Im Schutze, der Nacht und in dem strömenden Regen, hatte sich Lioa noch einmal auf gemacht.
Die Gespräche von dem Abend schienen ihr immer wieder im Kopf herum zu springen und ließen ihr keine Ruhe.


Auch das kleine Lächeln, des Kindes, welches voller Dreck und zerschlissener Kleidung in ihrem Hof gestanden hatte und ihr Pferd mit Äpfeln füttern wollte.
Er hatte ihr einen Brief gegeben, doch noch soviele dabei, als sie ihn fragte an wen diese hingingen, konnte er nur traurig mit den Schultern zucken.
Der junge beichtete ihr von der Aufgabe, und dass er die Briefe loswerden musste und er sich fürchtete beobachtet zu werden.
So machte Lioa ihm das Angebot ihm die restlichen Briefe abzukaufen, was ein paar Goldmünzen einem doch ermöglichten.
Sie gab ihm auch ein paar Äpfel mit, so verließ der ihr fremde kleine Junge wieder ihren Hof.
Nun hatte fünf Briefe insgesamt.
Sie setzte sich einen Tee auf und legte die Briefe auf den Tisch.
Es war schon nervig, dass genau jetzt wo sie ausgezogen und neu eingezogen war in Cove, diese düsteren Sachen geschahen.
Als der Tee fertig war goss sie diesen in einen Krug, dann setzte sie sich an den Tisch und zog sich einen der Briefe heran um diesen zu öffnen.
Er war versiegelt, einen Dämon sah man darauf, den sie einen Moment lang ruhig betrachtete, dann brach sie das Siegel und öffnete den Brief.
Als die Teekanne schon samt Inhalt kalt geworden war, legte sie den Brief weg und ging zu ihrer Ladeluke hinüber.
Unter ein paar Kleidern zog sie den schwarzen Foliant hervor, Seite für Seite ging sie durch bis sie die zweiundzwanzigste gefunden hatte.
Dann ging sie zum Tisch zurück und legte das Buch dort ab.
Nun ergab es Sinn was dort stand.
Sie nahm Feder und Tinte, die sie sich in Vesper gekauft hatte und begann damit auf die Rückseite der restlichen Briefe, die kleine Randnotiz des Buches zu übertragen.
Ihre Schrift war noch immer grausig und verwackelt, doch hoffte sie einfach das es lesbar genug war.
Als sie die vier noch immer versiegelten Briefe beschriftet hatte mit den Worten:

Am 11 Tage dieses Mondes zur 9 Abendstunde.

Und darunter:

Dieser Ort liegt weit hinter dem Tal des Zweifels und hinter dem Hort der Drachen. Folgt dem Fußmarsch bis kurz vor die Grenzen Britains. Zwischen den Gebirgen gibt es einen Pfad der auf keiner Karte verzeichnet ist.

legte sie den Foliant zurück und verstaute die Briefe in ihrer Tasche.
Als sie dann nach dem Gespräch von Miranda und Giralin keinen Schlaf fand, beschloss sie losziehen.


Den ersten Brief warf sie an dem Haus der Gebrüder von Auen in den Briefkasten, dieser war am saubersten von ihr beschrieben.
Sicher hatten die Wachen sie gesehen und erkannt, doch war das im Moment nicht von Belang für sie, im Gegenteil, sie würden sicherstellen, dass die Brüder von dem Brief wüssten.

Dann ritt sie weiter und warf einen weiteren Brief ein, der eher zu den schlechter geschrieben Exemplaren gehörte, in den Briefkasten des Klosters.
Sie hatte einen Moment gezögert, gehabt doch sie wusste es war das Richtige für die Bürger Coves.

Der nächste Ritt führte sie durch die Rast bis über die Trollbrücke, wo sie dann Giralins Grundstück ansteuerte und ihm einen Brief in den Briefkasten legte.
Auch hier zögern sie, er musste selbst wissen was er damit tat.

Ihr letztes Ziel befand sich in Vesper, dort packte sie es in den Briefkasten von der Maga El-Sovirax, sie hatte schon schlimmer geschrieben, doch sicher würde sie es entziffern können.

Als sie dann wieder an ihrem Haus ankam, beschloss sie ihren geöffneten Brief zu schließen und ebenfalls zu beschriften.
Trotz dem gebrochenen Siegel legte sie diesen, dann bei Lomanas Taverne in ihren Briefkasten.

Dann erst schien die Müdigkeit, sie einzuholen.
Nach ein paar in Unsicherheit getränkten gemurmelten Worten, legte sie sie sich schließlich schlafen.
An diesen Abend sollte sie schließlich ausgeschlafen sein.