umzugehen sich grundlegend von jender der Eldalië unterschied. Die Idhren war ihnen nicht feindseelig oder abweisend gegenübergetreten – Warum auch? Instinktiv wusste sie, dass von ihnen keine Gefahr auszugehen schien, ansonsten hätten sich die zahlreichen Wächter um den Galadh-Cuil bereits gegen diese Neuankömmlinge erhoben. Der Pfad jener Hexen führte sie wohl teilweise auch aus Neugierde oder als eine Art von Unterricht hier her. Sie hatten einige Fragen zu jenem Ort gestellt und die Golodh hatte manche hiervon beantwortet, ebenso wie gewisse Details von ihrem Standpunkt aus genauer erläutert. Letztlich war es eine für sie durchaus aufschlussreiche Unterhaltung, insbesondere da sie bisher recht wenig mit jener Art von Edain zutun gehabt hatte.

Der spätere Austausch von Geschichten führte allerdings dazu, dass die Golodh schmerzlich an die Trennung von Elemmírë, ihrem Gyrinx, erinnert wurde. Es handelte sich hier um ein katzenähnlches Wesen mit bläulichem Fell und strahlenden Augen. Sie konnten sonst nur innerhalb der Faer-amar vorgefunden werden, was die Anwesenheit von Elemmírë auf Tol-Ithildim einst zu etwas nicht alltäglichem machte. Gyrinx gingen meistens eine starke mentale Bindung mit ihrem Begleiter ein und je länger sie beisammen waren, desto mehr ähnelten sie sich. Die enge Bindung an andere Lebewesen schien ein Bedürfnis dieser Tiere zu sein, allerdings war der Vorteil, den sie daraus zogen, den Gelehrten unbekannt. Elemmírë war seit ihrer späten Kindheit stets an der Seite der Golodh gewesen, bis Tol-Ithildim von den Nebeln verrschlungen wurde. Ihre Schwester Fuinsul und sie konnten sich gerade noch mit enigen wenigen anderen Bewohnern von der Insel retten, allerdings war ihr geliebter Gyrinx zu dieser Zeit nicht bei ihr. Es hatte der Golodh damals das Herz gebrochen ihn zurücklassen zu müssen, aber es blieb ihr keine andere Wahl. Sie gab niemals die Hoffnung auf, eines Tages wieder mit ihm vereint zu sein. Selbst als sie die Präsenz von Elemmírë nach dem Verschwnden ihrer Heimat immer schwieriger ertasten konnte, gab es ihr dennoch die Gewissheit, dass er überlebt haben musste. Irgendwann war es ihr allerdings nicht länger möglich dieses unsichtbare Band weiter aufrecht zu erhalten. Selbst auf ihren Reisen als Diplomatin des hohen Rates von Mârlanthir fand die Golodh keine Spuren, die auf seinen Aufenthaltsort Rückschlüsse geben konnten. Die Idhren hoffe insgeheim mit Hilfe der Amar-faer eines Tages vielleicht auch in diesem Punkt weitere Antworten finden zu können, die ihr bis jetzt noch verlossen waren.

Schon seit längerer Zeit war sie zudem auf der Suche nach Orten, an denen die Konzentration der Aira-tië besonders dicht war. Sie erhoffte sich hier mehr über die Wirkung der Lûth im Einklang mit dem Aerlinn in Erfahrung zu bringen, wobei ihr die Amar-faer stets lehrreich, wenn auch noch immer ebenso in Begleitung eines gewissem Grads an Schabernack beiseite standen. Als die Edain auf allerdings der Lichtung des Galadh-Cuil verweilten hielten sie sich zurück. Ob es ein Anflug von sonst missenden guten Manieren war oder andere Beweggründe dahinter standen konnte die Golodh allerdings nur mutmaßen. Eines war ihr allerding in der Unterhaltung mit den Edain klar geworden – Die Begleiter welche den Hexen zur Seite standen waren nicht so chaotisch und ungebunden wie jene die ihr nun schon seit längerer Zeit folgten. Langsam aber sicher lernte sie mit jener Tatsache umzugehen, ungeachtet all der vermeidlichen Stolpersteine die ihr darin auch begegneten. Es stand der Idhen nicht der Sinn danach, sie zu erziehen oder in deren Freiheit einzuschränken. Die Amar-faer halfen ihr wenn es nötig war oder sie darum bat, wobei deren Bereitschaft hierzu langsam wuchs. Es lag der Golodh sehr viel daran diesem sich weiter festigenden Bund nicht zu schädigen und wo es aus ihrer Sicht auch Sinn ergab weiter zu fördern. „Eure Verwandten die den Edain folgen besitzen eine ganz eigene Mentalität – Da ist mir Eure Gesellschaft lieber.“ Ihren Worten wohnte eine einfühlsamere Melodie inne, als sie diese zunächst an den Amar-faer richtete, der sich noch immer an ihren Arm festgekrallt hatte. Wenig später blickte sich die Idhren allerdings um, wohl als Zeichen das nicht nur er hiermit gemeint war. Kaum ein Herzschlag später zeigten sich dann auch schon seine Brüderund Schwestern die sich dann dazu beschwichtigen ließen um die Feuerstelle herum auzutauchen. Das pötzliche Erscheinen entlockte der Golodh ein länger andauerndes Lächeln. Man konnte ihr die Freude über dieses Ereignis durchaus ansehen, insbesondere da dies ein Zeochen dafür war, dass auch sie den Amar-faer weiter ans Herz wuchs. Mit allen Marotten die ihre Begleiter auch hatten, sie wollte sie immer weniger missen.

„Wir sollten nun wieder aufbrechen oder wollt ihr hier noch weiter verweilen?“ Sie blicke fragend zwischen ihren Begleitern umher. Als dann kein Widerspruch kam und sie ab und an ein leichtes Kopfschütteln unter manchen erspähen konnte, deutete die Idhren dies letztlich als Zuspruch. Mit einer fließenden Geste die in Richtung des Feuers gerichtet war, erlosch dieses schließlich und die Golodh wandte sich von jener Lagerstele ab. Die zuvor noch sichtbar gewesenen Amar-faer erblassten langsam wieder, bis sie schließlich nicht mehr für sichtbar waren. Auch ihr Begleiter der sich auf dem Arm niedergelassen hatte zog sich nun allem Anschein nach wieder zurück, als die Idhren schließlich in Richtung einer Pforte der Eldalië am Rande der Lichtung schritt. Wenig später öffnete sie diese und ließ den Taur-en-Melegorn wieder hinter sich. Von ihrer Anwesenheit zeugte lediglich noch die schwach glimmenden Reste der Glut innerhalb der Lagerstelle, die mit der Zeit sicherlich bald erloschen sein würden.

Sindarin – Deutsch

Eldalië – „Das Volk der Elben (allg.)“
Golodh/Gelydh – Hochelb(e)/Hochelben
Sindar/Dindar – Grauelb(e)/Grauelben
Taur-amlug/Taur-emlyg – Walddrache/Walddrachen
Adan/Edain – Mensch/Menschen
Feanturi – Elementarherren (Herren der Geister)
Ea – „Die Welt“ (Gesamtheit)
Faer-amar – Feenwelt („Die Anderswelt“)
Amar-faer – Elementargeist/Elementargeister
Mârlanthir – Die Quellstadt [Stadt der Elben]
Tol-Ithildim – Insel des Mond-Sternlichts [Verschollene Stadt der Elben]
Galadh-Cuil – Baum des Lebens
Taur-en-Melegorn – Wald des großen Baumes [Wald um den Baum des Lebens]
Taur-nu-Fuin – Wald unter den Schatten [Verwunschene Waldregion nahe der Pforten nach Ost-Dúinath]
Aerlinn – „Das heilige Lied“ / „Herzschlag der Welt“
Lûth – Magie
Gwilith – Luft
Naur – Feuer
Nen – Wasser
Cae – Erde
Idhren/Idhrin – Weise (allg.) [Bezogen auf eine Person bezeichnet dies einen Weisen niedern Ranges]
Ithron/Ithryn – Magier (allg.) [Bezogen auf eine Person bezeichnet dies einen Magier niedern Ranges]
Faer-Ivren/Faer-Ivrin – Phantomkristall
Lûth-Ivren/Lûth-Ivrin – Zauberkristall
Aira-tië – Ley-Linien
Salab – Reagenzien
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

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