Willkommen! Anmelden Registrierung bei TheOldworld

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [IV]

Silithil Nauralass
02. April 2021 00:33
Inmitten eines imposanten Gebirges befand sich ein verborgenes Tal, an dessen Ausläufern ein weitläufiger See seinen Platz hatte. Er wurde von donnernden Wasserfällen gespeist, die einer Quelle im Herzen der Berge entsprangen. Eine atemberaubende Vielfalt von Pflanzen rahmte den See ein und legte Zeugnis über die Fruchtbarkeit des hier vorzufindenden Erdbodens ab. Auf einem Stein nahe des Ufers befand sich fein säuberlich zusammengelegte Kleidung, die sich eine Besucherin zuvor entledigt hatte, ehe sie ins kristallklare Wasser vorgedrungen war.

Mit geschlossenen Augen verharrte die Golodh gedankenverloren zwischen zwei der rauschenden Wasserfälle innerhalb des Sees. Dieser Moment der Annehmlichkeit, der ihr gegönnt wurde, wusste sie zu schätzen. Die Idhren war nun schon seit Wochen mit den Amar-faer unterwegs gewesen, ohne wirklich zu wissen welches genaue Ziel ihre Begleiter diesmal im Sinn hatten. Dieser Umstand war für die Reisende allerdings weniger von Beeutung. Durch die Amar-faer hatte sie eine andere Sichtweise dafür erhalten, wie sie Mächte der Lûth anwenden konnte. Die Herangehensweise der Geister unterschied sich deutlich von jener, die von vielen Akademien der Eldalië gelehrt wurden. Das Verständnis für die Zusammenhänge die sich daraus ergaben wuchs in der Idhren mit jeder noch so verspielten oder chaotischen Lehrstunde ihrer Begleiter. Sie bemerkte stetig Fortschritte auf dem Pfad, den sie hiermit eingeschlagen hatte und dadurch verstärkten sich auch ihre Ambitionen diesen zu meistern. Schicksalsergeben war sie den Amar-faer deswegen weiterhin gefolgt, bis die Lande um Mârlanthir in weiter Ferne lagen. Die Bedrohungen die hier auf sie lauern würden, waren der Golodh nicht fremd und sie war darauf vorbereitet ihnen zu entgehen. Normalerweise reiste sie im Verborgenen und hielt ihre Identität weitesgehend geheim, sollte sie mit den Angehörigen fremder Völker auf den Handelswegen in Kontakt kommen. Nur gelegentlich legte sie die schützende Vermummung ab, insbesondere an jenen Orten von denen ihrer Einschätzung nach wenig Gefahr für sie ausging.

Das Geräusch eines plötzlichen Platschens riss die Golodh wieder aus ihrer Gedankenwelt und veranlasste sie dazu ihre Augen schlagartig aufzureißen. Sie war nun wieder in Alarmbereitschaft versetzt worden und ließ ihre tiefblauen Augen abschätzend in der näheren Umgebung wandern. Im Zentrum des Sees erspähte sie schließlich einen Amar-faer, der sie mit einem breiten Grinsen anstarrte, als er seine Hände weit ausbreitete. „Untersteh Dich!“ Rasch entfuhren ihr diese Wort, da sie nur zu gut wusste was als Nächstes folgen würde. Wenige Herzschläge später hatte sich die Idhren aufgerichtet. Der See war an jener Stelle nicht allzu tief, wodurch sie noch bis zu ihrer Hüfte im Wasser verharrte und ihr langes, silbernes Haar nun größtenteils ihre Oberweite bedeckte. Lediglich den Faer-Ivren trug sie noch an einer feingliedrigen Kette um ihren Hals – Wenn auch dies nur als Provisorium gedacht war, damit er nicht so einfach verloren ging. Innerlich spührte die Idhren wie der Amar-faer damit begann einem an Stärke gewinnenden Strudel im Zentrum des Sees zu seiner Geburt zu verhelfen. Diesmal würde sie nicht davon überrumpelt werden. Ihr Atem wurde immer kontrollierter, ehe die Golodh damit begann die Haltung ihres Begleiter nachzuahmen. Langsam versuchte sie die in Bewegung gesetzten Kräfte zu ertasten, um ihnen Einhalt gebieten zu können. Schließlich schloss die Idhren ihre Augen und versuchte weitere Ruhe zu gewinnen. Sie musste ihren Geist von Ablenkungen befreien, einen Zustand der Form- und Gestaltlosigkeit verinnerlichen. Das Wasser um sie herum konnte fließen, still stehen oder zerstören. Es war anders als die unsteten rasanten Winde, die sie einst gelenkt hatte, dennoch versuchte sie es nun mit der gleichen Herangehensweise. Mühevoll wirkte die Golodh den entfesselten Kräften entgegen, wobei schon fast der Verdacht aufkommen könnte, dass sie der Amar-faer teilweise gewähren ließ. Er ließ ihr Zeit sich darauf einzustellen, gab teilweise nach als sie langsam ein Gefühl zu bekommen schien den langsam entstehenden Wirbel wieder zu besänftgen. Letztlich blieb das Wasser in Bewegung, aber dem Schauspiel ruhte eine gewisse Harmonie inne, die keineswegs etwas bedrohliches an sich hatte und nun für längere Zeit andauern sollte.

Ein triumphierend wirkender Gesichtausdruck zierte das Antlitz der Golodh, als sie es sich erlaubte einen kurzen Blick auf den Amar-faer zu werfen. Jener erwiederte diesen lediglich mit einem breiten, schelmischen Grinsen, was sie anfänglich noch leicht verdutzte. Wenig später erhoben sich dann zwei weitere Geister aus dem See, um ebenfalls auf den Wasserwirbel einzuwirken. Die Augen der Idhren weiteten sich als sie bemerkte, dass sich die Intensität des entfesselten Phänomens immer weiter erhöhte. Sie wusste nur zu gut, dass es wohl aussichtlos war dem Wirken von drei der Amar-faer entgegenzustellen. Ihre Aussichten auf Erfolg waren in diesem Fall schwindend gering, falls überhaupt existent. Stattdessen bemühte sich die Golodh weiterhin die Stabilität des Strudels aufrecht zu erhalten. Immer weiter zerrte der Sog an ihrem Leib und sie hatte große Mühe ihre Balance zu halten ohne dabei abzurutshen. Wohl auch zur Verwunderung der drei Amar-faer hielt sich die Idhren bei ihren Bemühungen trotz der Umstände über längere Zeit erstaunlich wacker. Die Geduld ihrer schelmischen Begleiter war jedoch nicht unerschöpflich. Im Einklang miteineinander sorgten sie nun dafür, dass der Strudel zunehmend an Stärke gewann, was gewiss dafür sorgen würde, dass er die Golodh verschlang. Genau auf jenen Moment hatte diese allerdings insgeheim gewartet. Sie kanalisierte den letzten Rest ihrer verbleibenden Kräfte, um das Phänomen ebenfalls in einem Maß zu verstärken, dass sie ihm nicht als Einzige zum Opfer fiehl. Die Amar-faer bemerkten dies allerdings erst als es schon längst zu spät war. Der Strudel hatte eine Größe und Intensität erreicht der alle Anwesenden nicht mehr gewachsen waren. Mit einem kraftvollen Ruck riss der Wasserwirbel zuerst die Idhren und dann die Amar-faer hinfort. Vom Strudel erfasst drehten sie sich letztlich einige Male im Kreis, ehe das Phänomen, in einem großen Finale, in einer unvorhersehbaren Fontaine gipfelte, die alle Beteiligten ein kleines Stück in die Luft empor schleuderte.

Mit lautem Platschen trafen alle wieder abwechselnd auf der Wasseroberfläche auf und tauchten dann in den See sein. Der Wirbel war inzwischen verschwunden, wodurch der See langsam wieder zur Ruhe kam. Zunächst stieg die Idhren wieder empor und schnappte begierig nach Luft. Auf dieses Erieignisse hätte sie wirklich verzichten können, aber zum Glück traf es sie diesmal nicht unvorbereitet, wie damals im Taur-nu-Fuin. Noch leicht benommen sah sie sich nach ihren Begleitern um, die nun ebenfalls einer nach dem anderen wieder aus den Tiefen des Sees auftauchten. „Das ist nun genug für heute“. Im Klang der melodichen Stimme konnte man kein Anzeichen von Groll erkennen. Zwar war die Golodh alles andere als Begeistert von dem Ausgang jener Situation gewesen, allerdings sah sie auch keinen wirklichen Sinn darin sich jetzt herüber aufzuregen. Die Lust an einem friedvollen Bad war ihr nun jedenfalls endgültig vergangen. Schließlich machte sich die Idhren auf wieder zurück zum Ufer zu schimmen, wobei sie nur leicht fragende Blicke von ihren Begleitern erntete. Kaum trat sie aus dem Wasser sprang einer von ihnen wie aus dem Nichts vor sie und warf ihr einen beinahe besorgt wirkenden Blick zu. „Es ist alles in Ordnung, sorge Dich nicht.“ In jenem Moment als die Golodh diesen entgegnete hob sie auch eine ihrer feingeschwungenen Brauen für einen Herzschlag dezent an. Vielleicht sahen die Amar-faer ja ein, dass sie ihre Späße mit ihr manchmal übertrieben. Von all dem Schabernack den sie erdulden musste hatte, war dieser grausige Wasserwirbel einer der stetig wiederkehrenden und auch unangenehmsten Dinge die sie mittlerweile kannte.

„Liria-sûl echui“ Diese liebevoll geflüsterten Worte huschten wenig später über die Lippen der Idhren, wodurch auch ein abrput aufkommener Luftwirbel entstand. Die letzten Wassertropfen, die sich zuvor noch wie feine Perlen auf ihrer Haut befanden, wurden hiermit hinfortgeweht. Endlich getrocknet passierte sie den noch vor ihr stehenden Amar-faer und schritt in Richtung ihrer Habseeligkeiten. Kaum wollte sie ihre Kleidung anlagen, wurde sie sich eines hellblau glimmenden Steines gewahr, der direkt darauf gebettet lag – Es handelte sich erneut um ein Sternenjuwel. Die Golodh ließ sich wieder zu einem Lächeln hinreißen. Wie zuvorkommend von diesen kleinen Chaoten. Sternenjuwele waren ein wertvolles Gut, wenn man die Pforten der Eldalië nutzen wollte und wusste, wie sie aktiviert werden konnten. Nicht jede hiervon konnte einfach durchschritten werden. Viele dieser Pforten stammten noch aus längst vergangenen Zeitaltern, andere lagen brach und leblos in der Wildnis. Letztlich waren nicht allzu viele hiervon aktiv, aber sie erleichterten die Reisen der Idhren ungemein, sofern sie die notwenigen Ressourcen hierfür besaß. Behutsam legte sie das Sternenjuwel zur Seite und begann damit sich anzukleiden. Kaum war sie hiermit fertig, hatten sich auch schon einige der Amar-faer um sie herum versammelt. Ihre Blicke wirkten erwartungsvoll, wenn nicht gar stellenweise abschätzend.

„Wir können wieder aufbrechen, nur wohin sollen uns diesmal unsere Schritte führen?“ Entschlossen klang die Melodie ihrer Stimme, als sie sich ihren Begleitern zuwandte. Die Amar-faer scheinen sich kurz zu beratschlagen, wobei manchereins wieder das fast schon übliche Gezeter unter ihnen ausbrach. Es lag wohl in ihrer Natur, da insbesondere Geister sich entgegengesetzter alter Kräfte nicht allzu gut zu verstehen schienen oder eben öfter Meinungsverschiedenheiten hatten. Schließlich verblassten die Umrisse der meisten Amar-faer, bis nur noch einer von ihnen übrig blieb, dessen felsiger Körper von zahlreichen, bläulichen Kristallen geziert war. Es sollte nicht allzu lange dauern bis er sich in Bewegung setzte und der Golodh deutete ihm zu folgen. Sie kam der Aufforderung wenig später nach und schon bald ließen beide dieses edyllische Tal wieder hinter sich.

Sindarin – Deutsch

„Liria-sûl echui“ – „Singender Wind erwache“
Eldalië – „Das Volk der Elben (allg.)“
Golodh/Gelydh – Hochelb(e)/Hochelben
Idhren/Idhrin – Weise (allg.) [Bezogen auf eine Person bezeichnet dies einen Weisen niedern Ranges]
Feanturi – Elementarherren (Herren der Geister)
Amar-faer – Elementargeist/Elementargeister
Mârlanthir – Die Quellstadt [Stadt der Elben]
Taur-nu-Fuin – Wald unter den Schatten [Verwunschene Waldregion nahe der Pforten nach Ost-Dúinath]
Lûth – Magie
Faer-Ivren/Faer-Ivrin – Phantomkristall



1-mal bearbeitet. Zuletzt am 02.04.21 00:36.
ThemaAutorAngesehenDatum/Zeit

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [Index]

Silithil Nauralass23623. Februar 2021 21:15

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [I]

Silithil Nauralass15623. Februar 2021 22:36

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [II]

Silithil Nauralass14012. März 2021 10:26

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [III]

Silithil Nauralass12219. März 2021 23:44

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [IV]

Silithil Nauralass10802. April 2021 00:33

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [V]

Silithil Nauralass10501. Mai 2021 00:22

Lamath î Feanturi – Stimmen der Elementarherren [VI]

Silithil Nauralass9706. Juni 2021 11:57



Aktive Teilnehmer


14 : 0 14 Gäste