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Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [VI]

Silithil Nauralass
06. Juni 2021 11:57
Mark und Bein erschütternde, verzerrt klingende Schreie ertönten von einer Lichtung innrhalb des Tawar-i-rhach – Einer dicht bewaldeten Region im Norden des Landes, die anderen Völkern als „Fluchwälder“ bekannt waren. Eine Vielzahl an Feenwesen hatten hier einst eine Heimat gefunden und eine der ihren galt in vergangenen Tagen als Schutzgeist dieses Ortes, ehe ein großes Unglück über sie hereinbrach. Mit der umunkehrbaren Verderbnis die ihren Geist befallen hatte, veränderten sich auch Wälder und wurden zu einem albtraumhaften Zerrbild, dass jeden unachtsamen Wanderer, der die Marksteine überschritt, zu verschlingen drohte.

Eilig hatten die Schritte der Idhren mit einem ihrer Begleiter hierher geführt. Der von Flammen umspielte Amar-faer lenkte einst mit großem Nachdruck den Pfad der Golodh in dieser Richtung, wobei jene ob seines Verhaltens die Dringlichkeit seines Anliegens mit gewisser Besorgnis aufnahm. Gemeinsam schnitten sie eine brennende Schneise durch das von Verderbnis befallene Unterholz und seine wahnsinnig gewordenen Waldgeister. Die Golodh war keinesfalls ungeübt im Kampf. Seit ihrer frühen Kindheit wurde sie im Noss Nauralass im Umgang mit dem Schwert und der Anwendung von Gefechtszaubern unterwiesen. In der damaligen Zeit wollte sie Fuinsûl um nichts nachstehen, wobei sie ihre Schwester oftmals idealisierte. Nichtsdestoweniger konnte die Idhren letztendlich nie die gleiche Begabung im Umgang mit Waffen aufweisen, aber stattdessen ein weitgehend tieferes Verständnis für das Weben von Zaubern. Gemeinam ergänzten sich die Geschwister in vergangenen Tagen aufgrunddieser Unterschiede gut im Gefecht, doch nun waren sie wieder voneinander getrennt. Den Platz ihrer Schwester hatten in jenen Belangen die Amar-faer auf den Reisen eingenommen. Die Walgeister und verdorbenen Feen die sich ihnen hier in den Weg stellten erwiesen sich als heimtückische Gegner. Ihr Vorankommen wurde allerdings trotz all der Hinterhalte nicht im Geringsten verlangsamt. Insbesondere die verderbten Baumsängerinnen machten der Idhren und ihrem Begleiter zu schaffen. Anders als andere wahnsinnig gewordene Dryaden des Tawar-i-rhach waren sie nicht in einem Kampfrausch verfallen, sondern agierten mit kaltblütiger Kalkulation. Mit Mühe konnte sich die Idhren den Zaubern dieser Waldgeister erwehren, wobei sie nicht nur einmal dafür sorgten, dass sie und der Amar-faer kurzzeitg getrennt wurden. Erschwerend kam die Präsenz zahlreicher Schatten und Fluchfeen hinzu, die mit ihren heimtückischen Angriffen nicht nur einmal das Schicksal der beiden beinahe besiegelt hätten.

Auf einer größeren Lichtung war die letzte Konfrontation ausgefochten worden. In ihrem Zentrum befand sich eine eigenartige Eiche, deren Krone eine rötlich schimmernde Feuerkugel gefangen zu halten schien. Nicht weit von ihr entfernt lagen noch die leicht glimmenden Leiber jener niedergestrecken Waldgeister, die über die Idhren und ihren Begleiter hergefallen waren. Skeptischen Blickes musterte die Golodh den eigentümlichen Baum, an dem der Amar-faer wenig später hastig emporkletterte. Irgendetwas konnte hier nicht stimmen. Sie kannte die alten Fae-galadh, die im Taur-in-Elin oder sogar dem Taur-nu-Fuin vorzufinden waren. Immer wenn sie in deren Nähe verweilte überkam die Idhren für gewöhnlich ein unerklärliches Gefühl der Geborgenheit. In diese Fall jedoch glaubte sie unterbewusst gequälte Schreie zu vernehmen, die immer mehr an Kraft gewannen, je weiter sich ihr Begleiter der tänzelnden Flammenkugel innerhalb der Baumkrone näherte. Die Idhren konnte spühren, dass die Aira-tië sich an jenem Ort bündelten, aber in einer immer stärker verzerrt wirkenden Form, je näher sie dieser Eiche kamen. Auf den ersten, flüchtigen Blick schien es fast so, als hätte etwas oder jemand vom Fae-galadh Besitz ergriffen, um seine Wesenszüge zu verzerren. Bei genauerer Betrachtung jedoch übekam die Idhren schließlich eine andere schreckliche Erkenntnis – Er wurde nicht von etwas heimgesucht, sondern diente als eine Art Gefängnis. Die Flammenkugel in seiner Krone war anscheinend einer der Amar-faer der verzweifelt um seine Freiheit kämpfte und immer weiter an Kraft verlor. Seine Lebensenergie schien ihm langam entzogen zu werden, als würde sich der korrumpiete Fae-galadh davon nähren.

„No dirweg!“ Rasch entfuhr es ihrer Kehle um ihren Begleiter zu warnen, der mittlerweile erste Versuche tätigte die das Gefägnis zu durchbrechen. Die Idhren war kurz davor ihm dabei behilflich zu sein und den ersten Zauber zu jenem Zweck zu weben, da erbebte der Boden unter ihren Füßen. Mit einem Ruck erhob sich plötzlich unweit der Eiche ein korrumpieter Baumhirte aus dem Erdreich. Der erste, weit ausgeholte Hieb einer seiner Klauen schnellte auf den Amar-faer zu, der kaum eine Chance hatte darauf zu reagieren. Ein Mark und Bein erschütternde Knall erfüllte wenig später die Lichtung, als der Hieb schließlich sein Ziel fand und zwischen den hölzernen Fingern des Wesens einige rote Funken hervorschnellen ließ. Wenig später musste die Idhren entsetzt mitansehen wie der leblose Körper ihres Begleiters zu Boden schnellte und dort zu feiner Asche zerfiel. Zähneknirschend und mit den ersten Anzeichen aufflammender Wut nahm sie etwas Distanz zu dem Baumhirten ein, während ihre Augen ihn auf raubtierhafte Weise erfasste. In diesem Moment schwor sie sich, dass diese Kreatur für diese Tat teuer bezahlen würde. Als ihr Gegner sich auf die Idhren zubewegte festigte diese ihren Griff um das Lûth-hathol, dass sich in ihrer Rechten befand und riss dann ihre Linke empor zum Himmel. „Naurtalf ortha-le“ nach dem Abklang jener melodisch klingenden Worte erhoben sich Flammen um den Baumhirten und erfassten diesen teilweise, brachten das Wesen aber keinesfalls dazu innezuhalten. Manchen Hieben konnte die Golodh nur sehr knapp ausweichen, wobei Koloss ihr keinen Moment der Ruhe gönnte. Der korrumpierte Baumhirte war schneller als man es ihm auf den ersten Blick hin zutrauen würde. Immer wieder webte die Golodh Zauber um die Flammen weiter anzufachen. Diese hatten mittlerweile den gesamten Leib des Wesens eingehüllt – Allerdings schienen sie auch weniger Wirkung zu zeigen, als ursprünglich von der Anwenderin erhofft.

In einem kurzen Moment der Unachtsamkeit, in dem sie nach anderen Möglichkeiten ausschau hielt ihren Gegner zu Fall zu bringen, erfasste die Klaue des Baumhirten schlagartig die Idhren und umschloss ihren zierlichen Leib. Der Griff wurde immer fester, als sie sich verzweifelt vesuchte hieraus zu befreien. Wo immer sich ihr eine Chance bot schlug die Golodh mit dem Lûth-hathol gegen den knorrigen Schädel des Wesens, wobei sie schnell feststellen musste, dass dies nur minimalsten Schaden verursachte. In dieser Lage war es ihr kaum noch möglich einen Zauber zu weben, womit ihre Chanen dieses Aufeinandertreffen noch lebend zu überstehen deutlich schwanden. Trotz Allem wurde die Idhren nicht von Verzweiflung übermannt, sondern noch immer von Wut und wahrscheinlich auch größtenteils ihrer Sturheit vorangetrieben. Es war jener Moment als der Baumhirte mit seiner zweiten Klaue heranückte, um ihrem Dasein ein Ende zu setzen, als die Golodh schließlich einen grünlich schimmernden Stein inmitten des aus Wurzeln gebildenten Corpus erspähte. In einem letzten Akt stoischer Entschlossenheit rammte die Idhren das Lûth-hathol gezielt in jene Stelle und brachte ihren Gegner dazu seinen erbarmungslosen Griff von ihr, offenbar in einem Moment des Schocks, zu lösen. Ihre Klinge steckte noch in seinem Brustkorb, als ihr Leib zu Boden schnellte. Viel Zeit verlor die Idhren nicht und machte sie rasch darauf wieder auf die Beine zu kommen. „Gwanu thî“ bei jenen Worten verfinsterte sich die Miene der Idhren zusehens und ihnen haftete auch ein deutlich verbittert klingener Unterton an. Ihr Gegner war weiterhin benommmen und jenen Zustand galt es auszunutzen. „Lûth hortha-pendrath“ Nachdem Abklang jener melodischen Worte schnellte ein gleißendes Bündel Energie vom Himmel herab und erfasste den noch leicht brennenden Baumhirten. Durch die Wucht des Einschlags sank dieser schließlich auf die Knie, wodurch das in ihm steckende Lûth-hathol für die Idhren deutlich leichter zu erreichen war. Auf eine solche Gelegenheit hatte sie gewartet. Die Idhren stürmte auf das Wesen zu und erfasste schlagartig ihr Lûth-hathol, um es mit aller Gewalt noch tiefer in ihn zu treiben. Ein Knacken war zu hören als der grünliche Herzstein durch jene Tat in mehrere Teile zerbrochen wurde und dem Dasein des Wächters somit ein Ende setzte.

Die Golodh zog ihre Klinge in einer fließenden Bewegung aus ihrem niedergestreckten Gegner und blickte dabei voller Verachtung auf diesen herab. An seinem Körper zehrten noch einge Flammen, wobei es gewiss noch eine Weile dauern würde, ehe sie ihn verschlungen hatten. Ohne zu zögern schlug die Golodh einen der kleineren Äste vom Körper des Baumhirten um diesen dann als eine Art Fackel an sich zu nehmen. Ihre Schritte führten daraufhin schon nahezu bedächtig in Richtung des Fae-galadh, wo noch ein kleiner Aschehaufen an ihren niedergestreckten Begleiter erinnerte. Als sie die Eiche emporblickte warf sie die brennende Fackel zwischend deren trocken wirkenes Wurzelgeflecht. Es gab aus ihrer Sicht nur einen Weg dieses Gefägnis zu brechen – Reinigende Flammen.
Dieser korrumpierte Fae-galadh musste vom Antlitz von Ea getilgt werden, damt der dort eingesperrte Amar-faer endlich seine Freiheit wiedererlangte und nicht weiterhin als Energiequelle genutzt werden würde. Ihr Herz war noch immer voller Zorn als ein leiser Singsang im silberklaren Klang über ihre Lippen huschte. Langsam begann sie den Zauber zu weben der das Feuer stärkte, welches gierig über den Stamm Fae-galadh herfiel. Die Flammen schlugen immer höher und erfassten dann auch die gleißende Kugel innerhalb der Krone der seltsamen Eiche. Mit der Zeit wurden die Konturen vezerrt und die einstmals gefangene Feuerkugel gewann auch an Größe. Schließlich gipfelte das Phänomen darin, dass die gesamte Eiche mit einem Schlag vom Feuer verschlungen wurde. In diesem Moment gelang es dem dort gefangenen Amar-faer schließlich sich zu befreien. Mit seinem Ausbruch schoss eine Flammensäule empor gen Himmel, die wohl auch das letzte Lebenslicht des korrumpieten Fae-galadh erlöschen ließ. Triumpfierend wirkte das Lächeln, dass nun das Anlitz der Idhren zierte, als sie allmählich zurück trat um ihr destruktives Werk fat schon genüsslich begutachtete. Knapp neben der Golodh war nun der befreite Amar-faer aufgetaucht und blickte zu ihr empor.

Im Dickicht am Rande der Lichtng war erneut ein Rascheln zu hören. Die Aufmerksamkeit der verdorbenen Bewohner der Tawar-i-rhach war erneut durch dieses Spektakel erregt worden. „Es liegt ein beschwerlicher Weg vor uns, wenn Du ich begleiten willst. Die Zahl unserer Gegner hier ist groß – Ich bitte Dich, steh mir bei.“ Die Idhren neigte das Haupt, als sie sich mit jenen Worten an den neben ihr stehenden Amar-faer wandte und den Griff ihres Lûth-hathol wieder fester umschloss. Lange musste sie nicht auf eine Reaktion seinerseits wareten, denn schon kurz darauf wandte er sich an ihrer Seite in Richtung der herannahenden Gegner die nun die Lichtung betraten. Es sollte einige Kämpfe vorden beiden liegen, ehe sie wieder die Marksteine dieses Ortes passieren konnten.

Sindarin – Deutsch

„No dirweg!“ – „Sei vorsichtig!“
„Naurtalf ortha-le“ – „Flammenwand erhebe Dich!“
„Gwanu thî“ – „Stirb/Vergehe endlich“
„Lûth hortha-pendrath“ – „Magie (Blitz) schnelle herab“
Eldalië – „Das Volk der Elben (allg.)“
Golodh/Gelydh – Hochelb(e)/Hochelben
Feanturi – Elementarherren (Herren der Geister)
Amar-faer – Elementargeist/Elementargeister
Ea – „Die Welt“ (Gesamtheit)
Tawar-i-rhach – „Die Fluchwälder“
Taur-in-Elin – Wald unter den Sternen [Waldregion um Ost-Dúinath]
Taur-nu-Fuin – Wald unter den Schatten [Verwunschene Waldregion nahe der Pforten nach Ost-Dúinath]
Fae-galadh – Seelenbaum/Seelenbäume
Noss Nauralass – Haus Flammenblatt
Lûth – Magie
Lûth-hathol/Lûth-heithol – Zauberklinge/Zauberklingen
Aira-tië – Ley-Linien
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